Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Uferstraße, die zwar um diese Stunde nicht allzu stark befahren war, durch ihre bloße Existenz aber doch beruhigend auf ihn wirkte.
    Sandy sah es wohl ebenso. »Gehen wir«, sagte sie. Und jetzt klang ihre Stimme wieder fest und frei voft Untertönen unbestimmter Ängste.
    Wenig später waren sie auf gleicher Höhe mit der Leuchterscheinung. Auch aus dem neuen Blickwinkel bot das Silberfeuer dasselbe Bild. Lodernde, zuckende Flammen, für die es keine rationelle Erklärung gab. Jedenfalls keine Erklärung, mit der Bill das Mädchen beruhigen konnte.
    Dann hörten die beiden auf einmal einen Schrei. Einen Schrei, der aus der unmittelbaren Umgebung des Silberfeuers kam. Sofort danach kam ein anderes Geräusch. Ein lautes Klatschen, das sich anhörte, als sei jemand geschlagen worden.
    Abrupt verhielten Bill und Sandy ihren Schritt.
    »Bill«, flüsterte das Mädchen jetzt wieder voller Furcht. »Was, um Gottes willen…«
    Sandy stockte, und ihre wunderschönen blauen Augen wurden riesengroß. Ein erstickter Laut kam aus ihrer Kehle. Sie schlug die Hand vor den Mund.
    Bill und Sandy hörten jetzt nicht nur etwas, sondern sie sahen auch etwas.
    Mehrere Gestalten waren in den Lichtschein des silbernen Feuers getreten. Im Detail waren sie nicht zu erkennen. Und doch war ganz offensichtlich, was sie taten.
    Einige Männer - wenn es Männer waren - schleppten andere Menschen heran. Menschen, die sich nicht bewegten, die besinnungslos oder tot waren. Und diejenigen, die sie anschleppten, machten etwas Ungeheuerliches mit ihnen. Sie schleuderten sie in die züngelnden Silberflammen. So selbstverständlich, so beiläufig, als würden sie frisches Holz auf ein Lagerfeuer werfen.
    Bill hielt es nicht länger auf seinem Beobachtungsposten. Er folgte nicht einmal klarer Überlegung, sondern mehr der vom Gefühl bestimmten Empörung, die wie kochendes Wasser in ihm aufwallte.
    »Warte hier!« stieß er hervor.
    Und dann stürmte er, so schnell er konnte, auf das unheimliche Feuer zu, das für mehrere hilflose Menschen zum Scheiterhaufen zu werden schien.
    Er kam nicht weit.
    Die letzte Palme lag noch nicht einmal hinter ihm, als plötzlich, wie aus dem Sandboden gewachsen, eine dunkle Gestalt vor ihm auftauchte.
    Das Licht des Feuers drang nicht weit genug, um ihn mehr als Umrisse der Gestalt erkennen zu lassen. Sie erschien ihm nur merkwürdig dünn und groß.
    Zu weiteren Studien fand er auch gar nicht die Zeit. Die schattenhafte Gestalt ließ ihren Arm nach vorne zucken, so schnell, daß Bill gar nicht reagieren konnte.
    Er bekam einen mörderischen Schlag gegen den Kopf, unterhalb des rechten Auges. Die Gewalt des Schlages war so groß, daß er förmlich aus den Schuhen gerissen wurde. Er flog drei Yard rückwärts und schlug schwer auf dem Sandboden auf.
    Benommenheit ergriff Besitz von ihm. Er fühlte sich so schwer und träge wie ein Bleiklumpen. Alle Energien, die in ihm steckten, mußte er zusammenreißen, um nicht einfach liegenzubleiben und alles weitere tatenlos über sich ergehen zu lassen.
    Die schattenhafte Gestalt stand jetzt wieder vor ihm. Bill stützte sich mit den Händen in den Sand und wollte sich hochdrücken.
    Es gelang ihm nicht.
    Der unbekannte Gegner trat nach ihm. Bill fühlte, wie er einer Ohnmacht nahe war. Alles drehte sich um ihn herum, und vor seinen Augen tanzten bunte Sterne, Kreise und Spiralen. Dennoch war er sich bewußt, daß er blutete. Der Hieb des Angreifers hatte ihm die rechte Wange aufgerissen.
    Größer noch als zuvor war jetzt das Verlangen aufzugeben, sich mit allem abzufinden, was da kommen mochte.
    Aber noch einmal riß er sich zusammen, noch einmal lehnte er sich gegen seinen schier übermächtigen Gegner auf.
    Ein Schrei war es, der ihm neue Kräfte gab.
    Ein Schrei, der voller Entsetzen, voller Todesangst war.
    Sandys Schrei.
    Wieder rappelte sich Bill auf, die Zähne zusammenbeißend und die Schwächewellen bekämpfend, die ihn zu überspülen drohten. Schwankend wie ein Rohr im Wind kam er hoch.
    Der schattenhafte Angreifer stieß einen Zischlaut aus, in dem nichts Menschliches war. Erneut drang er auf den Kulturhistoriker ein.
    Bill Fleming wappnete sich gegen seine Attacke, nahm Boxerstellung ein. Er war ein sportlicher Mensch, der sich in allen Arten der Selbstverteidigung auskannte. Und der Mut der Verzweiflung stärkte ihn.
    Wie ein Speer zuckte der Arm seines Gegners heraus und schnellte auf ihn zu. Bill war vorbereitet. Blitzschnell nahm er den Kopf zur Seite. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher