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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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groß wie eine englische Pennymünze, aus Kupfer und vom jahrelangen Gebrauch abgegriffen und fettig. Im Kegel der Taschenlampe versuchte ich die Prägung zu entziffern. Aber ich spreche kein Chinesisch. Oder war es Japanisch…?
    Ein Andenken wahrscheinlich. Konnte dies vielleicht ein Hinweis für uns sein? Solche Münzen fand man in Los Angeles nicht auf den Straßen. Dass er sie überhaupt bei sich trug, scheint darauf hinzudeuten, dass es irgendeine Bewandtnis mit dem Geldstück haben musste. Falls sie nicht schon seit Jahren in der Jackentasche steckte und einfach vergessen worden war. Nein, sein Anzug war ziemlich neu. Die Mode des vergangenen Jahres mit kurzen, schmalen Revers.
    Ich wollte seine Stellung nicht verändern, bevor der Polizeifotograf seine Bilder geschossen hatte. Daher verzichtete ich im Augenblick darauf, den Inhalt seiner Hosentaschen zu kontrollieren.
    Die Geschosse waren frontal durch die Windschutzscheibe gekommen. Sie saßen so dicht beieinander, dass nur eine Maschinenpistole als Tatwaffe in Betracht kam. Nahm man also an, dass der Mörder aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung kam, so musste er erstens genau wissen, dass Chet Mason diesen Weg befahren würde, und zum Zweiten die ungefähre Zeit kennen, zu der er hier vorüberkommen könnte.Von vom jedoch konnte man keine Maschinenpistole bedienen, wenn man sie nicht seitwärts aus dem Wagenfenster hielt. Links der Führer schied als Schütze aus. Es mussten wenigstens zwei Männer gewesen sein. Wenn aber der Beifahrer rechts die Waffe bediente, dann flogen die leeren Geschosshülsen durch das Fenster in den rechten Straßengraben.
    Ich machte mich auf, die Hülsen zu suchen.
    Hundert Meter war ich die Straße hinabgegangen, wobei ich sorgfältig das Gras und Unkraut durchsuchte, als von Peertown her das Brummen eines starken Automotors hörbar wurde.
    Kurz darauf hielt der schwarze Streifenwagen an der Schneise, unmittelbar hinter meinem eigenen Fahrzeug. Zwei uniformierte Beamte sprangen heraus.
    »Hallo, hier…« Ich lief zurück. »Passen Sie auf die Reifenabdrücke auf. Ich bin Jerry Cotton, FBI.«
    »Zeig mal deinen Schein, Boy«, knurrte der massige Sergeant ungläubig. Er studierte eingehend meinen Ausweis und gab ihn mir mit einem entschuldigenden Lächeln zurück.
    »Der Krankenwagen muss jeden Moment kommen. Ist das Ihr Fall, Mister Cotton?«
    »Bisher nicht. Wir wollen abwarten, was daraus wird. Man kann keinen Fall wirklich beurteilen, ehe er nicht restlos gelöst ist. Niemand kann vorher sagen, in welche Richtung er läuft.«
    Sergeant Croft schob sich die blaue Mütze ins Genick. Zusammen mit seinem Kollegen Hawkins umrundeten sie den DeSoto und schauten durch die herabgekurbelten Wagenfenster ins Innere.
    »Kennen Sie den Mann, Sergeant?«
    »Nein. Kann mich nicht erinnern, ihn jemand gesehen zu haben. Du vielleicht, Pat?«
    »Der Wagen hat eine Nummer aus Los Angeles.«
    »Chet Mason steht auf seinem Führerschein«, erklärte ich ihnen. »Ich traf ihn oben im ›Pelican Club‹ an der Bar. Er wartete regelrecht darauf, umgelegt zu werden.«
    »Das ist aber ein Ding«, rief Sergeant Croft überrascht. »Woher wissen Sie denn das?«
    »Er hat es mir noch gesagt.«
    Die beiden starrten mich verblüfft an. Croft gab ein schnaubendes Geräusch von sich. Geschickt räumte er das Handschuhfach des DeSoto aus.
    »Eine Coltpistole«, murmelte er vor sich hin. »Zweiunddreißiger Kaliber, Mister Cotton. Hat er eine Lizenz?«
    »Keine gefunden .Vielleicht in der Hosentasche?«
    »Solche Leute haben nie eine Lizenz. Das kennt man schon. Da kommt die Ambulanz. Wir werden warten müssen, bis Lieutenant Dempster von der Mordkommission auf kreuzt.«
    Inzwischen sah ich mich noch etwas um. Schließlich mussten ja irgendwo die verdammten Patronenhülsen sein. Aus ihrem Fundort und aus den Einschüssen im Körper des Toten ließ sich später die genaue Entfernung ermitteln. Nach einigem Suchen erwischte ich drei Stück im hohen Gras. Sie gehörten zu einer Remington-Maschinenpistole modernster Konstruktion, wie sie im letzten Krieg gebaut worden war.
    Der Ambulanzwagen parkte neben dem Streifenauto. Die zwei Träger rauchten Zigaretten und unterhielten sich gelangweilt. Einer tippte grüßend mit dem Finger gegen seinen Mützenschirm, als ich herankam.
    Die ganze Zeit über war kein weiteres Fahrzeug die Straße entlanggekommen. Wir hatten unverschämtes Glück. Kein Vergnügen unter den Augen von fünfzig Neugierigen einen Erschossenen
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