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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand
Autoren: Edgar Wallace
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allerdings sehr viel sagen. Aber keine Angst - mit meiner Lebensgeschichte werde ich Sie nicht belästigen!«
    Jetzt lächelte er, und sie mußte ganz gegen ihren Willen ebenfalls lachen.
    »Ich habe ein Geschäft in der City«, begann er dann. »Ich bin Sachverständiger für Getreide.«
    »Sachverständiger für Getreide?« wiederholte sie und runzelte verwirrt die Stirn.
    »Ein komischer Beruf, nicht wahr? Ich wundere mich manchmal selbst darüber. Aber kurz und gut - ich suche jemand für einen Vertrauensposten. Ein schönes Büro steht zur Verfügung, die Stellung wird sehr gut bezahlt, die Arbeitszeit ist kurz und die Arbeit leicht. Darf ich mir die Frage erlauben, ob Sie Lust hätten, den Posten anzunehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihn argwöhnisch an.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. Beale. Aber ich habe nicht im mindesten die Absicht, Punsonby zu verlassen. Meine Arbeit hier gefällt mir, ich verdiene recht gut und sehe wirklich keinen Grund, warum ich das alles aufgeben sollte.«
    »Pech für mich«, sagte er und zwinkerte ihr zu. »Zwei Dinge möchte ich Ihnen aber doch noch sagen: Erstens darf ich Ihnen versichern, daß Sie durch gewisse Gewohnheiten von mir, die Sie vielleicht schon bemerkt haben, in keiner Weise belästigt würden. Zweitens bitte ich Sie, auf mein Angebot zurückzukommen, falls Sie sich doch einmal verändern wollen.«
    Sie lachte.
    »Eigentlich müßte ich das alles sehr komisch finden, Mr. Beale, aber ich bin seltsamerweise davon überzeugt, daß Sie ganz im Ernst reden. Ich verspreche Ihnen also - wenn ich von Punsonby genug habe, gebe ich Ihnen die erste Chance, mich zu engagieren. Jetzt muß ich aber wirklich gehen, es ist höchste Zeit! Und nochmals vielen Dank für das, was Sie gestern abend für mich getan haben.«
    Er blickte ihr gerade in die Augen.
    »Ich kann mich gar nicht daran erinnern, daß gestern abend etwas vorgefallen ist, und es würde mich sehr freuen, wenn Ihr Gedächtnis die gleiche Lücke auf wiese.«
    Er zog den Hut, schüttelte ihr herzlich die Hand und ging dann ohne sich umzudrehen die Straße entlang. Sie sah ihm nach, bis der Schlag der Uhr sie daran erinnerte, daß der Direktor der Firma Punsonby sehr auf Pünktlichkeit hielt.
    Sie lief in den Garderoberaum und brachte Hut und Mantel in einem Schrank unter. Als sie im Spiegel ihr Haar ordnete, sah sie hinter sich ein schwarzhaariges großes Mädchen stehen, das sie schon eine Zeitlang nachdenklich beobachtet hatte.
    »Guten Morgen!« sagte Margaret, und in ihrem Ton lag mehr Höflichkeit als Freundschaft. Obwohl die beiden Mädchen seit mehr als einem Jahr im gleichen Raum arbeiteten, waren sie sich noch nicht sehr viel nähergekommen.
    Dies lag vor allem an Hilde Gordon, die sich immer etwas abseits hielt. Sie war sehr hübsch, aber auch sehr verschlossen und fast mürrisch. Anders als Margaret, schloß Hilde überhaupt keine Freundschaften und hielt sich sogar geflissentlich von allen gemeinschaftlichen Unternehmungen der Belegschaft fern. Niemand besuchte sie, und niemand lud sie ein.
    »Guten Morgen«, entgegnete die andere kurz. »Warst du schon oben?«
    »Nein - warum?«
    »Oh, nichts.«
    Margaret stieg die Treppe zu ihrem kleinen Büro hinauf. Hilde und sie hatten dort mit der Verbuchung der Einschreibebriefe zu tun, die eingingen. Das Geld, das in Form von Schecks oder bar Bestellbriefen beilag, mußten sie herausnehmen und die Bestellungen an die verschiedenen Abteilungen weiterleiten.
    Drei versiegelte Postsäcke lagen auf ihrem Schreibtisch, und ein junger Mann aus der Postabteilung wartete schon darauf, von ihr eine Quittung darüber zu erhalten. Sie schrieb sie ihm schnell aus, nachdem sie die an den Plomben vermerkten Zahlen mit denen im Quittungsbuch des Boten verglichen hatte. Aus irgendeinem Grund war Hilde ihr nicht nachgekommen. Sie war allein und hatte gerade den Inhalt des ersten Sackes auf ihren Schreibtisch geschüttelt, als der Direktor der Firma Punsonby ins Zimmer kam. Er war ein großer, massiger Mann, der sich seiner Würde ganz genau bewußt war.
    »Miss Cresswell, Sie sind ja schon bei der Arbeit! Tut mir leid, daß ich Sie nicht gesehen habe, bevor Sie abgelegt hatten. Bitte kommen Sie doch einen Augenblick in mein Zimmer.«
    »Gern, Mr. White«, sagte das Mädchen und überlegte sich erstaunt, was wohl los sein könnte.
    Er schritt voraus bis in sein luxuriös ausgestattetes Büro.
    »Nehmen Sie Platz, Miss Cresswell«, sagte er und setzte sich an seinen
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