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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand
Autoren: Edgar Wallace
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in meinen Händen«, entgegnete er triumphierend und ballte die Faust. »Ich werde derjenige sein, der den Preis für jedes Pfund Brot festsetzen kann.«
    »Aber wieso denn?« fragte sie verwirrt.
    »Es wird auf der ganzen Welt nur noch das Getreide geben, das in Südamerika geerntet wird. Und dieses Getreide gehört mir!«
    Und dann kam der Rausch des Sieges über ihn. Es war ihm ganz gleichgültig, ob seine Zuhörerin den wild hervorgesprudelten Worten folgen konnte, in denen er vor ihren und auch vor seinen Augen noch einmal die ganze Geschichte des ›grünen Brandes‹ rekapitulierte.
    Margaret hörte ihm fassungslos zu.
    Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen - das also war es gewesen! Alles das, was sie in der letzten Zeit erlebt hatte, die vielen unbegreiflichen Vorfälle - jetzt fügte sich ein Mosaiksteinchen zum andern.
    »Als Sie den Pfandschein fanden, hatten Sie den Code in Ihren Händen«, beendete er kichernd seine Erzählung. »Hätten Sie ihn eingelöst, wäre mein ganzer Plan ins Wasser gefallen oder hätte sich zumindest dieses Jahr nicht mehr durchführen lassen. Sehen Sie her, hier ist die Uhr!«
    Er zeigte ihr eine billige Taschenuhr. Ein Druck auf einen Knopf ließ den Uhrdeckel aufspringen, und sie sah, daß im Innern des Gehäuses ein rundes, mit feiner Schrift bedecktes Stück Papier eingeklebt war.
    »Sie selbst waren für mich die ganze Zeit nur ein Mittel zum Zweck«, fuhr er nach einer langen Pause fort. »Sicher, Sie sind sehr hübsch - aber was mache ich mir daraus? Macht will ich haben, nichts als Macht. . .« Ein Gedanke kam ihm, und er runzelte die Stirn. »Es sei denn . . .«
    »Es sei denn?« wiederholte sie ängstlich.
    »Bridgers sieht Sie sehr gerne.« Mit einer Handbewegung deutete er auf den Chauffeur. »Er hat mir in den letzten Tagen sehr viel genützt, und wenn er einen Wunsch hat, dann werde ich ihn ihm erfüllen.«
    »Sie würden doch nicht. . .«, stieß sie hervor.
    »Weshalb denn nicht?« erwiderte er kühl. »Im übrigen wird sich das noch herausstellen. Machen Sie sich über Ihre Zukunft keine Gedanken, was mit Ihnen geschieht, werde ich entscheiden.« Schaudernd lehnte sie sich zurück und umklammerte ihre Reisetasche. Sie dachte an das Buch, das darin lag.
    »Wie wollen Sie Ihr Codewort eigentlich außer Landes bringen? Wahrscheinlich haben Sie einen Geheimsender?«
    »Unsinn!« rief er verächtlich. »Ich selbst verstehe nichts von Telegrafíe, und ich möchte doch nicht vom guten Willen einiger Fachleute abhängig sein. Der Weg, den ich gewählt habe, ist viel sicherer. Vielleicht kommt er Ihnen ein wenig primitiv vor - aber Sie werden ja sehen . . .«
    »Und wie wollen Sie selbst entkommen?«
    »Ich werde bei Tagesanbruch England verlassen«, antwortete er vergnügt. »Ein Flugzeug, das als Militärmaschine getarnt wurde, steht auf einem kleinen Bauernhof in Sussex bereit. Bridgers ist ein ausgezeichneter Pilot, und Sie können sich darauf verlassen, daß wir das Festland ohne große Schwierigkeiten erreichen werden.«
    Er sah aus dem Wagen.
    »Ich glaube, wir sind schon in Horsham. Dieses kleine Gebäude links ist die Bahnstation.«
    Der Wagen fuhr eine Steigung hinauf und bog bei einem kleinen Wäldchen von der Hauptstraße ab. Nach zwei Minuten hielten sie vor einem Lattenzaun, hinter dem die dunklen Umrisse eines Bauerngehöfts zu erkennen waren.
    »Steigen Sie aus«, sagte Harding gut gelaunt. »Wir sind da -ich werde Ihnen gleich etwas zeigen.«
    Er nahm sie am Arm und führte sie durch eine Brettertür in einen Hof, der an drei Seiten von niedrigen Stallungen umrahmt war. Schnell ging er mit ihr auf das zunächst liegende Gebäude zu, öffnete eine mit einem Vorhängeschloß versperrte Tür und drehte einen Lichtschalter.
    »Sehen Sie!« Er lachte und stieß das Mädchen in das Innere der Stallung.
    »Tauben«, sagte Margaret erstaunt.
    Vor ihr lag eine endlose Reihe kleiner Käfige, in jedem saß eine Taube. Erschrocken blinzelten sie in das grelle Licht und begannen mit den Flügeln zu schlagen.
    »Tauben«, wiederholte Harding und zog das Mädchen wieder hinaus. »Und jede kennt den Weg zu irgendeiner Hauptstadt Europas, wo ich meine Agenten habe. Es hat mich keine kleine Mühe gekostet, so viele zusammenzubringen. - Jetzt verstehen Sie, wie? Sobald meine Agenten in Europa das Codewort in Händen haben, informieren sie telegrafisch oder durch Funk die Vertrauensleute auf der ganzen übrigen Welt. Es ist alles durchexerziert, und ich kann Ihnen dafür
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