Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Reisetasche. Fast hätte sie sich durch einen Ausruf verraten, als sie das Gewicht des Bandes spürte.
    »Gehen Sie jetzt auf den Gang. Ich halte mich dicht hinter Ihnen. Am Ende des Ganges biegen Sie nach links ab zur Hintertreppe. Diese Treppe gehen wir dann hinunter. Und glauben Sie mir - bei dem kleinsten Versuch zu schreien oder zu fliehen, werde ich Sie töten.«
    Sie antwortete nicht. Sie wußte, es galt ihr Leben. Folgsam schritt sie vor ihm her.
    Unbemerkt gelangten sie auf die Straße. Dort packte Harding sie am Arm und führte sie zu einem parkenden Wagen, an dessen Steuer Bridgers saß. Sie stiegen ein, und der Wagen sauste mit quietschenden Reifen durch die nächtlichen Straßen.
    »Nun, meine Herren«, sagte Milsom, »ich glaube nicht, daß ich Ihnen noch mehr sagen kann. Was haben Sie mit mir vor?«
    »Bis zur Verhandlung bleiben Sie selbstverständlich in Untersuchungshaft«, sagte McNorton. »Hoffen wir, daß es überhaupt zu einer Verhandlung kommt.«
    »Schön«, entgegnete Milsom gleichgültig. »Mir ist jetzt sowieso alles egal. Ich kann Ihnen nur noch einmal den Rat geben -unterschätzen Sie Harding nicht.«
    Zusammen mit McNorton verließ er das Zimmer.
    Beale sah auf seine Uhr und blickte dann etwas verlegen Kitson an.
    »Ob sich Miss Cresswell wohl schon schlafen gelegt hat?« fragte er.
    »Das werden wir gleich erfahren«, entgegnete Kitson augenzwinkernd. »Sie wollen ihr gute Nacht sagen, wie?«
    Der Rechtsanwalt klopfte an die Tür, die zu Margarets Räumen führte, trat ein, als sich nichts rührte, und blieb eine Zeitlang verschwunden. Sein Gesicht war besorgt, als er zurückkam.
    »Sie ist nicht da«, sagte er.
    »Nicht da?«
    »Weder in ihrem Wohnzimmer noch im Schlafzimmer. Ich kann mir das gar nicht erklären . . . Warten wir einen Augenblick, ich habe nach dem Mädchen geklingelt.«
    Das Mädchen kam gleich darauf im Morgenrock herunter. Offensichtlich hatte sie gerade ins Bett gehen wollen.
    »Wo ist Miss Cresswell?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Sie hat mich vor einer halben Stunde schlafen geschickt.« »Was ist denn das hier?« rief Beale, der sich im Wohnzimmer umgesehen hatte, und hob einen Herrenhandschuh vom Boden auf. »Hatte Miss Cresswell Besuch?«
    »Nicht daß ich wüßte, Sir. Als ich Miss Cresswell das letztemal sah, war sie allein. Sie schien sehr aufgeregt zu sein . . .«
    »War irgend etwas Besonderes vorgefallen?«
    »Eigentlich nicht. Ich hatte unter ihren Sachen einen Pfandschein gefunden und gab ihn ihr. Sie hatte mich danach gefragt. Der Schein lag bei den Kleidern, die sie in Staines trug.«
    »Ein Pfandschein?« riefen Kitson und Beale gleichzeitig. »Was stand darauf?«
    »Ich habe ihn mir genau angesehen, weil ich es so seltsam fand, ausgerechnet einen Pfandschein bei Miss Cresswell zu finden. Er lautete auf zehn Shilling für eine Nickel-Herrenuhr.«
    »Können Sie sich auch entsinnen, auf wen er ausgestellt worden war?«
    »Ich glaube auf einen Mr. Harden - oder so ähnlich. Das Pfandhaus heißt übrigens Bergson & Co., Commercial Road.«
    »Sie haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis, hier . . .!«
    Der Rechtsanwalt drückte dem Mädchen einen Geldschein in die Hand, während Beale wieder in das Zimmer zurückstürzte, in dem sie sich vorher beraten hatten. Er traf dort McNorton, der eben Milsom einem seiner Assistenten übergeben hatte, und unterrichtete ihn kurz von dem neuesten Mißgeschick. Plötzlich schlug er sich an die Stirn.
    »Ich weiß, wo der Code ist!« rief er aufgeregt. »Bestimmt hatte Miss Cresswell den gleichen Gedanken - der Code befindet sich entweder eingraviert oder auf ein Stück Papier geschrieben im Gehäuse dieser Uhr! Begreifen Sie denn nicht? Harding traute weder seinem Gedächtnis noch seinen Mitarbeitern. Er hat den Code einfach in eine gewöhnliche Uhr gesteckt und diese Uhr versetzt. Dort lag er völlig sicher. Wer würde auch daran denken, in einer Nickeluhr, die versetzt wurde, nach einem Codewort von höchster Wichtigkeit zu suchen?«
    »Und wie kam der Pfandschein in die Hände von Miss Cresswell?«
    »Wahrscheinlich fand sie ihn in ihrem Zimmer in dem Pfarrhaus und hat ihn aus irgendwelchen Gründen - vielleicht nur der Kuriosität halber - zu sich gesteckt. Soviel ich weiß, werden diese Scheine in kleinen Kuverts aufbewahrt. Sie ließ das Kuvert zurück, und Harding entdeckte den Verlust erst, als er beabsichtigte, Milsom den Code mitzuteilen. Erinnern Sie sich daran, daß er Milsom sagte, er könne ihm den Code erst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher