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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand
Autoren: Edgar Wallace
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krächzend und brach mit einer Flut schmutziger, Schimpfworte ab.
    »Oh, entschuldigen Sie vielmals«, sagte er dann plötzlich und hielt unvermittelt inne. »Sie sind doch ein Gentleman, wie? Dann werden Sie auch verstehen, wenn ein anderer Gentleman Kummer hat . . .« Er kramte aus seiner Westentasche ein Monokel hervor und klemmte es sich ins Auge. »Man sollte es nicht für möglich halten - Durchgang verboten!« Seine Stimme schnappte vor Wut fast über. »Wenn es nach mir ginge, würde ich dafür gewissen Leuten die Gurgel durchschneiden.«
    Der Anwalt hatte bis jetzt noch kein Wort gesprochen, gewann aber jetzt seinen üblichen Gleichmut zurück.
    »Was haben Sie hier zu suchen?« fragte er schroff. »Das ist ein Privatweg, verstanden?«
    Der Mann starrte ihn an und lachte höhnisch.
    »Natürlich, ganz recht, wie Sie wünschen, Sir!« Er riß mit einer übertriebenen Verbeugung seinen Hut vom Kopf, wobei eine Glatze zum Vorschein kam, drehte sich um und verschwand im Gebüsch. Kitson überlegte einen Augenblick, ob er ihm nicht nachgehen solle, um sich davon zu überzeugen, daß er das Grundstück auch wirklich verließ. Aber dann dachte er an seinen Auftrag und setzte eilig seinen Weg zum Dorf fort.
    Fast eine Stunde war vergangen, ehe er wieder, etwas außer Atem, bei dem Landhaus anlangte. Der Arzt erwartete ihn schon unter der Tür. - »Wie geht es ihm?«
    »Unverändert. Wie steht's mit dem Medikament? Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie die Besorgung übernommen haben.« Er nahm das Päckchen und ging mit dem Anwalt ins Haus.
    »Ganz ehrlich, Doktor, glauben Sie, daß er noch eine Chance hat?« fragte ihn Kitson.
    Dr. Harding schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Ganz ehrlich - ich glaube nicht, daß er überhaupt noch einmal zum Bewußtsein kommt.«
    »Mein Gott!«
    Der Rechtsanwalt konnte es noch immer nicht fassen. Wenigstens hatte er geglaubt, daß noch Tage, vielleicht sogar Wochen vergehen würden, bevor es zu Ende war. Er eilte sofort in das Zimmer, wo sein Freund lag. Der Arzt folgte ihm.
    John Millinborn lag mit geschlossenen Augen da, sein Gesicht war totenbleich. Der Rechtsanwalt blieb neben ihm stehen und legte seine Hand auf die Stirn des Sterbenden.
    »John, John«, murmelte er und wandte sich erschüttert ab. Er schritt auf das offene Fenster und blickte, tief in Gedanken versunken, über die friedliche Landschaft hin.
    Der Mann fiel ihm wieder ein, den er im Wald getroffen hatte, und er überlegte sich, ob er dem Arzt davon erzählen sollte. Der Kranke rührte sich nicht, und nach einem langen Blick auf ihn ging der Anwalt wieder ins Wohnzimmer. Unentwegt kreisten seine Gedanken um das Mädchen, dessen Namen niemand als er allein wußte. Wie würde sie die Millionen verwenden, die sie einmal erben sollte?
    »Jim, Jim!«
    Er fuhr herum.
    »Das war Johns Stimme!«
    »Schnell - komm . . .«
    Der Arzt war aufgesprungen, und beide stürzten in das Krankenzimmer zum Bett hin.
    Millinborn saß aufrecht da, und als der Anwalt den Arzt beiseite schob, sah er in die weitaufgenssenen Augen seines Freundes.
    »Jim, er hat . . .«
    Sein Kopf fiel auf die Brust, und der Arzt bettete ihn sanft auf das Kissen zurück.
    »Was ist denn los, John? Sprich doch weiter . . .«
    »Ich fürchte, es geht zu Ende«, sagte der Arzt und ordnete die Bettdecke.
    »Ist er tot?« flüsterte der Anwalt entsetzt.
    »Nein, aber . . .«, er winkte dem anderen, ins Wohnzimmer zu gehen, was Kitson nach einem Blick auf die reglose Gestalt auch tat. Der Arzt folgte ihm kurz darauf. »Bleiben wir lieber hier, wir können doch nichts für ihn tun.«
    Er trat ans Fenster und schaute eine Zeitlang hinaus. Plötzlich deutete er mit einem erstaunten Ausruf auf einen Mann, der vom Hause fort den Abhang zum Wald hinunterrannte.
    Kitson wußte sofort, wer es war. Es konnte nur der Mann sein, den er vorher im Wald getroffen hatte, die seltsame Kleidung des Fremden war ihm noch genau in Erinnerung. Die wilde Flucht des Mannes, der Ausdruck des Entsetzens, mit dem er ab und zu den Kopf wandte, ließ den Anwalt einen Augenblick lang seine traurige Umgebung vergessen.
    »Was hat der wohl hier gemacht?« fragte er.
    »Wer ist denn das überhaupt?«
    Das Gesicht des Arztes drückte ebenfalls Schrecken aus - als ob er etwas Unheimliches hinter dieser Flucht vermutete.
    Kitson ging zurück in das Zimmer, wo der Sterbende lag - auf der Schwelle blieb er erstarrt stehen.
    Der Arzt trat neben ihn und folgte dem Blick des anderen. Rot tropfte es vom
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