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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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daß die Sonne sie nunmehr zu sich holen würde.
    Ganz langsam erschlaffte ihr Körper.
    Das Feuer hüllte sie nun aggressiv zischend und knurrend ein - und die riesige Menschenmenge schaute gebannt zu, wie die rotzüngelnden Flammen die dem Satan verfallene Materie mit einer nicht zu überbietenden Gründlichkeit vernichteten.
    Die Menge zerstreute sich erst, nachdem das Feuer erloschen war.
    Die Leute gingen nach Hause, in der Meinung, einem guten Werk beigewohnt zu haben.
    Bald würde wieder eine Hexe auf dem Scheiterhaufen stehen, denn es gab ihrer so viele, doch man mußte deshalb nicht bange sein.
    Es gab ja Hyram Bell.
    Und der Hexenjäger war ein über die Maßen fleißiger Mann…
    ***
    »London«, sagte Nicole Duval. Sie wandte sich auf dem Flugplatz Gatwick zu Professor Zamorra um. »Ich hab’s geahnt. Ich spürte, daß wir nicht nach Paris reisen würden.« Sie rieb sich fröstelnd die Arme. »Wenn meine Ahnung in allen Belangen stimmt, dann erwarten uns in dieser Stadt haarsträubende Dinge.«
    »Wir werden sie in den Griff bekommen«, meinte Professor Zamorra zuversichtlich. »Schließlich haben wir in diesen Dingen einige Erfahrung.« Er wies auf den Fleck, wo sie stand. »Bleib hier stehen, Nicole. Ich kümmere mich um unser Gepäck.«
    Das Mädchen sah ihm nach, als er davoneilte.
    Ihre Gedanken glitten ab.
    Sie war im Geist plötzlich wieder auf Château de Montagne und hörte das Telefon klingeln und sich zu Zamorra sagen: »Laß nur, ich geh’ schon ran.« Dann hatte sie das Gespräch entgegengenommen. Ein Ferngespräch. Aus London kommend. Cher Cobalt war am anderen Ende der Leitung gewesen. Cher Cobalt, ihre beste Jugendfreundin. Gott, wie lange war das schon her, seit sie Cher zum letztenmal gesehen hatte? Zehn Jahre? Länger?
    Obwohl Nicole die Freundin so lange nicht zu Gesicht bekommen hatte, hatte sie Cher doch niemals ganz aus den Augen verloren. Sie kannte einen Teil von Chers Lebenslauf. Die Freundin hatte von sich reden gemacht, als sie sich mit einem französischen Weinbaron verlobte. Klatschspalten. Sie gehörte ab sofort dem Jet Set an, tauchte in Gstaad auf, fuhr in St. Moritz Ski, badete in St. Tropez…
    In dieser Zeit nahm sie Schauspielunterricht, und jedermann bescheinigte ihr ein großes Talent.
    Sie besang Schallplatten mit namhaften französischen Chansonniers - natürlich arrangierte das alles ihr einflußreicher Verlobter… Sie wirkte in zahlreichen Fernsehproduktionen mit, bekam Filmrollen angeboten, verkaufte selbstgemalte Bilder, die der naiven Richtung zugeordnet wurden und gute Kritiken bekamen.
    Es wurde erst etwas stiller um Cher Cobalt, als sie die Verbindung mit dem Weinbaron löste.
    Der Mann war nicht fair. Denselben Eifer, den er zuvor an den Tag gelegt hatte, um seine Herzdame zu protegieren, verwendete er nun dafür, daß Cher keine Angebote mehr bekam.
    Sie packte daraufhin ihre Koffer und ging nach London, wo sie nun schon die dritte Saison am dortigen Französischen Theater spielte.
    Und von da kam der Anruf.
    »Nicole? Nicole Duval?«
    »Am Apparat.«
    »Hier ist Cher. Cher Cobalt. Erinnerst du dich noch an mich?«
    »Cher!« Es war ein erfreuter Aufschrei. »Cher, von wo rufst du an?«
    »Ich bin in London.«
    »Nein, ist das eine freudige Überraschung. Ich kann es gar nicht fassen… Nach so langer Zeit. Wie geht es dir, Cher?«
    »Nicht besonders gut, Nicole, und ich schäme mich ein bißchen, weil ich gerade jetzt anrufe. Es ist eigentlich nicht richtig, daß man sich an seine Freunde erst erinnert, wenn man ihre Hilfe braucht.«
    »Unsinn, Cher. Ich freue mich, daß du überhaupt mal was von dir hören läßt«, erwiderte Nicole Duval aufgekratzt. »Was hast du auf dem Herzen? Was bedrückt dich? Wie kann ich dir helfen? Sag es mir. Du weißt, daß wir uns vor vielen Jahren geschworen haben, immer füreinander da zu sein.«
    »Ja, das weiß ich, und es ist mir peinlich, daß ich mich an dieses Versprechen niemals gehalten habe, Nicole.«
    »Ich habe deine Hilfe ja nie gebracht. Aber wenn ich sie gebraucht hätte, hättest du sie mir bestimmt nicht vorenthâlten, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht, Nicole.«
    »Na, siehst du. Wo drückt dich der Schuh?«
    »Du bist doch die Sekretärin dieses Geisterjägers - Professor Zamorra.«
    Nicole Duval lachte. »Laß ihn diese Bezeichnung lieber nicht hören, wenn du möchtest, daß er dir gewogen bleibt. Geisterjäger - das ist ihm zu marktschreierisch, vielleicht auch nicht seriös genug. Er ist
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