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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht
Autoren: Adrian Phoenix
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hervorschoss. Dante streckte blitzschnell den Arm aus, um den großen Mann aufzuhalten. »Willst du mich herausfordern, Etienne?«, fragte er leise und drohend.
    Etienne riss sich von dem Llygad los und strich sein Jackett glatt. Mit den Fingern berührte er die Manschettenknöpfe aus geschnitztem Elfenbein, die seine Hemdsärmel vorne schlossen. »Nein«, sagte er und ballte die Fäuste. »Noch nicht.«
    »Zu schade.« Dante ließ den Arm sinken.
    »Aber eines Nachts …«, setzte Etienne mit einem Lächeln hinzu, »… werde ich auf dich warten.«
    Dante stand auf. »Nur zu«, sagte er.
    »Ich habe den Befehl überbracht«, sagte Etienne. »Ich hoffe, du ignorierst ihn, marmot .« Er wirbelte herum und schritt in die schweigende Menge, dicht gefolgt von Von. Die Sterblichen wichen vor ihm zurück, als sei er eine Feuersäule.
    Dante sank wieder auf den Thronsitz. Seine Schläfen pochten erneut, und auch hinter seinen Augen hämmerte jetzt der Schmerz. Sein Magen verkrampfte sich. Er fasste nach den Armlehnen und klammerte sich so heftig daran, dass seine Fingerknöchel weiß wurden.
    »Was war das?«
    Er blickte auf und sah, dass sich Agent Wallace neben ihm auf ein Knie niedergelassen hatte. Sie musterte ihn aufmerksam. Er hatte das Gefühl, dass ihr wenig entging. »Eigentlich nichts«, antwortete er seufzend. »Speichelleckerei verweigert. Harte Strafe angedroht. Das Übliche.«
    »Witzig«, murmelte Wallace und klang, als sei es alles andere als das gewesen. »De Noir sagte die Wahrheit, was Ihre Kopfschmerzen betrifft – nicht wahr?«

    »Ja, Agent Wallace«, meinte Lucien trocken. »Ich bin übrigens hier. Man muss nicht über mich reden.«
    Ihr Blick wanderte von Dante zu Lucien und wieder zurück. »Entschuldigen Sie«, flüsterte sie und klang nicht länger offiziell. »Meine Schwester leidet auch unter Migräne, wissen Sie.«
    Dante sah sie an. Die FBI-Maske war einen Augenblick lang gefallen. Sie erwiderte seinen Blick, und diesmal wirkte ihr Gesichtsausdruck offen, und die blauen Augen erschienen ruhig und gefasst. Er glaubte, in ihr Herz sehen zu können, das warm und einfühlsam, aber auch hart sein konnte – gehärtet in Feuer und Stahl.
    »Ja?«, fragte er.
    Wallace nickte. »Dante, hören Sie. Ich kann uns beiden viel Zeit und Ärger ersparen. Wenn Sie mir einfach erlauben …«
    »Nein«, sagte Dante. Ihre Maske war wieder da. Vielleicht war sie doch nur ein Bulle; vielleicht war er einen Augenblick lang einer Illusion erlegen. Weißes Licht umgab sein Blickfeld und schmerzte in seinen Augen.
    Wallaces Lächeln verschwand. Sie starrte ihn einen Moment lang enttäuscht an. Dann richtete sie sich auf. »Das ist sinnlos, Dante«, meinte sie. »Ich kann innerhalb einer Stunde einen Durchsuchungsbefehl bekommen, wenn es sein muss.«
    Dante nahm die Sonnenbrille, die an seinem Gürtel gehangen hatte, und setzte sie auf. »Besorgen Sie ihn sich. Ich warte.«
    »Das werde ich«, antwortete Agent Wallace kühl. Sie schritt die Stufen hinunter und mischte sich wieder unter die Leute.
    Ihr sauberer, klarer Regenduft hing noch ein Weilchen in der Luft – ebenso wie das Aroma ihres erhitzten Blutes. Doch die borstigen Strahlen ihrer Autorität nahmen mit jedem Schritt ab, den sie tat, bis Dante wieder freier atmen konnte. Sie war
willensstark, hartnäckig und schön. Zu blöd, dass sie FBI-Agentin war.
    Ein kühle, beruhigende Hand strich über das Haar an seiner Schläfe und vereiste für einen Moment den Schmerz. Er schloss die Augen.
    Schick mich nicht schlafen.
    Du musst ruhen. Du brauchst Blut. Luciens Gedanken wanden sich an den Schmerzen vorbei in sein Bewusstsein. Ich bringe dich heim, ehe die Schmerzen noch schlimmer werden.
    »Nein.« Dante schob Luciens Hand von seiner Schläfe. »Ich steige in den Käfig.«
    Lucien trat vor ihn hin, und Dante sah in seine goldenen Augen. »Nicht heute«, sagte Lucien. »Du bist nicht in der Verfassung …«
    »Ich bin genau in der richtigen Verfassung«, unterbrach ihn Dante.
    »He, Süßer.«
    Lucien drehte sich um, und Dante sah Gina und Jay auf der Stufe hinter ihm stehen, händchenhaltend und befriedigt lächelnd. Ginas Korsett war noch immer aufgeschnürt. Das Dekolleté, das durch das Korsett entstand und nach Schwarzkirsche duftete, weckte wieder seinen Hunger. Sein Verlangen wickelte sich um seine Schmerzen und vereinigte sich mit ihnen.
    Gina ließ Jays Hand los, schob sich an Lucien vorbei und setzte sich auf Dantes Schoß. Sie nahm sein Gesicht in
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