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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
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haben davon gehört?«
    Natürlich. Wer hatte das nicht? Nach einem fehlgeschlagenen
    Raubüberfall saß Hades im Keller eines mehrstöckigen Parkhauses in
    der Falle. Ein von der Polizei angeschossener Komplize lag tot in
    einer nahe gelegenen Bank; Acheron hatte ihn selbst umgebracht,
    damit er nicht gegen ihn aussagen konnte. Im Keller überredete er
    einen Polizisten, ihm seine Dienstwaffe auszuhändigen, und erschoß
    bei seiner Flucht sechs weitere Beamte. Der einzige Überlebende war
    der Polizist, dessen Waffe er sich angeeignet hatte. Acheron fand das
    vermutlich witzig. Der fragliche Beamte wußte keine hinreichende
    Erklärung dafür, warum er Hades seine Schußwaffe gegeben hatte. Er
    ging vorzeitig in Pension und beging nach einer kurzen Karriere als
    Alkoholiker und Ladendieb Selbstmord, indem er sich in seinem
    Wagen mit Kohlenmonoxyd vergiftete. Als »das siebte Opfer«
    erlangte er eine gewisse Berühmtheit.
    »Ich habe den Überlebenden von Hartlepool kurz vor seinem
    Selbstmord noch vernommen«, fuhr Tamworth fort, »nachdem ich den
    Auftrag erhalten hatte, ihn um jeden Preis zu finden. Das Ergebnis
    meiner Ermittlungen führte geradewegs zu Regel Nummer Zwei:
    Sollten Sie je das Pech haben, ihm persönlich zu begegnen, trauen Sie
    ihm nicht über den Weg. Er hat noch jeden hinters Licht geführt, sei es
    mit Worten, Taten, Gedanken oder seinem Äußeren. Ein
    willensschwacher Mensch ist machtlos gegen seine ungeheure

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    Überzeugungskraft. Habe ich Ihnen schon gesagt, daß wir befugt sind,
    im Rahmen unserer dienstlichen Tätigkeit alle zur Verfügung
    stehenden Mittel anzuwenden?«
    »Nein, aber das habe ich mir gedacht.«
    »Bei unserem Freund schießt SO-5 grundsätzlich scharf …«
    »He, he, Moment mal. Sie dürfen ihn ausschalten ohne Prozeß?«
    »Willkommen bei SpecOps-5, Thursday – was haben Sie sich denn
    vorgestellt unter Eliminierung? «
    Sein Lachen hatte etwas Beunruhigendes.
    »Wie heißt es noch so schön? Wer zu den SpecOps will, muß ein
    bißchen verrückt sein. Wir fackeln nicht lange.«
    »Ist das denn legal?«
    »Ganz und gar nicht. Aber was SpecOps-1 bis 7 angeht, drückt der
    Große Bruder beide Augen zu. Bei uns gibt es eine Redensart: Alles
    unter acht steht über dem Gesetz. Schon mal gehört?«
    »Nein.«
    »Keine Angst, Sie werden das noch oft genug zu hören bekommen.
    Regel Nummer Drei lautet jedenfalls: Verhaftung ist Nebensache.
    Was für eine Waffe tragen Sie?«
    Er notierte meine Antwort.
    »Ich besorge Ihnen Deformations-Geschosse dafür.«
    »Wenn wir damit erwischt werden, ist der Teufel los.«
    »Alles nur Selbstverteidigung«, beeilte Tamworth sich zu
    versichern. » Sie werden ohnehin nichts mit dem Mann zu tun haben;
    Sie sollen ihn lediglich identifizieren, wenn er sich blicken läßt. Aber
    eins kann ich Ihnen sagen: Wenn es hart auf hart kommt, sollen meine
    Leute nicht mit Pfeil und Bogen kämpfen müssen. Gewöhnliche
    Munition wäre da genauso hilfreich wie eine kugelsichere Weste aus
    nasser Pappe. Uns liegen keinerlei gesicherte Informationen vor, nicht
    mal eine Geburtsurkunde. Wir wissen weder, wie alt er ist, noch, wer
    seine Eltern waren. Nur daß er 1954 als Kleinkrimineller mit

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    literarischen Ambitionen urplötzlich auf der Bildfläche erschien und
    sich konsequent auf Platz drei der Liste der weltweit meistgesuchten
    Verbrecher hochgearbeitet hat.«
    »Wer belegt die Plätze eins und zwei?«
    »Das weiß ich nicht, und man hat mir unmißverständlich zu
    verstehen gegeben, daß es durchaus von Vorteil sei, es nicht zu
    wissen.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Ich melde mich. Lassen Sie Ihren Piepser Tag und Nacht
    eingeschaltet, damit ich Sie jederzeit erreichen kann. Sie sind ab sofort
    vom Dienst bei SO-27 beurlaubt, also machen Sie sich ein paar schöne
    Tage. Bis bald!«
    Er war im Nu verschwunden und ließ mich mit pochendem Herzen
    und der SO-5-Marke zurück. Boswell kam wieder herein, gefolgt von
    einer neugierigen Paige. Ich zeigte ihnen meine neue Marke.
    »Gratuliere!« sagte Paige und umarmte mich; Boswell wirkte nicht
    sonderlich erfreut. Er mußte schließlich an seine Abteilung denken.
    »Bei SO-5 geht es nicht so gemächlich zu wie hier, Next«, meinte er
    väterlich. »Gehen Sie an Ihren Schreibtisch, und lassen Sie sich die
    ganze Sache noch mal durch den Kopf gehen. Trinken Sie ein
    Täßchen Kaffee und essen Sie ein Rosinenbrötchen. Nein, lieber
    gleich zwei. Überstürzen Sie nichts, und wägen
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