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0094 - Alle auf einen Schlag

0094 - Alle auf einen Schlag

Titel: 0094 - Alle auf einen Schlag
Autoren: Alle auf einen Schlag
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Polizeifotograf gerade seine letzten Aufnahmen von dem Toten. Wir warteten, bis er fertig war, dann traten wir näher.
    Jack Lansforth lag auf der rechten Seite. Er hatte beide Arme nach hinten gewinkelt. Die abgespreizten Finger waren in ihrem Tasten nach dem Dolch erstarrt, der in Lansforths Rücken steckte.
    Er mochte an die fünfundzwanzig Jahre alt sein. Sein Gesicht verriet Schmerzen und Erstaunen. Erstaunen über den plötzlichen Überfall - oder worüber sonst? Hatte er sich nicht bedroht gefühlt?
    Diese Fragen tauchten auf, aber wir würden sie wohl nie beantwortet bekommen. Jack Lansforth war tot, und Tote sprechen nicht mehr.
    »Warum mag man ihn umgebracht haben?«, murmelte Boyd. »Er hatte noch etwas über hundert Dollar bei sich, und der Täter hat sie ihm gelassen. Raubmord scheidet also aus. Was war es sonst?«
    »Tote sprechen nicht«, murmelte ich nachdenklich.
    Boyd verstand mich falsch.
    »Das ist es ja«, sagte er. »Er allein könnte uns sagen, warum man ihn umgebracht hat. Aber er kann es ja nicht. Und der Täter wird sich hüten, es uns auf die Nase zu binden.«
    Ich sagte weiter nichts, aber ich glaubte zu wissen, warum man ihn umgebracht hatte. Es lag eigentlich auf der Hand, wenn man von der Annahme ausging, dass dies der Mann ist, dessen Frau heute Morgen kurz nach neun ein Baby bekommen hatte. Und für diese Annahme schien mir einiges zu sprechen.
    »Ist Ihnen schon aufgefallen, dass der Mann, einen sehr guten Anzug trägt, Boyd«, fragte ich. »Ich schätze, es ist sein Sonntagsanzug. Können Sie sich denken, dass ein Hafenarbeiter im Sonntagsanzug zur Arbeit geht?«
    »Donnerwetter!«, staunte Boyd. »Sie haben recht. Den Anzug habe ich noch gar nicht bemerkt, nicht mit Bewusstsein, meine ich. Jetzt, da Sie es sagen, fällt es mir erst auf. Warum ist der Mann ausgerechnet heute in seinem Sonntagsanzug hier erschienen? Das muss doch einen Grund haben.«
    »Ist der Vorarbeiter noch da, der den Toten gefunden hat?«, fragte ich. »Wir sollten uns mal gründlich mit ihm unterhalten. Ich bin davon überzeugt, dass er uns manche Sache aufklären kann, die uns jetzt noch schleierhaft erscheint. Einverstanden?«
    »Sicher«, nickte Boyd. »Der Vorarbeiter wird zwar schon im Einsatzwagen von einem meiner Leute vernommen, aber wir können uns gern einschalten. Haben Sie eine besondere Vermutung?«
    Ich nickte.
    »Ja. Jemand von den Arbeitern hier hat heute Morgen kurz nach neun Uhr die Arbeitsstelle verlassen, weil man ihn telefonisch davon verständigt hatte, dass seine Frau soeben ein Baby geboren habe. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was der Mann tat. Hocherfreut beeilte er sich, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, vielleicht nahm er sogar ein Taxi. Dort zog er sich rasch um, raste zum nächsten Blumengeschäft und von da ins Hospital. Anschließend dürfte er sich ein paar Schnäpse genehmigt haben. Welcher Vater pflegt die Geburt eines Kindes nicht zu begießen? Dann aber musste er aus einem bestimmten Grund noch einmal hierher. Vielleicht hat er morgens in der Eile irgendetwas liegen gelassen, was er sich holen wollte. Als er hier auftauchte, wurde er umgebracht.«
    Boyd wurde blass.
    »Mein Gott«, murmelte er. »Das ist ja schrecklich, Cotton! Wie soll man es der jungen Mutter beibringen?«
    Ich nickte.
    »Ja, Boyd. Das dürfte das Schwierigste an diesem ganzen Fall sein. Sorgen Sie dafür, dass die Sache hier nicht an die Presse geht, bevor es die Frau nicht erfahren hat. Unmittelbar nach der Geburt eines Kindes in der Zeitung zu lesen, dass der eigene Mann ermordet wurde - werweiß, zu welchen medizinischen Komplikationen das führen kann.«
    Boyd nickte ein paar Mal stumm. Dann murmelte er: »Dieser Fall wird gelöst, Cotton, das verspreche ich Ihnen! Diese Halunken, die den Mann umgebracht haben, die möchte ich eines Tages auf dem elektrischen Stuhl sehen.«
    Ich nickte nachdenklich.
    »Gehen wir hinüber zum Einsatzwagen!«, schlug Boyd vor.
    ***
    Die Vernehmung des Vorarbeiters, eines biederen, fünfzigjährigen Hafenarbeiters, von geradem, offenem Wesen, erbrachte eigentlich nichts Neues. Sie bestätigte nur, was ich vermutet hatte.
    Lansforth war der junge Vater gewesen.
    Als wir den Einsatzwagen wieder verließen, wo ein-Vernehmungsbeamter das Protokoll tippte, zog ich Boyd ein paar Schritte zur Seite.
    »Wimmeln Sie auf jeden Fall die Reporter ab, Boyd!«, schärfte ich ihm ein. »Die ganze Sache muss vorläufig geheim bleiben. Erzählen Sie, dass sorgfältige
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