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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze
Autoren: Hans Wolf Sommer
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erhört und mich in diese Welt zurückgeschickt, damit ich eurer Rache Werkzeug werde. Schrecklich werde ich wüten unter den Erben des verfluchten Volkes.«
    Triumph und Dankbarkeit erfüllten Herz und Geist des Oberpriesters. Der Gott hatte die Treuesten seiner Getreuen nicht vergessen! Er wollte etwas sagen, wollte seiner Freude Ausdruck verleihen, aber der Wiedergeborene war noch nicht fertig mit seiner Rede.
    »Opfert unserem Herrn Baal-Hammon«, forderte er die Priester auf, »und der Gott wird die Opfer wie mich mit seiner Kraft durchdringen und gleichfalls in Rächer sie verwandeln. Und nun gebt mir eine Robe, damit das Werk beginne!«
    Baalyaton war außer sich vor Freude, diese Worte zu hören. Er schloß die Augen und stattete dem Gott im stillen seinen tief empfundenen Dank ab. Er öffnete die Augen wieder und wies eine der Jungfrauen an, eine Robe zu holen.
    Zu dem Wiedergeborenen sagte er: »Geschöpf unseres Herrn Baal-Hammon, ist es nicht unvorsichtig, in der Kleidung unseres Volkes in diese Welt zu treten? Man wird mit Mißtrauen dir begegnen und dein Werk zu vereiteln suchen.«
    Der Wiedergeborene zeigte ein grausames Lächeln. »Diese Gefahr besteht nicht. Kein Sterblicher kann mir etwas anhaben, denn die Kraft des Gottes ist stärker als die der Menschen.«
    Er unterbrach sich kurz und fuhr dann fort. »Der Herr Baal-Hammon hat noch einen Befehl für dich, Priester. Der Mann, dem einst ich diente, trägt ein Amulett von reinstem Silberglanz bei sich. Der Gott will dieses Ding nicht in seiner Nähe wissen. So nimm es und halte es fern von diesem Heiligtum. Anderenfalls fürchte den Zorn unseres Herrn!«
    Baalyaton glaubte zu verstehen. Vielleicht hatte der Gott das Opfer des feisten Wollüstlings verschmäht wegen dieses Silberamuletts. Vielleicht hatte er deshalb sein ewiges Feuer gedrosselt. Der Herr sollte keinen Grund mehr zum Zorne haben.
    »Ja«, sagte er, »ich werde tun, was der Gott verlangt.«
    Die geweihte Frau kam zurück mit einer Robe für den Wiedergeborenen. Das Geschöpf des Herrn Baal-Hammon schlüpfte hinein. Dann ging er, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, zum Tempelausgang und sprang mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers nach draußen.
    Voll brennender Hoffnung blickte ihm Baalyaton nach.
    »Laß den Ruf des Löwen erschallen, Gisgo«, sagte er anschließend.
    Gisgo wandte sich ab, um die Lure zu holen.
    ***
    Die Fahrt mit dem Fiat-Sportcoupé war nicht eben gemütlich. Der Wagen eignete sich nicht für drei Personen. Zum Glück war die Entfernung zwischen Tunis und Karthago nicht groß. Und der überwiegende Teil davon konnte über eine breite und moderne Schnellstraße zurückgelegt werden.
    Bald hatten sie Karthago erreicht. Von der berühmten Stadt der Antike kündeten nur noch einige wenige unansehnliche Ruinen. Die ehemalige Metropole des punischen Reiches war zu gründlich zerstört worden. Heute war sie eine Vorstadt von Tunis mit vielen Einfamilienhäusern, in denen die Wohlhabenden lebten.
    Sidi Ahmed ben Chedli gehörte nicht zu den Wohlhabenden. Er gehörte zu den Reichen des Landes. Seine Villa war ein orientalischer Traum.
    Oder ein Alptraum, dachte Zamorra grimmig. Wenn das alles stimmte, was das Mädchen Ahlem angedeutet hatte…
    Die Tochter des Großkaufmanns hielt den Wagen so an, daß man ihn von der Villa aus nicht sehen konnte.
    »Es ist wohl besser, man sieht uns nicht zusammen kommen«, sagte sie leise. »Mein Vater würde es mir nie verzeihen, wenn er wüßte, daß ich Sie geholt habe.«
    Zamorra lächelte. »Keine Bange, Ahlem. Von uns wird er es ganz bestimmt nicht erfahren. Wir steigen hier aus, und Sie fahren schon vor.«
    Er verließ den kleinen Flitzer und war anschließend Nicole beim Aussteigen behilflich.
    »Monsieur Zamorra…«
    »Ja, Ahlem?« Der Professor steckte den Kopf noch einmal in den Wagen.
    »Sie werden meinem Vater nichts tun, nicht wahr? Sie haben es versprochen!«
    »Ich halte meine Versprechen, Ahlem!«
    Das Mädchen fuhr weiter. Zamorra sah, wie sie den Fiat schwungvoll nach rechts zog und seinen Blicken entführte.
    Er wartete gut fünf Minuten.
    »So, das sollte reichen«, sagte er zu Nicole. »Machen wir Monsieur Chedli unsere Aufwartung.«
    Nicole schluckte. »Glaubst du, es wird gefährlich?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hoffe, nicht. Für alle Fälle habe ich meinen Revolver. Und was diesen Baalstempel angeht, müssen wir abwarten.«
    Sie gingen auf den Haupteingang der Villa zu. Das Haus bildete eine gelungene
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