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0082 - Die Falle im Todesschloß

0082 - Die Falle im Todesschloß

Titel: 0082 - Die Falle im Todesschloß
Autoren: Michael Hrdinka
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verziert. In der Mitte stand das Rednerpult, mit den Landesfarben Frankreichs überzogen, und auf dem Pult ein Mikrophon.
    Nachdem der Bürgermeister, Pellegrin Dersail, erschienen war, seine Begrüßungsansprache gehalten und besonders die »Neuen Einwohner«, die zumeist das erste Mal einer solchen Sitzung beiwohnten, herzlich willkommen geheißen hatte, kam man ohne Umschweife auf Louis Creux zu sprechen.
    Pellegrin Dersail, ungefähr fünfzig Jahre alt, klein, spindeldürr steigerte sich zusehends in Erregung: »Nicht nur, daß er ein Schmutzfink und Schandfleck ist, nein, einer seiner Bestien hat gestern Françoise Derray angefallen und ihr eine schwere Verletzung zugefügt.«
    Professor Zamorra widerte das Geschwätz an. Er musterte sorgsam die Gesichter der Neuankömmlinge, versuchte in ihnen zu lesen.
    »Monsieur Claude Berrie hat Creux eine hohe Summe für sein Grundstück geboten, aber er will ja nicht verkaufen. Überhaupt haben Claude Berrie und sein Sohn sehr viel für die Modernisierung des Ortes beigetragen. Sie seien nochmals herzlich bedankt.«
    Applaus!
    Zamorra klatschte nicht. Sein schweifender Blick strich über die Anwesenden, um schließlich auf zwei Männern, die in der ersten Reihe saßen, sich jetzt erhoben und verbeugten, hängenzubleiben. Er zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    Der Professor konnte förmlich die Kälte fühlen, die von den beiden Männern ausging. Er hatte die Leute während der letzten Monate kennengelernt, als sie auch ihm sein Schloß abkaufen wollten, um es zu einem Hotel umzufunktionieren.
    Eiskalte Geschäftsmänner, die vor nichts zurückschrecken. Das dachte der Parapsychologe.
    »Was nun Creux betrifft! Wir müssen die kläffenden und gefährlichen Bestien loswerden. Ich habe bereits den Tierschutz verständigt.«
    Pellegrin Dersail machte eine Kunstpause, um nach dem Wasserglas zu greifen und einen Schluck daraus zu nehmen.
    »Der Tierschutz schickt heute noch einen Wagen, der die Tiere abholt. Wir werden schon noch erreichen, daß er von Roulens verschwindet, wir werden ihm das Leben vergällen…«
    »Halt, Bürgermeister, nicht so schnell!« unterbrach Professor Zamorra, der das Geschwätz nicht mehr länger mit anhören konnte, den Redner.
    Alle Blicke hefteten sich auf die große, schlanke Gestalt des Parapsychologen.
    »Monsieur Creux ist genauso wie ihr alle ein Bürger von Roulens, den jeder achtete und schätzte, bevor mit der Vergrößerung des Ortes begonnen wurde und Monsieur Berrie die Hetzkampagne gegen Creux startete! Nicht die Einheimischen sind gegen ihn, sondern die Neuankömmlinge, die die anderen gegen Creux aufstacheln!«
    »Was erlauben Sie sich, Professor!« donnerte Pellegrin Dersail los.
    Er wollte Professor Zamorra nach allen Regeln der Kunst zusammenbrüllen, doch der Gelehrte verließ wortlos den Saal.
    ***
    Als Professor Zamorra auf den Gehsteig vor dem Rathaus trat, schlug ihm die feuchtkalte, diesige Luft wie ein Hammerschlag entgegen, aber er schien das gar nicht zu bemerken. Mechanisch faßte seine rechte Hand an den Kragen seines Mantels, um ihn hochzustellen.
    Er war wütend über das Affentheater, das sich eine »Bürgersitzung« nannte. Nur allmählich ließ der Zorn nach und machte der Frage Platz, wie er Creux wohl helfen konnte.
    Unschlüssig marschierte er die Hauptstraße entlang, bis er schließlich die Gasse, die zum Ortsende führte, einschlug.
    Er bemerkte nicht, daß Jean-Paul Derray hastig seine Gartentür aufriß und auf den Gehsteig hinauslief. Dabei stieß er mit dem Professor zusammen.
    »Oh, Entschuldigung, Professor!« stammelte er verlegen.
    »Okay, schon gut«, lächelte Zamorra. »Es war meine Schuld.«
    Der Zehnjährige wollte schon weiterlaufen, als ihn der Wissenschaftler plötzlich am Arm festhielt!
    »Jean-Paul! Einen Moment noch. Ich hätte dich gerne etwas gefragt!«
    »Ja bitte!« sagte der Junge artig.
    »Du warst doch gestern dabei, als Creuxs Hund deine Mutter biß?« wollte Zamorra wissen.
    »Ja, und es war nicht Hassos Schuld!« plapperte der Knabe los. »Monsieur Creux, hat mir eine Puppe genäht, die ich sehr gern hatte. Mama hat sie zerrissen und da hat Hasso sie gebissen!«
    »So war das also!« sagte Zamorra.
    »Jetzt darf ich Creux nicht mehr besuchen. Und dabei hat er mir eine Geschichte erzählt, die furchtbar spannend ist. Er ist immer so traurig und da habe ich ihn nach dem Grund dafür gefragt. Und er hat mir erzählt, daß ein Fluch auf ihm laste. Leider ist plötzlich
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