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0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
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Zellentüren geöffnet?«
    »Nein, nur die Zellen im Parterre und fast alle Türen in der ersten Etage. Von den Zellen im zweiten Stock war keine geöffnet worden.«
    Eben brachten zwei Wärter einen Kranken, der gellend schrie und der nur noch mit Kleiderfetzen bekleidet war. Die kräftigen Männer vermochten ihn kaum zu bändigen.
    Etwas nervös griff ich nach der Zigarettenschachtel.
    »Darf ich rauchen, Sir?«
    Der Professor nickte. Eine Zellentür verschluckte das Toben und dämpfte es. Ein Arzt, mit einer Spritze in der Hand, lief an uns vorüber.
    »Bitte, wiederholen Sie noch einmal die Worte, die der Wärter rief!«
    »Doktor, die Kranken von Station 7 sind befreit…«
    »Hatten Sie den Eindruck, daß er den Satz fortsetzen wollte?«
    »Ohne Zweifel. Ich nehme an, daß er sagen wollte:… sind befreit worden.«
    »Das würde ausschließen, daß der Wärter die Kranken selbst freigelassen hat. — Nun, das werden wir von ihm selbst sicher hören können. — Wie steht’s um ihn?«
    »Schlecht, fürchte ich«, beantwortete Dr. van Beek die Frage. »Ich habe ihn selbst zuerst untersucht. Er hat einen Schädelbruch. Unser Chirurg hält eine Operation für notwendig. Auch wenn alles gutgeht, was nach Meinung des Chirurgen höchst zweifelhaft ist, können Sie ihn frühestens in zwei oder drei Tagen vernehmen.«
    »Gut, das müssen wir eben abwarten. — Bitte, erzählen Sie mir über die Organisation der Abteilung, was Sie für wichtig halten.«
    Professor Vardeen antwortete: »Ich fürchte, da gibt es nicht viel zu berichten. Diese Abteilung beherbergt praktisch nur hoffnungslose Fälle. Soweit eine Behandlung sinnvoll und notwendig erscheint, wird sie tagsüber vorgenommen. — In der Nacht befindet sich nur ein Wärter im Haus. Er führt zweistündige Kontrollgänge durch, und er hat den Schlüssel zu den Zellen.«
    »Den Schlüssel?«
    »Ja, es gibt nur ein Modell, das für alle Schlösser paßt, ausgenommen die Haustür, aber diese wird auch nachts nicht verschlossen.«
    »War der Wärter bewaffnet?«
    Der Professor sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Wir sind ein Krankenhaus, Mr. Cotton, kein Gefängnis.«
    »Aber Ihre Kranken sind gefährlicher als Zuchthäusler.«
    »Kein Wärter öffnet allein eine Zelle. Eine Bewaffnung wäre unnötig und lächerlich. Geisteskranke sind unglückliche Menschen, aber sie sind Menschen.«
    »Da die Haustür nicht abgeschlossen war, wäre es also möglich, daß ein Fremder eingedrungen ist, den Wärter niedergeschlagen, den Schlüssel an sich genommen und die Zellen geöffnet hat?«
    »Nein, das ist nicht möglich«, antwortete Dr. van Beek. »Von Evers’ Anruf bis zu unserem Eintreffen vor der Station 7 vergingen nur wenige Minuten. Niemand konnte in so kurzer Zeitspanne soviel Türen öffnen.«
    »Dann muß also das öffnen der Zellentüren vor dem Anruf erfolgt sein.«
    »Das ist ebenfalls unmöglich«, erklärte Professor Vardeen. »Sehen Sie selbst. Die Kabine des Nachtwächters liegt so, daß er praktisch das ganze Haus übersehen kann. Evers müßte jeden Fremden bemerkt haben.«
    »Bliebe die Annahme, daß der Wärter durch gewisse Umstände, vielleicht durch einen vorgehaltenen Revolver, gezwungen worden ist, dem Aufschließen der Türen tatenlos zuzusehen«, sagte Phil. »Er fand dann doch noch eine Gelegenheit, zu telefonieren.«
    »Aber wer, um Himmels willen, sollte ein Interesse daran haben, Geisteskranke zu befreien?« rief der Professor.
    »Wo ist überhaupt der Schlüssel, um den sich alles dreht?« fragte ich.
    Professor Vardeen sah Dr. van Beek fragend an. Der Arzt sagte: »Keine Ahnung. Wir benutzten den Schlüssel aus der Zentralpforte, als wir die ersten Eingefangenen wieder in ihre Zellen schlossen.«
    »Ich möchte mir das Haus ansehen«, wünschte ich.
    Gefolgt von dem Professor und dem Arzt, gingen wir durch die langen Flure der drei Etagen. Die meisten Zellentüren waren wieder geschlossen. Nur noch vierzehn standen offen, da inzwischen drei weitere Kranke gebracht worden waren.
    Professor Vardeen öffnete eigenhändig die Stechuhren an den Gangenden. Die letzte gestochene Zeit war null Uhr elf.
    »Das stimmt mit der Zeit auf Evers’ Kontrolluhr überein«, erklärte Vardeen. »Es bleiben also höchstens fünfzehn Minuten für das Öffnen der Zellen.«
    Phil bückte sich und hob einen Gegenstand vorsichtig auf. Er hielt ihn hoch und fragte: »Ist das der Schlüssel?«
    Er war es. Er lag ganz nahe an der Mauer. Phil hielt ihn zwischen
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