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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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Kanal zwischen Atlantik und Pazifik verläuft, ist US-Territorium. Unser Land unterhält dort eigene Polizeikräfte. Deswegen wird unser Fall sowohl von der Panama-Police als auch von der US-Kanalpolizei bearbeitet.«
    Unser Pilot flog an der Ostküste entlang. Hinter Norfolk erreichten wir die offene See. Erst bei Miami auf der Halbinsel Florida berührte die Route wieder festes Land, um gleich darauf erneut über See zu führen. Wir überflogen Kuba, sahen einen Zipfel von Jamaika und erreichten kurz nach siebzehn Uhr bei Colon das mittelamerikanische Festland.
    Unter uns lag ein Wasserstreifen, dessen Breite zwischen hundert und dreihundert Metern schwankte: Der Panama-Kanal, dessen Errichtung seinerzeit die ganze Welt erschüttert und unsägliche Opfer gekostet hätte. Wir sahen die riesigen Schleusenanlagen von Ga tun, den Gatun-See, durch den der Kanal führt, den Stausee von Miraflores und den tiefergelegenen Auslaufkanal. Eine Viertelstunde nachdem wir das Festland erstmalig überflogen hatten, lag die pazifische Mündung des Kanals bei Balbao unter uns. Wieder drehte die Zweimotorige bei und schwebte dann über der Hauptstadt Ciudad de Panama. Phil spielte den Fremdenführer.
    »Sieh, Jerry, die Kathedrale, 1776 vollendet, die Universität, der Munizi--pal-Palast. Dort die Hafenanlagen. Sie liegen auf amerikanischem Hoheitsgebiet.«
    Zum Teufel 'mit allen Palästen und Hafenanlagen! Zehn Kinder schwebten in schrecklicher Gefahr!
    ***
    Daß wir im Dienst der bestorganisierten Institution der Welt stehen, wird uns oft an Kleinigkeiten klar. Auch diesmal war es so. Nach der Landung brauchten wir uns um nichts zu kümmern. Mister High hatte an alles gedacht und für unseren Empfang gesorgt. Drei Herren erwarteten uns.
    Der erste -war vielleicht in meinem Alter, ziemlich dick, aber muskulös. Er hatte glänzende schwarze Haare und trug eine goldstrotzende Uniform in der Art, wie man sie oft in Operettenfilmen sieht. Aber sein Gesicht war klug und energisch. Er hieß uns mit südländischer Überschwenglichkeit willkommen und stellte sich als Capitano Mantelli von der Panama-Polizei vor.
    Dem zweiten sah man den Yankee deutlich an. Kommissar Guildford Lewis war ein rothaarige Hüne von vielleicht vierzig Jahren, braungebrannt, mit harten und doch intelligenten Gesichtszügen.
    Erst, als wir einander berochen hatten, stellte uns Lewis den dritten Mann vor, einen strengen, vorzeitig ergrauten Mittvierziger. Er trug einen fast weißen Leinenanzug und einen nagelneuen Tropenhelm Er entpuppte sich zu meiner unliebsamen Überraschung als Habakuk Ebenezer Roberts, Besitzer und Leiter des Christ Church College, Madison, dessen zehn Zöglinge gekidnappt worden waren.
    Unliebsam überrascht war ich deshalb, weil ein G-man in gewisser Hinsicht Ähnlichkeit mit einem Veilchen hat, das am liebsten im Verborgenen blüht. Außerdem mißfiel mir das übermäßig füllige Hinterteil des College-Mannes, das zu seiner sonstigen gepflegten Schlankheit in geradezu groteskem Gegensatz stand. Aber ich sagte mir, daß das ja keineswegs mit einem schlechten Charakter im Zusammenhang stehen müsse.
    Die Herren verfrachteten uns in einen offenen Jeep und fuhren mit uns zum Hotel .Oriental', einer gewagten Neukonstruktion mit Palmenhof, unterirdischer Bar und moderner Klima-Anlage. Unsere Zimmer waren fast feudal, und Mantelli hatte sozusagen an alles gedacht. Er mixte aus siebenerlei Grundstoffen einen Cocktail. Den Namen habe ich vergessen. Ich erinnere mich nur daran, daß obenauf eine Olive war.
    »Sie werden sich ausruhen wollen, meine Herren«, sagte Mantelli.
    Lewis grinste ironisch; Roberts sah man an, daß er innerlich die Hände rang. Wir schüttelten wie auf Kommando den Kopf. Ich sagte: »Nichts da, wir beginnen sofort. Der Schlaf wird später nachgeholt. Sagen Sie, was bisher bekannt ist.«
    Mantelli machte uns in gutem Englisch mit dem Stand der Ermittlungen bekannt. Etwas Neues wußte er nicht vorzutragen. Wir ließen ihn geduldig ausreden, überfielen ihn aber dann mit einem Kreuzfeuer von Fragen.
    »Von wem ging die Idee der Reise aus?«
    »Von Enrico Oliyarez«, mischte sich Roberts ein, »einem der unglücklichen Väter. Der Gedanke wurde erstmalig vor drei Monaten ventiliert; Olivarez hatte Mitleid mit den neuen Boys, die nicht einmal in den Ferien nach Hause fahren durften.«
    »Hat er finanziell zu der Reise beigetragen?«
    Roberts war peinlich berührt.
    »Wo denken Sie hin! Ich nehme nur Millionärssöhne als
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