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0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf

0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf

Titel: 0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf
Autoren: Michael Hrdinka
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sich meist Alligatoren und Schildkröten bequem gemacht hatten.
    Warner legte das Ruder zurück auf seinen Platz.
    Plötzlich zuckte er wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    Er nahm mechanisch die Brille ab, um über die Augen zu wischen, weil er meinte, einem Trugbild unterlegen zu sein.
    Robert Warner schloß für einen Moment die Augenlider, als er sie öffnete, war das, was er gesehen hatte, noch immer da.
    Keine dreißig Yards von ihm entfernt war ein Pfahl in den Sumpf gerammt worden. Und an der Spitze des Pfahles steckte ein weißer, grinsender Totenschädel. Ein Stück weiter daneben befand sich ein weiterer Pfahl mit derselben grausigen Bestückung.
    Der Industrielle merkte, wie trotz der drückenden Hitze ein eisiger Schauer seinen Rücken hochkroch. Es war, als hätten ihn kalte, feuchte Totenhände berührt.
    In seinem Gehirn begann ein Gedankenpuzzle. Viele Fragen drängten sich gleichzeitig auf. Er war es von jeher gewohnt, ruhig und sachlich zu denken und zu handeln, aber jetzt schlugen die Gedanken Purzelbäume.
    Die Köpfe waren doch noch vor wenigen Tagen nicht da, ich kenne das Gebiet genau! Wer hat sie aufgestellt? Wer treibt sich auf meiner Insel herum? Warum wurden diese Dinger dahergebracht?
    Er erinnerte sich an Kinofilme über Dschungelvölker, die solche Schädel zur Abgrenzung ihres Gebietes verwendeten. Sie sollten jeden Eindringling abschrecken.
    Aber es gibt doch außer mir und Betty niemanden hier!
    Warner hatte plötzlich Angst, weiterzurudern! Er wußte nicht, was es war, das ihm davon abriet, dieses Gebiet zu befahren.
    Tu es nicht! hämmerte es in ihm.
    Robert Warner senkte den Kopf, gerade so, als wolle er in sich hineinlauschen. Er kannte das Gefühl Angst nicht! Deshalb kam es ihm so eigenartig vor, daß sein Instinkt auf die Skelettschädel so eigentümlich reagierte.
    Schließlich faßte sich der Millionär ein Herz. Er verwarf die düsteren Gedanken. Der Unternehmungsgeist des Amerikaners hatte in ihm die Furcht besiegt.
    Das wäre ja noch schöner! Wer weiß was sich da für ein Gesindel auf meinem Eiland herumtreibt! Ich werde es verjagen! nahm er sich fest vor.
    Trotzdem blieb er vorsichtig. Er nahm das Jagdgewehr zur Hand, überprüfte sorgfältig die Ladung, lud durch, sicherte es.
    Er legte die Waffe griffbereit vor sich hin.
    Dann begann er zu rudern. Er paddelte zwischen der Markierung hindurch. Mit einem Mal war es ihm, als hätten die Vögel ihr Konzert beendet. Eine drückende Stille legte sich über den trügerischen Sumpf. Nur hier und da klang der schrille Aufschrei eines Reihers zu ihm herüber. Das Plätschern von Wasser war zu hören. Manchmal gluckste es, wenn sich ein Kaiman ins Wasser gleiten ließ.
    Das seltsame Angstgefühl hatte sich seit dem Augenblick, wo er die Pfähle mit den Totenköpfen passiert hatte, zusehends verstärkt.
    Warner zitterte. Seine Rechte griff zum Herz. Es hämmerte wie verrückt in seiner Brust.
    Du darfst dich nicht aufregen, ganz ruhig!
    Er spähte lauernd um sich.
    Da! Auf einer der Inseln stand eine Hütte!
    Nein, das kann nicht wahr sein, ich habe mich getäuscht!
    Aber er mußte Gewißheit haben und ruderte auf die vermeintliche Hütte zu. Je näher er kam, desto mehr bestätigte sich seine Annahme.
    Er konnte es noch immer nicht glauben, als sein Boot gegen das treibende Festland stieß, und die Hütte, wenn man das aus dürren Ästen und Zweigen zusammengesetzte Gebilde mit dem Schilfdach so nennen wollte, keine zehn Yards von ihm entfernt lag.
    Er wagte nicht, seinen Kahn zu verlassen. Plötzlich lag eine ungeheure Spannung in der drückend heißen Luft. Irgend etwas war da, mußte einfach da sein, wovon diese Spannung ausging.
    Sekunden später sah der Millionär die Ursache.
    Sie saß vor der Hütte und war in Lumpen gehüllt. Hata, die Hexe, drehte Warner ihren krummen Rücken zu, auf dem ein großer Höcker prangte, bei dessen Anblick sogar noch Quasimodo, der Glöckner von Notre Dame, vor Neid erblaßt wäre.
    Warner dachte, es mit einer Eingeborenen zu tun zu haben.
    Er merkte, daß er plötzlich sein Gewehr in der Hand hielt, und sich sein Zeigefinger um den Sicherungsflügel krümmte. Er hielt den Schaft aus Nußbaumholz so fest umklammert, daß die Knöchel seiner gepflegten Hand weiß hervortraten.
    »He, Sie da drüben!« rief er der Hockenden in den zerlumpten Frauenkleidern zu.
    Jäh drehte sich Hata um! Sie tat dies einfach, indem sie ihren häßlichen Schädel um hundertachtzig Grad drehte.
    Warners
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