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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock
Autoren: Ich saß im Todesblock
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meinen. Der hat schon eine ganz schöne Erfahrung im Sprengen. Wenn ich mal aus irgendeinem Grunde hier ausfallen sollte, ist er der Einzige, der mich vertreten könnte.«
    Kenson schob die Dynamitpatronen behutsam in seine Hosentaschen, wickelte die Zündschnüre zu einem Ring zusammen und hing ihn über die linke Schulter. Damit machte er sich an den Aufstieg.
    »Hat aber reichlich lange gedauert, bis du endlich wieder erscheinst«, brummte Caroon, als Kenson wieder bei ihm angekommen war.
    Kenson sagte nichts. Er legte wortlos den Sprengstoff vor Caroon auf den Felsen. Der Sträfling füllte die Bohrlöcher mit den Patronen, nachdem er an jede die Zündschnur angeschlossen hatte. Danach schob er kleine Gesteinssplitter nach und stopfte sie in den Bohrlöchern fest.
    »Verzieh dich schon und geh in Deckung!«, rief Caroon, als er sich über die beiden letzten Bohrlöcher hermachte.
    Kenson nickte dankbar. Er erlebte zum ersten Mal eine Sprengung aus nächster Nähe, und er hätte lügen müssen, wenn er behaupten sollte, dass er sich sonderlich wohl dabei fühlte.
    Im Laufe des Nachmittags führten sie noch zwei Sprengungen durch, und jedes Mal ließ Caroon zwei Dynamitpatronen mehr holen als Bohrlöcher vorhanden waren. Kenson hielt es schon langsam für eine Sprengregel, dass man zwei Dynamitpatronen mehr brauchte.
    Als sie kurz nach fünf Uhr abends zum Zuchthaus fuhren, hatte Caroon unter seiner Kleidung sechs Dynamitpatronen und die dazugehörigen Zündschnüre versteckt. Es gelang ihm ohne Schwierigkeiten, die gefährlichen Dinge in seine Zelle einzuschmuggeln, weil bei den aus dem Steinbruch heimkehrenden Sträflingen keine gründliche Kleiderkontrolle durchgeführt wurde.
    Um sieben versammelten sich die Sträflinge in einem großen Saal zum Abendbrot. Um acht war im Block B 2 eine Kinovorstellung, zu der auch die Sträflinge aus den anderen Blocks Zutritt hatten. Mit besonderer Genehmigung des Zuchthausdirektors durften sogar die Todeskandidaten auf eigenen Wunsch das Kino besuchen.
    Bullen Jack stand dicht neben dem Eingang des Saales. Er lehnte mit seinem massigen Kreuz an der Wand. Sein Gesicht war blass, und gelegentlich verzog er es, als ob er unter irgendwelchen Schmerzen litt.
    Der dicke Guy trat an ihn heran. »Warst du heute Nachmittag beim Captain?«, fragte er.
    Bullen Jack nickte.
    »Sicher.«
    »Und?«
    »Frag nicht so dämlich! Er hat mich fertiggemacht, dieser elende Hund.«
    Guy starrte den Leidensgefährten ungläubig an.
    »Man kann dir aber nichts ansehen!«
    »Natürlich nicht! Glaubst du, der Kerl ist so dämlich und macht es so, dass alle Welt erkennen kann, dass man von ihm misshandelt wurde? Das ist ja gerade das Heimtückische an ihm! Er macht dich fertig, ohne dass du auch nur einen blauen Flecken auf deiner Haut hast. Aber dem zahle ich’s heim! Der Tag kommt noch!«
    Bullen Jack sah finster vor sich hin.
    Plötzlich erschien der Italiener Toni Marecci. Er ging an Guy vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Aber im Vorgehen wechselte ein zusammengefaltetes Papier blitzschnell den Besitzer. Und Guy schob es nach einer Weile an Bullen Jack weiter.
    »Was ist das?«, fragte Bullen Jack, während er das Papier in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
    »Der Plan vom Waffenmagazin!«, raunte Guy.
    Bullen Jack grinste. »Ist ja großartig!«
    Kaum hatte er es ausgesprochen, da huschte ein anderer Sträfling dicht an ihnen vorbei. Dabei raunte er: »Caroon hat sechs Hornissen gefangen. Morgen werden es wahrscheinlich wieder sechs.«
    Die Gesichter der Zuchthäusler bewegten sich nicht, als sie sich ihre Mitteilungen zukommen ließen. Bullen Jack zuckte mit keiner Wimper, obgleich er wusste, dass von sechs Dynamitpatronen die Rede gewesen war.
    Und als er nach knapp zwei Stunden das Kino verließ, wusste er auch, dass Marecci das bestellte Zyankali beschafft hatte.
    In dieser Nacht lag Bullen Jack lange wach. Er überlegte die nächsten Schritte seines Planes.
    ***
    Es war nachts um halb drei, als im Schlafzimmer des Zuchthausdirektors das Telefon klingelte und gleichzeitig ein rotes Kontrolllämpchen aufglühte. Das war ein Zeichen dafür, dass der Anruf von irgendwo innerhalb des Zuchthauses kam.
    Mac Ronger wischte sich den Schlaf aus den Augen und richtete sich auf. Wieder gellte das Telefon.
    Mit einem Satz war Ronger aus dem Bett. Wenn er nachts geweckt wurde, war es selten etwas Gutes. Er riss den Hörer von der Gabel und fragte aufgeregt: »Hier ist Ronger. Was ist
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