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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock
Autoren: Ich saß im Todesblock
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ein dreiundvierzigjähriger Gewohnheitsverbrecher, der wegen schweren Raubüberfalles und Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu zwölf Jahren verurteilt war. Neben ihm saß sein Zellengenosse Ben L. Kenson, der erst am Vortag in das Zuchthaus eingeliefert worden war.
    »Die Affen da vorn könnten auch ein bisschen langsamer fahren!«, knurrte Rob. »Diese verdammte Schüttelei hält ja kein Mensch aus!«
    Die Wagenkolonne hatte das Gebiet der Granitbrüche erreicht und hielt mit kreischenden Bremsen. Die Wachmannschaften sprangen von den Wagen und schwärmten zu einem Kreis aus. Die Mündungen ihrer Maschinenpistolen zeigten nach unten.
    Kenson und Caroon waren dem vierten Sprengkommando zugeteilt worden und stiefelten mit hängenden Köpfen durch die brütende Hitze hinter Tom Marshall her, der so etwas wie einen Sprengmeister darzustellen hatte. Aus einer abgeschlossenen Bude holten sie ihre Werkzeuge, während ein anderer Sträfling einen eigens dafür eingerichteten Lastwagen heranfuhr, dessen starker Motor der Strom für die schweren Gesteinsbohrer lieferte.
    Schwitzend wühlten Kenson und Caroon dicht nebeneinander auf dem glutheißen Fels. Das Gestänge ihrer Bohrer fraß sich mit kreischendem Geräusch langsam in das harte Gestein. Ein jüngerer Sträfling schleppte unterdessen von einem nahegelegenen Gebirgsbach in zwei Eimern Wasser zum Kühlen der heiß geriebenen Bohrer herbei. Eine Dreiviertelstunde arbeiteten Kenson und Caroon fluchend und schwitzend in der mörderischen Sonnenglut, dann warf Caroon seinen Bohrer beiseite, tauchte seinen Kopf bis zum Genick in das eiskalte Quellwasser in einem der Kühleimer, zog ihn prustend wieder heraus und knurrte: »Das dürfte tief genug für die nächste Sprengung sein.«
    Kenson wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte: »Soll ich Marshall Bescheid sagen?«
    »Ja. Sag’s ihm. Er soll acht Dynamitpatronen her auf schicken. Wir hätten acht Bohrlöcher. Die Lunte müsste für jede Patrone mindestens sechs Meter lang sein. Näher könnten wir sie nicht zünden, sonst kämen wir nicht früh genug in Deckung.«
    Kenson sah überrascht auf. »Aber wir haben doch nur sechs Bohrlöcher!«
    »Na und? Wenn ich sage, wir brauchen acht Dynamitpatronen, dann brauchen wir eben acht. Oder willst du elender Grünschnabel mir vielleicht erzählen, wie man diese lausige Ecke hier anders heraussprengen soll als mit acht Patronen?«
    Kenson schüttelte irritiert den Kopf. »No, Rob. Ich habe keine Ahnung von solchen Sachen. Wenn du es sagst, wird es schon stimmen.«
    Er kletterte schwitzend über die heißen Felszacken hinab zum Grund des Steinbruches, während sich Caroon seufzend auf den Rücken legte und die angespannten Muskeln lockerte.
    Kenson trat an Tom Marshall heran und sagte: »Caroon schickt mich herunter.«
    »Und? Was will er?«
    »Wir sind so weit.«
    »Mit der Sprengung?«
    »Ja.«
    »Wie viel Patronen braucht Ihr?«
    »Acht.«
    »Wie lang soll die Lunte sein?«
    »Caroon sagt, sie müsste mindestens sechs Meter für jede Patrone haben. Sonst kämen wir nicht mehr früh genug weg.«
    Marshall nickte. »Okay. He Jim, acht Patronen und Lunte, sechs Meter pro Stück.«
    Marshall schrieb die Ausgabe in eine schmierige Kladde, die er aus seiner Gesäßtasche hervorholte.
    »Du bist neu hier, was?«
    Kenson nickte.
    »Ja. Gestern gekommen.«
    »Wie lange?«
    »Sechs Jahre.«
    »Geht. Ich habe lebenslänglich.«
    Marshall erwähnte es ganz nebenher. Kenson sah ihn eigenartig an. Aber Marshall bemerkte das nicht. Inzwischen brachte der aufgerufene Sträfling den Sprengstoff und die Zündschnüre aus der verschlossenen Bude. Marshall setzte eine Trillerpfeife an die Lippen, stieß drei gellende Pfiffe aus und brüllte durch ein Sprachrohr: »In fünf Minuten wird gesprengt! Die Gruppen vier und sechs müssen in Deckung!«
    Er stellte das Sprachrohr ab und sagte zu Kenson: »Einen Tipp gebe ich dir: widersprich Caroon niemals! Der Kerl ist manchmal jähzornig, und er hat schon einen totgeschlagen, weil der dauernd widersprach.«
    Marshall hatte es fast nebenher gesagt. Dass Kenson von seinen Worten schockiert war, schien er überhaupt nicht zu bemerken.
    »Ist Caroon deshalb hier?«, erkundigte sich Kenson.
    Marshall zuckte die Achseln.
    »Kann sein. Bring jetzt den Sprengstoff rauf! Ich habe die Sprengung schon angekündigt.«
    Kenson nickte.
    »Okay. Weiß Caroon denn genau, wie er mit dem gefährlichen Zeug umzugehen hat?«
    Marshall lachte.
    »Das will ich
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