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006 - Ende eines Quellherren

006 - Ende eines Quellherren

Titel: 006 - Ende eines Quellherren
Autoren: STAR GATE - das Original
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beabsichtigte, eine weitere Frau mit Eltern und Kindern in seinen Clan aufzunehmen.
    Vielleicht eine der drei Töchter Gotans?
    Er lachte leise auf. Jetzt saß er da mit den in der Trockenheit zerbröckelnden Feldern. Die Verkündung der Schlepper war endgültig: Er hatte kein Wasser mehr, war kein Quellherr Shabrans mehr.
    Was blieb ihm nun übrig, fragte sich Tritar, während er über seine vertrocknenden Ländereien blickte. Am Fuß des Hügels lagen noch die Wachser, längliche, glassteinbesetzte Geräte mit kleinen, ovalen Abstrahlöffnungen. Jeden Morgen luden die Schaufler sie auf, damit die Shabraner die Quellgraswurzeln mit den Strahlen der Wachser zu neuem Wachstum anregen konnten. Als Entgelt beanspruchten sie einen Teil des neuen Quellgraswuchses für sich, indem sie mit ihren Scherenmäulern über die flachen Ebenen fuhren und den Quellherren nur einen Bruchteil der Ernte zurückließen.
    Tritar senkte den Kopf. Während er hier saß und unschlüssig seinen Gedanken nachhing, wussten die Shabraner schon längst, dass er sein Amt verloren hatte. Er sah Tremishs zufriedenes, gieriges Lächeln, Sahotins missgünstigen, triumphierenden Blick und das gleichgültige Achselzucken der anderen, die erleichtert waren, dass der Schaufler den Spruch des Versagens nicht über sie gesprochen hatte.
    Es war so plötzlich gekommen; noch vor kurzem hatte Tritar zwei Clanträgerinnen aufgenommen und in seinen Häusern wäre Platz für weitere gewesen. Er war geachtet als Meister des Triten-Clans, von allen beneidet, da er die Wachser so geschickt zu verwenden wusste, dass die roten Quellblüten jeden Tag aufs neue vor Früchten fast zu bersten schienen.
    Seine Streifzüge mit dem sechsrädrigen Schlepper – vorbei.
    Das Gefühl, über die Erdspalten und das verschlammte Flussbett im Tal zu fliegen, emporgehoben von sechs spinnengliedrigen Rädern – für immer verloren.
    Und Zeta – sie würde einem anderen gehören müssen.
    Tritar entsann sich der vergangenen Jahre, in denen er lange Fahrten in die Net-Wüste unternommen hatte und Zeta nicht nur eine der vielen Clansfrauen, sondern seine erste Frau überhaupt gewesen war. Als er sich ihren hochgeschossenen, wohl gerundeten Körper vorstellte, mit dem kühn geschnittenen Gesicht unter kurz gehaltenen Ringellocken, verspürte er den Drang, sie noch einmal bei sich zu haben, noch einmal ihre Nähe zu spüren, ihr Lager zu teilen, stärker als je zuvor in den letzten Jahren. Ihm wurde bewusst, wie er sie in der letzten Zeit fast ängstlich gemieden hatte. Jetzt, wo ihm der Weg in Shans Mund bevorstand, wurde das Bedürfnis, sie noch einmal zu sehen, all das Ungesagte der letzten Jahre auszusprechen, geradezu übermächtig.
    Doch nicht nur Zeta galten seine Gedanken. Er konnte sich nur allzu deutlich vorstellen, wie Tremish seine Finger nach den glänzenden Spinnenrädern des Halbschleppers ausstreckte, wie Sahotin nur zu gern Zeta die Referenz erwies, die sie ihm nicht verweigern konnte. Denn ohne die Zugehörigkeit zu einem Clan war in Shabran das Überleben nicht möglich für sie.
    Langsam erhob sich Tritan, ließ ein wenig der trockenen Erde durch seine Finger rieseln, beobachtete, wie der Wind den heißen, körnigen Lehm zerstob und verwehte.
    Er war kein Quellherr mehr. Nur noch ein Namenloser ohne Ehre. Wer keine Ehre besaß, konnte sie auch nicht mehr verlieren.
    »Zeta«, murmelte Tritan. Der Wind riss ihm die beiden Silben von den Lippen und verwehte sie, wie er zuvor die ausgedörrten Erdkrumen verweht hatte. Er stellte sich vor, wie Sahotin seinen massigen Leib über den ihren, den schlanken und biegsamen, schob, wie er ungestüm in sie eindrang, um seine Lust endlich auch an ihr befriedigen zu können.
    All diese Worte, die niemals gesagt worden waren …
    Wenn er in die Stadt zurückkehrte, verstieß er damit gegen die überlieferten Gesetze. Wenn er entdeckt wurde, verlor er die Möglichkeit, einen ehrenvollen Tod zu erlangen – doch musste er entdeckt werden?
    Und war seine Ehre nicht sowieso verloren?
    Der Wind, der die staubbraunen Wolken über den Himmel hetzte und durch das Tal fegte, war eiskalt geworden. Im Osten näherte sich der neue Tag mit seinem Zwielicht. Bald würden die Schaufler aus der Dunkelheit des Nordens kommen und die niedrigen Clanschargen anfangen, die abgeernteten Quellgrasfelder mit den Strahlen der Wachser zu bestreichen.
    Tritar trat zu dem Halbschlepper, mit dem er aus Shabran geflohen war. Bis die Schaufler kamen, musste er
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