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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand
Autoren: Jason Dark
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Gebrüll klang wütend.
    Wieder ein Schlag. Danach wechselte ich sofort die Stellung. Der Werwolf heulte auf. Schattenhaft sah ich etwas auf mich zufliegen. Im letzten Augenblick zog ich den Kopf ein, und der große Stein klatschte gegen die Wand.
    Der Angriff erfolgte sofort danach.
    Ich hämmerte wild mit der Latte um mich, hielt mir den Werwolf in der Dunkelheit so gut es ging vom Hals und verschaffte mir auch für Sekunden Luft.
    Zeit, die ich brauchte, um an mein Kreuz zu kommen.
    Das Kreuz war aus Silber. Und Silber ist für Werwölfe absolut tödlich.
    Die Krawatte war mir im Weg, als ich das Hemd aufknöpfte. Der Werwolf hatte sich inzwischen wieder gefangen. Er heulte und fauchte. Sein Atem streifte mein Gesicht.
    Ich wußte, den nächsten Angriff würde ich kaum noch stoppen können.
    Da lag das Kreuz frei!
    Ich hielt die Kette in der Hand, ließ das Kreuz vor den Augen des Werwolfs baumeln, und die Bestie dachte gar nicht daran, mich zu attackieren.
    Sie sah das Kruzifix, heulte auf, riß die Pranken vor das Gesicht, machte auf der Stelle kehrt und rannte davon.
    Ich blieb ihm auf den Fersen, doch das Glück, das mir bisher zur Seite gestanden hatte, verließ mich. In der absoluten Dunkelheit verpaßte ich den Ausgang und rannte prompt gegen die Wand.
    Wieder sah ich Sterne.
    An meiner Stirn platzte Haut auf. Als ich darüber tastete, fühlte ich das Blut an meinen Fingerkuppen.
    Mist…
    Es dauerte seine Zeit, bis ich mich orientiert hatte und die Baracke verlassen konnte. Wie ein Betrunkener taumelte ich ins Freie.
    Der Werwolf war weg.
    Ich blieb stehen und lauschte.
    Nichts. Kein Geräusch verriet, wohin sich die Bestie gewandt hatte. Der Vorsprung war auch zu groß geworden.
    Meine Flüche waren nicht druckreif. Der Werwolf war verschwunden. Wenn er jetzt andere Opfer fand, würde ich mir mein Leben lang Vorwürfe machen.
    Die Bestie sah ich zwar nicht mehr, dafür aber den Penner, der zuvor aus der Baracke gestürzt war.
    Er hatte sich hinter einem Schutthaufen verborgen gehalten und lief mir entgegen.
    Vielleicht hatte er etwas gesehen.
    Ich wollte ihn ansprechen, doch er kam mir zuvor. »Daß Sie da lebend rausgekommen sind, Mister…« Er schüttelte den Kopf. »Hätte ich nicht gedacht.«
    Ich zeigte meine Zähne. »Ja, so kann man sich täuschen. Jetzt mal was anderes: Haben Sie den Werwolf gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie waren doch draußen.«
    »Klar – nur hatte ich solch eine Angst, daß ich mich hinter den Abfallhaufen verkrochen habe. Nichts hören, nichts sehen…«
    »… und nichts sagen«, vollendete ich. »Den Spruch kenne ich, mein Lieber.« Ich schaute den Penner an. Seine rechte Hand steckte in der Tasche des abgetragenen Mantels. Wahrscheinlich hielt er dort einen Flaschenhals umklammert. »Warum sind Sie eigentlich noch hier geblieben, Mister?«
    Er grinste verschmitzt und deutete auf die Baracke. »Da steht noch mein Koffer. Ohne den gehe ich nicht.«
    Ich hob die Schultern. Auch eine Philosophie, die der Penner hatte. Er hörte sich noch meine Mahnungen und Warnungen an und verschwand in der Baracke.
    Ich aber ging wieder zurück. Mein Anzug sah ebenso ramponiert aus wie ich.
    An der Unfallstelle waren inzwischen Polizei und Ambulance angetroffen. Der Widerschein des Rotlichts strich geisterhaft über die alten, halbzerfallenen Fassaden. Die meisten Gaffer hatten sich verzogen. Die wenigen Neugierigen, die noch geblieben waren, wurden von der Polizei nicht gesucht.
    Zwei breitschultrige Bobbys hielten mich auf. »Gehen Sie weiter, Sir«, wurde ich aufgefordert. Die Polizisten wollten mich abdrängen.
    »Moment«, sagte ich und zeigte meinen Ausweis.
    Sofort nahmen die beiden Haltung an.
    Ich nickte und passierte die Absperrung. Janes Haare leuchteten wie eine kleine Sonne.
    Als die Detektivin mich sah, lief sie auf mich zu. »Endlich, John«, sagte sie, und ich merkte an ihrer Stimme, daß auch hier etwas Außergewöhnliches passiert sein mußte…
    ***
    Ich legte meinen Arm um Janes Schulter. »Was ist los? Warum bist du so aufgeregt?«
    Sie deutete in die Runde. »Die Polizisten hier scheinen etwas gegen Privatdetektive zu haben.«
    Ich lachte. »Und warum?«
    »Weil…«
    »Moment, Jane.« Mir war etwas aufgefallen. Der hohe Kastenwagen der Mordkommission fuhr auf die Unglücksstelle zu. Ich runzelte die Stirn. Was hatten die Kollegen hier zu suchen?
    Jane gab mir die Erklärung. »Ich habe auf der Ladefläche des Wagens eine Leiche gefunden. Sie war in einem Jutesack
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