Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0050 - Der Gelbe Satan

0050 - Der Gelbe Satan

Titel: 0050 - Der Gelbe Satan
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hier begann das Armenviertel von Hongkong.
    Ich sprach Kilrain darauf an, doch der lachte nur. »Armenviertel? Nein, Sinclair, das ist hier normal, die Armenviertel liegen woanders. Wenn Sie die sehen…« Er sprach nicht mehr weiter, denn wir hatten unser Ziel erreicht.
    Es lag am Ende der Gasse, genau dort, wo sie in eine breitere Straße mündete.
    Vor einem Schaufenster blieben wir stehen. Ich warf einen Blick durch die Scheibe und sah Urnen in allen Größen und Preisklassen auf kleinen Podesten stehen, die mit roten Samttüchern verdeckt waren.
    Das zweite Schaufenster befand sich auf der breiteren Straße, wo wieder mächtig viel Trubel herrschte.
    Hinter der Scheibe sah ich zwei prunkvolle Särge, die wertvolle Schnitzereien besaßen und mit Intarsienarbeiten versehen worden waren.
    Immer, wenn ich Särge anschaute, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken, denn dabei wurde ich an einen schlimmen Fall erinnert, den ich vor etwa einem Jahr erlebt hatte. [2]
    Mike Kilrain stand vor der Tür. Ich zeigte auf den Laden. »Und dort leben Ihre Vampire?« fragte ich ihn.
    »Es führt zumindest eine Spur zu diesem Beerdigungsunternehmer.« Er deutete mit dem Daumen nach oben.
    Über der schwarzen Holztür mit dem goldenen Griff las ich den Namen des Bestatters.
    HUANG
    »Hat er mit den Vampiren einen Pakt geschlossen?« fragte ich.
    »Möglich. Jedenfalls haben die Opfer, mit denen ich noch sprechen konnte, seinen Namen erwähnt.«
    »Dann lassen Sie uns hineingehen«, schlug ich vor.
    »Ich bleibe lieber hier.«
    Kilrain grinste gequält. »Es ist so, Sinclair, Sie fliegen wieder nach London zurück, doch ich muß hierbleiben. Und wenn die Leute herausbekommen, daß ich Ihnen die Informationen gegeben habe, wird man mich irgendwann mit durchschnittener Kehle aus der Bay fischen.« Er führte seine Hand zum Hals. »Und das ist auch nicht das Wahre.«
    So gesehen, hatte er recht, aber ich traute ihm nicht über den Weg. Trotzdem, da ich schon mal vor diesem Beerdigungsinstitut stand, wollte ich auch diesen Huang kennenlernen.
    Ich nickte. »Gut, dann gehe ich allein. Warten Sie hier?«
    »Mal sehen.«
    Davon hatte ich nichts, aber eine andere Antwort konnte ich von dem Typ nicht erwarten.
    Eine Klingel entdeckte ich nicht, und so blieb mir nichts anderes übrig, als unangemeldet den Laden zu betreten.
    Ich drückte die schwere Klinke nach unten und stieß die Tür auf. Über meinem Kopf erklang ein Glockenspiel mit seltsam fremden Tönen. Ich betrat ein Geschäft, das bereits nach dem ersten Schritt über die Schwelle einen gruseligen Eindruck auf mich machte.
    Die Wände waren schwarz dekoriert. Auf dem Stoff sah ich Gestalten und Ungeheuer aus der chinesischen Mythologie. Vor allen Dingen kehrte das Drachenmotiv immer wieder. Es war in den verschiedensten Variationen zu sehen.
    Rechts befand sich eine Verkaufstheke. Ebenfalls in Schwarz, jedoch mit einer Glasplatte bedeckt, unter der eine moderne Leuchtstoffröhre brannte. Sie war, außer zwei brennenden Kerzen, die einzige Lichtquelle.
    Im Hintergrund des Raumes bewegte sich ein Vorhang. Ich drehte den Kopf und hielt noch im gleichen Moment die Luft an.
    Die Frau, die den Verkaufsraum betrat, war eine Wucht. Unhörbar kam sie auf mich zu. Ihr Gesicht schälte sich aus der Dunkelheit und schlug mich mit seiner Ebenmäßigkeit und vollendeten Form in den Bann.
    Zwei Schritte vor mir blieb die Chinesin stehen. Sie verbeugte sich leicht, lächelte und sagte: »Willkommen in unserem bescheidenen Haus, John Sinclair!«
    ***
    Leichtfüßig schritt Suko die gewundene Treppe hoch. Er lächelte, als er sah, daß sich seit seinem letzten Besuch vor fünf Jahren nichts verändert hatte. Noch immer dekorierten Seidentapeten die Wände, und noch immer brannten die Lampen hinter Pergamentwänden und in kleinen holzgetäfelten Nischen.
    Suko ließ die Atmosphäre des eleganten Speiselokals zurück und geriet an einen dunkelblauen Samtvorhang, der den Weg in die oberen Räume markierte.
    Der Vorhang war neu.
    Suko schlug ihn auseinander, trat durch den Zwischenraum und spürte plötzlich die Gefahr.
    Der Chinese wirbelte herum.
    Aus den beiden Nischen links und rechts neben dem Vorhang waren zwei Männer getreten. Sie trugen lange Gewänder und hatten kahlgeschorene Köpfe. Die Hände waren in den Falten der Gewänder versteckt. Suko konnte sich vorstellen, daß sie dort einige Waffen umklammerten.
    Der etwas größere Mann sprach ihn an. »Zu wem möchtest du, Bruder?«
    »Zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher