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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser
Autoren: Susanne Wiemer
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Irgendwo musste der Fahrer stecken. Sullivan erreichte den Höhleneingang, kletterte über einen Berg von Steintrümmern hinweg und genoss den kühlen Luftzug, der seinen verschwitzten Körper traf.
    »Hallo!«, rief er mit voller Lungenkraft. »Ist da jemand?«
    »… jemand … jemand … jemand …«, kam ein verzerrtes, unheimliches Echo zurück.
    Will Sullivan runzelte die Stirn.
    Er hatte keine Antenne für die gespenstische Atmosphäre, die hier herrschte. Durch den Höhleneingang fiel genug Licht, um sich zu orientieren. Schnaufend stampfte der Dicke weiter, und nach ein paar Meter bog er um einen vorspringenden Felsblock.
    Die beiden Toten zu seinen Füßen waren kaum noch als Menschen zu erkennen.
    Will Sullivan brauchte eine volle Minute, um zu begreifen, was er sah, und dann warf er sich mit einer wilden Bewegung herum, rannte wie vom Teufel gejagt davon und schrie und schrie…
    ***
    »Tut mir Leid«, sagte die weibliche Stimme am anderen Ende der Telefonleitung. »Ich kann Sie nicht mit Mr. Maruth verbinden. Wir haben Semesterferien.«
    »Das weiß ich«, sagte Zamorra geduldig. »Ich hoffte lediglich, dass Sie vielleicht eine Adresse kennen, unter der er zu erreichen ist.«
    Die weibliche Stimme seufzte. Sie gehörte zur Verwaltung der Londoner Universität, an der Charles Maruth einen Lehrstuhl innehatte. Die Lady machte einen müden Eindruck und schien nicht geneigt, ihre grauen Zellen irgendeiner Anstrengung zu unterziehen.
    »Versuchen Sie es doch mal bei Mr. Maruths Privatadresse«, schlug sie vor.
    »Das habe ich bereits. Dort meldet sich niemand.«
    »Na, dann wird er wohl ausgegangen sein. Oder in Urlaub gefahren.«
    »Und Sie sehen keine Möglichkeit, herauszufinden, ob und gegebenenfalls wohin er in Urlaub gefahren ist?«
    »Himmel, woher soll ich wissen…«
    Zamorra zügelte seine Ungeduld. »Es handelt sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit, Madam. Ich bin sicher, dass Sie mir helfen können. Zumindest mit Namen und Adresse irgendeiner Person, die Mr. Maruth besser kennt und vielleicht über seine Pläne orientiert ist.«
    »Nun ja«, meinte die Lady gedehnt. »Da wäre Dr. McCallum. Haben Sie Papier und Bleistift? Ich kann Ihnen die Rufnummer geben.«
    Zamorra hatte Papier und Bleistift vor sich liegen. Er notierte die Nummer, die die Lady nach einigem Suchen fand, bedanke sich, drückte die Gabel herunter und ließ sie sofort wieder hochschnappen. Mit fliegenden Fingern wählte er, meldete das Gespräch nach London an und wartete.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Apparat anschlug.
    Wieder war ein weibliches Wesen am anderen Ende der Leitung.
    Diesmal handelte es sich um die Haushälterin von Dr. McCallum – und sie war entschieden energischer und von schnellerer Auffassungsgabe als die müde Universitätssekretärin.
    Der Doc sei nicht zu Hause, meinte sie. Aber wenn es sich um eine dringende Angelegenheit handele – und sie schien an Zamorras Stimme zu hören, dass es wirklich dringend war – dann wisse sie, wo sie ihn erreichen könne. Der Professor möge doch in zwei Stunden noch einmal nachfragen. Oder noch besser seine Nummer durchgeben, damit Dr. McCallum ihn so schnell wie möglich anrufen könne.
    Zamorra gab ihr die Nummer des Pariser Hotels, in dem er mit Nicole und seinem Freund Bill Fleming wohnte. Er hatte das Gefühl, dass er auf diese Weise schneller zum Ziel kommen würde als durch weiteres zielloses Herumtelefonieren. Mit einem tiefen Atemzug ließ er den Hörer auf die Gabel sinken und wandte sich Lecourbé zu, in dessen Arbeitszimmer sie saßen.
    »Wir werden Sie nicht weiter stören, Professor«, meinte er. »Ich denke, für den Rest der vorgesehenen Experimente ist meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich. Meiner Meinung nach besteht nicht mehr der geringste Zweifel daran, dass John Garfield und Rebecca Garcia ohne irgendwelche Tricks arbeiten.«
    Lecourbé nickte nur. »Werden Sie mich auf dem Laufenden halten, was diese mysteriöse Angelegenheit betrifft?«
    »Selbstverständlich, Kollege. Ich rufe Sie an, sobald ich irgendetwas Neues erfahre.«
    Sie verabschiedeten sich.
    Draußen auf dem Parkplatz kletterten sie in den hellen Citroën, Nicole lehnte sich zurück und sah ihren Chef von der Seite an.
    »Glaubst du wirklich, dass dieser Charles Maruth in Gefahr ist?«, fragte sie leise.
    Zamorra hob die Achseln. »Glaubst du es nicht?«
    »Doch«, sagte Nicole. »Aber es klang alles so – so phantastisch. Der Alte vom Meer, die Zeitschranke… Das
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