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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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dem Funkgerät. Ein Beweis dafür, daß ich mich seiner derzeitigen Position genähert hatte.
    Ich kündigte an, daß ich die Gegend nun aufmerksam abfahren würde, und Suko erwiderte: »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich schaff’s bestimmt allein, mich zu befreien. Sobald es mir gelungen ist, melde ich mich wieder. Dann kann ich dir auch verraten, wo Oxoran seinen Schlupfwinkel hat.«
    Ich wiegte den Kopf. »Hoffentlich läßt dir Oxoran noch genügend Zeit. Bei dem Kerl weiß man niemals genau, wie man dran ist.«
    Ich setzte mich in den Wagen.
    Der Pontiac war erst hundert Yards weit gerollt, da schnarrte das Autotelefon. Ich griff nach dem Hörer. Der Anrufer konnte nur Waldo Tarum sein.
    »Sinclair!« meldete ich mich.
    »John…« Es war Waldo. Er war ziemlich aus dem Häuschen. »John, es ist etwas Furchtbares passiert!«
    »Was denn?« fragte ich beunruhigt. Ich dachte an Sukos Worte. Die Hexen hatten etwas geplant. Hatten sie es etwa schon ausgeführt?
    »Ein Mann namens Jerry Morell wurde vor einer halben Stunde tot in einem Fahrstuhl gefunden. Vollkommen blutleer. Kannst du sofort kommen?«
    Das Werk der Hexen! schoß es mir durch den Kopf.
    »Natürlich«, sagte ich zu Waldo. »Wohin?«
    »Dorchester Street 7564. Gegenüber dem Gebäude der Bell Telephone Company of Canada.«
    »Ich komme, so schnell ich kann«, versprach ich und schob den Hörer in die Halterung.
    ***
    Jerry Morells Leiche lag noch im Fahrstuhl. Ich warf nur einen kurzen Blick darauf.
    Waldo Tarum gab mir eine Zigarette.
    Ich reichte ihm dafür Feuer. Wir rauchten, während Jerry Morell in eine Zinkwanne gelegt wurde.
    Die Männer von der Spurensicherung waren im Aufzug und in der Halle an der Arbeit. Ich war sicher, daß sie nichts finden würden. Aber wir mußten auch diese Chance nutzen.
    Waldo erzählte mir, daß Jerry Morell sich mit seinem Chef gestritten und daß dieser ihn gefeuert hatte.
    »Und nun liegt er in dieser Zinkwanne«, knirschte der Inspektor. Er war wegen seiner Ohnmacht wütend. »Warum hat es ausgerechnet ihn erwischt, John? Kannst du mir das erklären?«
    Ich holte etwas weiter aus und sprach zunächst von Suko und davon, daß mein Freund sich in Oxorans Gewalt befand.
    Danach meinte ich: »Ich glaube, die Furien sind ganz willkürlich vorgegangen. Suko hatte das im letzten Funkspruch angedeutet.«
    »Du meinst, Jerry Morell hat es rein zufällig getroffen?«
    »Ebenso gut hätte es jeden anderen in dieser Stadt treffen können«, sagte ich nickend.
    Waldo Tarum fuhr sich ächzend über die Augen und über seine Wangen. »Großer Gott, was kommt da auf uns zu?«
    Mehrere Reporter durchbrachen die Polizeikette. Sie ließen wie verrückt ihre Blitzgeräte aufflammen, denn sie wußten, daß sie nur wenige Sekunden Zeit hatten. Dann würde man sie wieder hinausbitten.
    Mehrere Beamte kümmerten sich um die Reporter, die noch schnell eine Aufnahme von der Zinkwanne und ein Bild von Inspektor Tarum schossen.
    Als die Zinkwanne hinausgetragen wurde, blickte ihr Waldo grimmig nach. Gleich darauf sah er mich besorgt an, und was er dann sagte, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen: »Weißt du, was ich befürchte, John? Daß Suko so aussieht wie Jerry Morell, wenn wir ihn wiedersehen.«
    ***
    Suko war es gelungen, die Fußfesseln zu lösen. Nun führte er die Hände an seinen Mund und nagte geduldig an den dicken Knoten. Nur keine falsche Hast jetzt, sagte er sich. Er wußte aus Erfahrung, daß man dann häufig doppelt so lange brauchte, weil viele Fehler die Arbeit verzögerten.
    Allmählich lockerte sich der Knoten.
    Suko nagte weiter. Er versuchte, nicht an Oxoran zu denken, obwohl ihm dieser verfluchte Teufel im Nacken saß.
    Oxoran hing wie ein Damoklesschwert über ihm. Dieses Schwert konnte jeden Augenblick auf den hünenhaften Chinesen herabsausen…
    Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er war optimistisch, daß er es schaffen würde freizukommen. Doch da war eine innere Stimme, die Suko verdammte, denn sie unkte immer wieder: ‘Du kommst hier nicht raus! Du bist verloren! Nichts kann dich mehr retten!’ Suko wollte dieser Stimme das Gegenteil beweisen.
    Deshalb arbeitete er verbissen an seiner Befreiung weiter. Der erste Knoten löste sich. Suko nahm sich sogleich den nächsten vor. Und dann den dritten. Die Fessel lockerte sich.
    Und eine Minute später war der Chinese frei.
    Er erhob sich, machte einige schnelle Kniebeugen und massierte die Handgelenke, die ihn schmerzten. Das gestaute Blut
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