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0028 - Der kosmische Lockvogel

0028 - Der kosmische Lockvogel

Titel: 0028 - Der kosmische Lockvogel
Autoren: K. H. Scheer
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brüllen, da das starr eingebaute Impulsgeschütz noch um eines lauter war. Rous spürte das wilde Schütteln der schnittigen dreisitzigen Ausbildungsmaschine. Es war das harte Vibrieren einer ungeheuren Kraftentfaltung, die nun in der Form eines violetten, sonnenheißen Thermostrahls aus der Schirmfeldmündung der Kanone zuckte.
    Julian Tifflor, normalerweise nur „Tiff" genannt, schoß mit Hilfe der Feintasterautomatik aus genau dreißigtausend Kilometer Entfernung. Das war ein für Raumgefechte durchaus gängiges Maß. Da der Thermoschuß fast lichtschnell war, hatte Tiff noch etwa drei Sekunden Zeit, um sich seine weiteren Maßnahmen zu überlegen.
    Für Sergeant Rous wurden die wenigen Augenblicke zu Ewigkeiten. Die schwere Impulskanone röhrte im Dauerfeuer, und der Zerstörer wurde in keiner Weise langsamer. Dann brüllte Rous nochmals, aber da war die Hauptsache schon vorbei. Im gravitationsmechanischen Abstoß-Schutzschirm des Zerstörers flammte vergaste Materie. Ehe man das schrille Kreischen der abgedrängten Partikel vernehmen konnte, sauste die Maschine bereits nach einer beängstigend scharfen Auffangkurve in den leeren Raum hinaus. Zurück blieb ein weißglühender, blasenwerfender Krater, der genau dort entstanden war, wo sich vorher ein zackiger Gipfel erhoben hatte. Das tiefe Tosen der arkonidischen Energiewaffe verstummte. Nur das kraftvolle Donnern des Impulstriebwerks war noch zu hören.
    Julian Tifflor hatte feine Schweißperlen auf der Stirn. Seine Stimme klang etwas kratzig, als er vorschriftsmäßig meldete: „Befehl ausgeführt, Sergeant. Die feindliche Schiffseinheit mußte vernichtet werden, da ein Ausweichen nicht mehr möglich war. Es wurde hindurchgeflogen."
    Rous wischte sich mit einer flüchtigen Handbewegung die Blässe aus den Wangen. Aus schmalen Augen musterte er das hagere, sonst aber weiche Gesicht des Kadetten, der sich eben erst aus seiner angespannten Verkrampfung löste. Es dauerte eine Weile, bis Tiff wieder seine verträumten Braunaugen zeigte. Augenblicke zuvor waren sie noch dunkel und kalt gewesen; irgendwie uferlos und unergründlich.
    „Fassen Sie Ihre Befehle immer so wörtlich auf?" erkundigte sich Rous mit gefährlicher Sanftmut.
    Tiff schluckte. Plötzlich fühlte er sich wieder unsicher.
    „Jawohl, Sergeant", entgegnete er. Ein rascher Blick flog nach hinten, wo im Sitz des Orters Kadett Eberhardt hockte. Eberhardts breites Gesicht glich einem verwaschenen Farbklecks.
    „Junge!" schnaufte er. „Junge! Ich sah mich schon als Gaswolke. Ich ..."
    „Ihre Meinung ist uninteressant, Kadett Eberhardt", fauchte Rous. „Okay, Sie übernehmen jetzt die Maschine. Wechseln Sie die Plätze."
    Tiff lächelte gequält. Ein echtes Grinsen, wie es unter den oftmals übermütigen Kadetten der SpA üblich war, brachte er nur selten auf die Lippen. Unbeholfen schälte er sich aus dem Pilotensitz und schob sich nach hinten. Klaus Eberhardt begann auf einmal erneut zu schwitzen. Jetzt war er also an der Reihe!
    Tifflor schaute blinzelnd auf Rous Finger, die mit gewohnter, nervenzermürbender Umständlichkeit zum „schlauen Buch" griffen. Es war zwar nur ein ganz gewöhnlicher Taschenkalender, aber was darin eingetragen wurde, bedeutete für die Prüflinge der SpA Sein oder Nichtsein.
    Sergeant Rous sagte nichts mehr. Daß er innerlich von widerstreitenden Gefühlen nahezu zerrissen wurde, ahnten weder Tifflor noch Eberhardt. So ein Höllenbraten, dachte Rous bei sich. So ein Höllenbraten.
    Augenblicke später versank Tifflor in ein Meer aus Ehrfurcht, Respekt und grenzenloser Hochachtung. Sergeant Rous, der fähige, todesmutige Raumjagdpilot, erstarrte förmlich zur Salzsäule, und Eberhardt stieß ein schrilles Quietschen aus. Der Hyperkom hatte angesprochen. Auf dem Bildschirm des überlichtschnell arbeitenden Funkgerätes war das schmale, kantige Gesicht eines Mannes erschienen.
    „Rous, sind Sie das?" dröhnte es überlaut durch die enge Kabine.
    Der Sergeant gewann die Sprache wieder. Das war der Chef persönlich! Was hatte Perry Rhodan bewogen, den kleinen Zerstörer anzurufen?"
    Rous gab seine Meldung ab. Der auf dem Bildschirm erkennbare Mann nickte kurz.
    „Danke, ich weiß. Landen Sie sofort und melden Sie sich bei mir. Kadett Julian Tifflor ist bei Ihnen?"
    Diesmal begann Rous seine Unterlippe zu zerbeißen. Ein Blick voll von schrecklichsten Drohungen flog zu dem Kadetten hinüber. Rous bestätigte die Frage.
    „Kadett Tifflor hat sich um elf Uhr Standardzeit
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