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002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

Titel: 002 - Der Safe mit dem Rätselschloß
Autoren: Edgar Wallace
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wieder auszubessern.«
    Jimmy lächelte, und sein Lächeln war ansteckend.
    »Eine arge Verleumdung, Fräulein Kent«, behauptete er, langsam die Fassung wiedergewinnend. »Tatsächlich -«
    »Tatsächlich«, unterbrach ihn Angel nachdrücklich, »ist Jimmy im Schlaf gewandelt -«
    »Seien Sie doch ernsthaft, Mr. Angel«, flehte das junge Mädchen, die sich wirklich beunruhigte, als sie den sachgemäßen Verband um den Kopf und die dunklen Schatten unter Jimmys Augen bemerkte. »War es Spedding?«
    »Jawohl«, antwortete Angel prompt. »Ein kleiner Versuch, der sich als Fehlschlag erwies.«
    Jimmy sah die teilnehmende Unruhe in den Augen des Mädchens, und wie Männer nun einmal sind, machte ihm dies Freude und Mut.
    »Es ist kaum der Rede wert«, sagte er hastig, »und ich finde wirklich, wir sollten unsern Aufbruch um keine Sekunde verschieben.«
    »Ich werde Sie nicht unnütz aufhalten«, erwiderte Kathleen und verließ das Zimmer, um sich für die Fahrt anzukleiden.
    »Jimmy«, sagte Angel, kaum daß sie draußen war, »ein Silberstück in meine Hand, schöner Herr, und ich wahrsage Ihnen die Zukunft.«
    »Hören Sie auf mit dem Blech«, erwiderte Jimmy.
    »Ich sehe eine lachende Zukunft, eine dunkle Dame mit großen grauen Augen, die -«
    »Um des Himmels willen, halten Sie endlich den Mund!« grollte Jimmy, sehr rot im Gesicht. »Da kommt sie.«
    Sie erreichten das Safe-Gebäude, als die Glocken der Stadt halb zwölf schlugen.
    »Wollen wir hineingehen?« fragte Jimmy. »Lieber nicht«, riet Angel. »Wenn Spedding erfährt, daß wir einen Schlüssel haben, könnte die ganze Sache schiefgehen.«
    So fuhr das Auto langsam die schmale Lombard Street hinab, verfolgt vom berufsmäßigen Interesse der fünf oder sechs Polizisten in Zivil, die hier ihren Dienst versahen. Sie mußten über drei Viertelstunden warten, denn schon lange hatte Mitternacht von den Türmen geläutet, als endlich ein großes Automobil von Westen her in die Straße einbog. Mit einem Ruck hielt es vor dem Safe-Depot, und eine Gestalt im Zylinder entstieg ihm. Im gleichen Augenblick fuhr Angels Auto ebenfalls vor, und die drei stiegen aus.
    Spedding, feierlich angetan mit Gehrock und Zylinder, stand mit einem Fuß auf der Stufe zur Haustür und hatte eben den Schlüssel ins Schloß gesteckt.
    Er zeigte keinerlei Überraschung, als er Angel erblickte, und machte eine leichte Verbeugung vor dem jungen Mädchen. Dann öffnete er die Tür und trat ein. Angel und seine Begleiter folgten ihm, Spedding beleuchtete das Vestibül, öffnete die innere Tür und schritt in die dunkle Halle.
    Wieder hörte man das Knipsen der Schalter, und die riesige Halle erstrahlte im vollen Licht.
    Ein leichter Schauder überlief das junge Mädchen, als sie zu dem hohen, düstern Safe aufblickte, diesem Denkmal des Ruins, dieser Verkörperung der toten Reue Tausender toter Spieler. Einsam, fremdartig und grotesk ragte er auf, so anders als das prunkvolle Gebäude, in dem er stand. Der alte Reale hatte einen guten Blick für Gegensätze gehabt und richtig vorausgesehen, wie stark die umgebende Pracht der herrlichen Halle die nackte Nüchternheit des Postaments hervorheben würde.
    Spedding schloß die Tür hinter ihnen und musterte die Anwesenden mit einem triumphierenden Lächeln.
    »Ich fürchte«, sprach er in seinem geschmeidigsten Ton, »Sie sind zu spät gekommen.«
    »Das fürchte ich auch«, stimmte Angel ihm bei, worauf der Anwalt ihn argwöhnisch anblickte.
    »Ich habe Ihnen einen Brief geschrieben«, sagte er.
    »Ich bin seit heute nachmittag nicht zu Hause gewesen«, erwiderte Angel. Er hörte, wie der Anwalt einen erleichterten Seufzer ausstieß.
    »Es tut mir leid«, fuhr Spedding fort, »daß ich Sie alle enttäuschen muß, aber wie Ihnen bekannt ist, muß nach den testamentarischen Bestimmungen der glückliche Entdecker des Safe-Wortes mich benachrichtigen und bei mir sein Recht geltend machen, das Wort am Vexierschloß zu erproben.« »So ist es«, sagte Angel.
    »Ich habe von einem der Erben eine solche Benachrichtigung erhalten - von Herrn Connor«, fuhr der Anwalt fort und zog einen Zettel aus der Tasche, »und ich bin im Besitz seiner schriftlichen Vollmacht, den Safe in seinem Namen zu öffnen.« Er gab den Zettel an Angel, der ihn durchlas und wieder zurückreichte.
    »Das ist heute unterzeichnet worden«, war alles, was er sagte.
    »Heute nachmittag um zwei«, bestätigte der Anwalt. »Jetzt möchte ich -«
    »Bevor Sie weitergehen, Herr
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