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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch
Autoren: Delfried Kaufmann
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Bewegung machen. Ich soll Ihnen ihre Forderungen überbringen.«
    »Und wie lauten diese Forderungen?« fragte Pauls, und es klang schon wieder Hohn in seiner Stimme.
    »Sie sollen sich in den Block I zurückziehen. Sie wollen in den Verwaltungstrakt, und sie wollen vor allen Dingen in die Kleiderkammer.«
    »Ich verstehe«, antwortete der Captain. »Sie können nicht gut in Gefängniskluft türmen. — Sagen Sie ihnen, daß ich ablehne, Bolder.«
    »Aber sie werden stürmen, Captain!« rief Bolder verzweifelt. »Sie werden uns als Kugelfang benutzen.«
    »Das werden sie sich überlegen«, sagte Pauls scharf. »Ich lasse jeden Mann, der daran beteiligt ist, unter Mordanklage stellen, einerlei, ob einer der Beamten durch eine Kugel aus unseren oder ihren Läufen getötet werden sollte.«
    Er hatte den letzten Satz noch nicht ausgesprochen, als Bolder zurückgezerrt wurde. Fast im gleichen Augenblick erscholl in Pauls’ Rücken der Lärm vieler Füße. Die Aufseher von Block I kamen als Ersatz, und sie waren endlich anständig bewaffnet.
    »Geben Sie her«, sagte Pauls und nahm einem von ihnen die Maschinenpistole aus der Hand. »Wir müssen wieder zurück bis auf die Plattform. Wenn sie hier in dem Gang nur drei Leute von uns vor sich hertreiben, könnten wir tatsächlich nicht schießen, ohne unsere Leute zu töten. Wir brauchen mehr Bewegungsfreiheit.«
    Er hob die MP an die Hüfte, drückte den Hahn. Mit der bellenden und ratternden Waffe in den Händen ging er den Gang zurück zur Plattform, und seine Beamten kamen ihm nach.
    Pauls rechnete richtig. Wieder warf die Entschlossenheit, mit der er handelte, die Meuterer durcheinander. Sie hatten darauf gesetzt, daß die Aufseher keinen Schuß abzugeben wagen würden, solange sich ihre Kollegen in den Händen der Zuchthäusler befanden. Daß Pauls sich anscheinend überhaupt nicht daran störte, warf ihre Berechnung über den Haufen.
    Sie glaubten zu erkennen, daß der Körper eines gefangenen Beamten als Deckungsschutz nicht mehr genügte, und so flohen sie wieder in aller Hast auseinander, um nach solideren Deckungen, nach Pfeilern, Tischen, Ecken zu suchen.
    Pauls erreichte die Plattform, und er hielt sie, obwohl er unter Feuer genommen wurde. Er befahl, Schreibtische herbeizuschaffen, die als Deckung dienen konnten. Es entwickelte sich ein lebhaftes Feuergefecht, bei dem der Captain zwei Leute verlor, ohne einen der Gegner treffen zu können. Dann war die Deckung durch aufeinandergetürmte Tische aufgebaut, und nun war es für die Zuchthäusler ziemlich sinnlos geworden, noch zu schießen.
    Freilich konnte auch der Captain nicht viel mehr tun, als die Aufsässigen zur Kapitulation aufzufordern. Er tat es mit Nachdruck, aber er fand wenig Echo.
    »Sollen wir ihnen ein paar Tränengasbomben vor die Nase setzen und dann stürmen?« fragte einer seiner Leute.
    Pauls s.chüttelte den Kopf. »Ich will sie nicht ganz wild machen. Wenn sie sehen, daß wir sie überrumpeln wollen, töten sie am Ende doch noch unsere Beamten. Abwarten! Wir haben die besseren Nerven. Sie werden es sich noch überlegen und die Kanonen wegwerfen, als bestünden sie aus heißem Eisen.«
    ***
    Unten, hinter einem der Pfeiler, hockte Frederic Collin mit Twin, Bobbers und Secchi.
    »Los, Fred, laß stürmen. Pauls blufft doch nur. Er gibt nicht einen Schuß auf uns ab, wenn wir mit einer Mauer von seinen Leuten vor uns gegen ihn anrücken.« Das sagte Bobbers, der ein hitzköpfiger Bursche war.
    Collin winkte ab. »Bei Pauls ist auch das drin. Nach dem Patzer von Block II ist hier nichts mehr für uns zu holen. — Verdammt, ich hätte auch gern die Gefängniskasse gehabt. Wir hätten uns dann ’ne Zeitlang ruhig halten können. Aber jetzt muß es auch so gehen.«
    »Und Hank?« fragte Twin. »Der hat es doch erst möglich gemacht. Er sitzt noch darin. Ihn müssen wir doch holen.«
    »Mach’s doch allein, Idiot«, fauchte Collin. »Und jetzt bin ich eure verdammten Widersprüche leid. Secchi, Bobbers, Lewis, auch du, Twin, sagt den Leuten Bescheid. Ihr wißt, welchen Leuten, und ihr wißt was. Es wird höchste Zeit zu verduften.«
    Die Unterführer sprangen nach drei Richtungen auseinander. Collin selbst richtete sich auf und trat den Rückzug zum Verbindungsgang nach Block III an.
    Aus einer Nische rief ihn ein Gefangener an, der dort mit einem Revolver hockte.
    »Wenn du abhaust, gehe ich auch«, sagte er.
    »Wer spricht von Abhauen«, antwortete Collin. »Wir sammeln ein paar Leute und wollen
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