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0013 - Ich bezwang den »Lächler«

0013 - Ich bezwang den »Lächler«

Titel: 0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Autoren: Delfried Kaufmann
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stellen, wenn meine Frau und meine Tochter dabei in Gefahr geraten könnten?«
    »Genau das. Ich würde mich nur einmischen, wenn ich Gefahr für Ihre Angehörigen sehe.«
    »Das erlaubt Mr. High niemals.«
    Ich schluckte, dann sagte ich: »Ich werde ihn nicht fragen.«
    Phil, der mithörte, sah mich groß an.
    »Und mit wieviel Mann wollen Sie antanzen?«
    »Nur Phil Decker und ich.«
    »Ich würde Ihnen gern glauben, Mr. Cotton, nur…«
    »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!« rief ich. »Es ist die einzige Chance, Ihre Familie zu retten. Sam Knight oder einem anderen Ihrer Bande wollen Sie eine solche Aufgabe doch nicht übertragen?«
    »Vielleicht rufe ich Sie wieder an«, sagte er. »Bleiben Sie in der Nähe des Telefons.« Es knackte. Er hatte aufgelegt.
    Phil schüttelte langsam den Kopf, als auch ich den Hörer auflegte.
    »Hoffentlich geht das gut«, sagte er leise.
    »Hoffentlich ruft er wieder an«, sagte ich.
    Wir verbrachten ein paar scheußliche Stunden in meiner Wohnung. Die meiste Zeit saß ich da und starrte wie hypnotisiert auf das Telefon, als könnte ich Benders Anruf herbeiwünschen. Ich war ganz sicher, daß heute nacht in New York noch drei Morde geschehen würden, und ich konnte nicht einen dieser Morde verhindern, wenn Joe Bender kein Vertrauen zu mir hatte.
    Es wurde sechs, sieben, acht Uhr.
    Gibt es eine größere Niederlage für einen Mann, dessen Aufgabe es ist, Verbrechen zu bekämpfen, von einem Verbrechen zu wissen und nicht eingreifen zu können? Das ist schlimmer, als geschlagen zu werden.
    Es wurde neun Uhr und dann zehn, und in mir wuchs das Gefühl hoch, daß in diesem Augenblick längst alles geschehen sei und daß ich nichts Besseres mehr tun könnte, als mich mit Whisky vollzuschütten.
    Um zehn nach zehn Uhr läutete das Telefon. Ich starrte den Apparat ungläubig an. Ich hatte den Anruf nicht mehr erwartet.
    »Ich treffe mich mit Suthbeer Punkt Mitternacht an dem großen Kran von Pier dreiundfünfzig. Halten Sie Ihr Versprechen, G-man«, sagte Joe Bender. Bevor ich Zeit zu einer Frage fand, hatte er eingehängt.
    Ich sprang wie elektrisiert hoch. Alle Trauer, alle Müdigkeit waren verschwunden. Ich packte Phils Arm.
    »Los, komm!«
    Der Jaguar trug uns in einer Affenfahrt zum Verwaltungsgebäude der Hafenpolizei. Zwanzig Minuten nach dem Anruf standen wir zusammen mit einem Lieutenant vor der großen Karte des Hafens im Einsatzzimmer.
    »Pier dreiundfünfzig ist der äußerste Westpier, noch nicht richtig in Betrieb, weil die Zufahrtsstraßen noch ausgebaut werden müssen. Hier ist der große Kran! Hier ein halbfertiger Lagerschuppen. Wenn Sie irgendwelche Vorgänge in der Nähe des Krans beobachten wollen, verstecken Sie sich am besten dort. Es liegen genug Steine und Mauerwerk herum, die gute Deckung geben.«
    »Danke, Lieutenant«, sagte ich.
    »Gern geschehen. Können wir Ihnen sonst noch helfen?«
    Ich wollte schon ablehnen, als mich ein Gedanke durchzuckte.
    »Können wir ein Boot von Ihnen haben? Ein kleines, schnelles Motorboot, das ein Mann bedienen kann?«
    »Selbstverständlich, aber wir schicken auch gern ein paar Leute von uns mit.«
    »Danke, es ist uns lieber, wenn wir die Sache allein durchstehen.«
    Ich flüsterte mit Phil. Er nickte. Aufgrund dieser Unterhaltung wollte ich anschließend zum Pier dreiundfünfzig. Einer von den Hafenpolizisten fuhr mich hin. Ich ließ ihn eine Meile vor dem Pier halten und sagte ihm, wo er den Jaguar abstellen sollte. Dann machte ich mich auf die Socken zum Pier.
    Die Gegend war wüst, leer und praktisch häuserlos. Hier und da ragte ein Silo in den sternklaren Himmel, das Gerüst für eine halbfertige Lagerhalle. Pier achtundvierzig bis dreiundfünfzig waren Erweiterungsbauten des Hafens, in denen sich kaum Schiffsverkehr abspielte.
    Nach einer Viertelstunde Marsch sah ich das Stahlskelett des großen Krans vor mir. Eine einsame Laterne pendelte ganz in seiner Nähe im Wind, der von der See herkam. Fünfzehn Schritte weiter dem Landinneren zu ragte das halbfertige Mauerwerk des Schuppens, von dem der Lieutenant gesprochen hatie.
    Ich ertastete mir meinen Weg zwischen Steinstapeln, Mischmaschinen und Kieshaufen, suchte mir einen Platz hinter dem Mauerwerk, von dem aus ich den Kran im Auge behalten konnte. Ein Blick auf die Leuchtziffern der Uhr zeigte mir, daß es wenige Minuten nach elf Uhr war.
    Ich wartete. Der Pier war so ausgestorben wie eine Mondlandschaft.
    Zehn Minuten vor zwölf Uhr hörte ich das Brummen eines
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