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0013 - Ich bezwang den »Lächler«

0013 - Ich bezwang den »Lächler«

Titel: 0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Autoren: Delfried Kaufmann
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über den Rand. Nichts rührte sich. Die Toplaterne, die Relingbeleuchtung und der Schein, der aus den Bullaugen der Deckskajüte fiel, gaben einen relativ guten Überblick über das nicht große Schiff. Niemand schien an Deck zu sein, und ich riskierte es, mich hochzuschwingen.
    Lautlos, den .38er in der Hand, schlich ich auf die Deckskabine zu. Ich wußte einigermaßen, wie ein Frachter dieser Bauart beschaffen war. Außer der Deckskajüte gab es praktisch keinen Wohnraum auf ihm. Die Verhandlungen zwischen Suth und Bender konnten nur dort stattfinden.
    Auf zehn Schritte mochte ich mich herangepirscht haben, als es passierte. Ein Schuß bellte, fast gleichzeitig noch einer, und der Schrei einer Frau mischte sich in das Knallen.
    Ich setzte zum Sprung an. Da flog die Kajütentür auf. Ein Lichtschein schnitt eine helle Bahn auf das Deck. Die Gestalt einer Frau, geschleudert von einem kräftigen Stoß, stürzte auf den Boden. Ein Mädchen folgte, fiel, wimmerte.
    Und neue Schüsse krachten.
    Ich handelte blitzschnell. Mit Riesensätzen war ich bei der Frau und dem Kind, packte ihren Arm, griff nach dem Kind, zerrte beide die fünf Schritte bis zur Bordwand.
    »Springen Sie!« schrie ich. Sie stöhnte. Da faßte ich sie, hob sie hoch und warf sie über Bord. Ich hob das federleichte Mädchen hoch, das jämmerlich schrie, und warf es seiner Mutter nach. Das Deck ragte höchstens vier Yards über das Wasser. Sie konnten sich nicht verletzen. Ich legte beide Hände an den Mund und brüllte aus Leibeskräften: »Phil!«
    Für eine Sekunde verstummten selbst die Waffen. Ich hörte den Motor aufbrummen, und ich wußte, daß Phil kam.
    Ich warf mich herum.
    Da stand Joe Bender im Schein des Lichts, das aus der Kajüte fiel, und jetzt schoß er wieder. In die Kajüte hinein. Und aus der Kajüte wurde das Feuer erwidert.
    Ich sah den Körper des ›Lächlers‹ hochzucken, sah ihn schwanken, taumeln. Er fiel zur Seite, aus dem Lichtschein heraus.
    In großen Sätzen sprang ich zur Kajüte, aber ich sprang zur seitlichen Wand. Das Bullauge lag in Brusthöhe. Zwei Schläge mit dem Revolverknauf. Das dicke Glas zersplitterte in tausend Stücke. Ich drehte den .38er herum.
    »Hände hoch und Waffen runter!« rief ich, und ich zog zweimal durch.
    Vier Mann waren in der Kajüte, und zwei von ihnen rührten sich nicht mehr. Glen Suthbeer lag über dem Kajütentisch in seinem Blut, den Kopf auf der Tischplatte. Ein zweiter Mann lag auf dem Gesicht am Boden. Nummer drei und Nummer vier standen in je einer Kajütenecke. Jetzt blickten sie zum Bullauge hin, und als sie die Mündung des .38ers sahen, ließen sie ihre Waffen sinken.
    »Werft die Kanonen weg!« befahl ich. »Aus der Kajüte!« Sie gehorchten.
    »Jetzt kommt raus!«
    Sie kamen mit erhobenen Händen. Ich dirigierte sie zur Reling.
    »Springt!« befahl ich. Sie sahen sich nach mir um.
    »Springt!« brüllte ich. »So lange werdet ihr euch wohl über Wasser halten können, bis wir euch auffischen. Ich will euch nicht an Bord haben.«
    Zögernd kletterten sie auf die Reling. Ich stieß den ersten ins Kreuz. Der zweite ließ freiwillig los. Ich hörte, wie sie auf das Wasser klatschten.
    Ich ging zur Schiffsmitte zurück. Ich hatte Joe Bender am Rande des Lichts aus der Kajüte niederstürzen sehen, aber ich fand ihn dort nicht.
    »Bender!« rief ich. »Joe Bender!«
    Keine Antwort.
    Die Frachter sind schmal, aber lang. Vorsichtig ging ich auf den Bug zu.
    »Bender!« rief ich noch einmal. Dann sah ich ihn. Er stand an der Bugspitze, und er hielt sich mit einer Hand an der Fahnenstange, die sich dort befand.
    »Bender!« rief ich ihn an. Das Toplicht erleuchtete diese Stelle des Schiffes nur schlecht, aber ich konnte erkennen, daß er den Kopf hob. Ich ging auf ihn zu. Da hob er die rechte Hand.
    »Sind Sie verrückt, Bender!« schrie ich. Ich sah die Mündungsflamme aufzucken, und Erbitterung packte mich. Ich zog durch und feuerte zweimal zurück, aber er feuerte noch einmal, bevor er langsam an der Fahnenstange zusammensank.
    Ich ging hin, kniete nieder und drehte ihn auf den Rücken. Er lebte noch. Seine Augen standen offen, seine Lippen bewegten sich. Er beugte meinen Kopf ganz nah an seinen Mund.
    »Danke, Cotton«, hauchte er. »Danke. Besser als… der elektrische… Stuhl.« Er streckte sich, seine Augen brachen, aber um seinen Mund stand wieder das Lächeln, das ihm seinen Namen gegeben hatte.
    Ich stand auf. Vom Wasser her rief Phil: »Jerry! Hallo, Jerry! Die Frau und
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