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001 - Der Gott aus dem Eis

001 - Der Gott aus dem Eis

Titel: 001 - Der Gott aus dem Eis
Autoren: Jo Zybell
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Matt beendete seine Demonstration mit einer der fünf chemischen Fackeln, die aus seiner Uniformhose zog.
    Er hielt den Stab an beiden Enden vor der Brust, wandte sich an den Schamanen und rief ihm zu:
    »Schau dir das an, Baloor, du Rabenaas!«
    Dann bog er den Stab, bis dieser brach und die beiden Chemikalien sich vermischten. Für die Stammesmitglieder musste es aussehen, als käme flüssiges Feuer aus seinen Händen. Ein kollektiver Schrei klang auf.
    Auch Baloor schien beeindruckt, doch er bellte ein paar gehässig klingende Sätze. Fragend sah Matt nach Aruula.
    »Böser Zauber!« dolmetschte sie.
    »Entscheidet, wer ins Südland euch führt, falscher Gott oder ich, Baloor.«
    »Maddrax! Maddrax! Maddrax!« kam es aus über dreißig Kehlen.
    Sorban knurrte Baloor an. Er ging zu ihm, griff nach einem Amulett aus getrockneten Kleintieren, das Baloor um den Hals trug, und riss es ihm mit einem Ruck herunter. Dann deutete er mit ausgestrecktem Arm auf die Berggipfel.
    Die Deutlichkeit der Geste bedurfte keines weiteren Wortes.
    Im Morgengrauen des nächsten Tages schleppte Baloor sein Bündel und einen Sattel aus dem Lager. Er sattelte seinen Frekkeuscher, band ihm das Gepäck unter den Bauch und kletterte auf das Tier. Sein Lederumhang und die Fransen seiner Lederkappe flatterten im kalten Wind, als er aus dem Tal ritt, ohne sich ein einziges Mal umzuwenden…
    Schweigend sah ihm die Horde hinterher. Matthew Drax hatte kein gutes Gefühl dabei…
    ***
    Epilog
    Dunkelheit. Die Luft war eisig kalt. Jeder Atemzug brannte in der Nase und im Rachen. Jacob Smythe tastete die Felswand neben dem schräg in der Spalte verkeilten Kopilotensitz ab. Eis.
    »O shit…!« Er wartete, bis sich sein Atem und sein rasender Herzschlag beruhigt hatten. Der Absprung mit dem Schleudersitz hatte ihm für Sekunden das Bewusstsein geraubt. Der Schädel unter seinem Helm schmerzte. Vermutlich war er mit der Stirn gegen die vordere Eiswand des Felsschachtes geprallt, in dem sich sein Sitz verkantet hatte.
    Ein paar tiefe Atemzüge, ein paar Minuten autogenes Training. Der Schmerz ließ nach, die Benommenheit wich von ihm, seine Pulsfrequenz verlangsamte sich.
    Sein Verstand begann zu arbeiten. Dumpf und schwerfällig zunächst.
    Dann glasklar.
    Er stellte eine theoretische Rangordnung der für sein Überleben notwendigen Schritte auf. Die Lampe!
    Zuerst musste die Lampe her. Smythe zog die Beine an den Körper.
    Irgendwie musste er es schaffen, an den Container mit dem Notpaket zu kommen.
    Er schnallte sich ab und stützte die Stiefel auf die Gurtbügel an der seitlichen Verschalung des Sitzes.
    Welcher Idiot war nur auf die Idee gekommen, den Rettungscontainer unter der Sitzfläche unterzubringen…!
    Endlich ertasteten seine Finger den Stoffüberzug des Containers. Und dann die Deckelkante. Er öffnete den Container.
    Drei Anläufe benötigte er, dann schloss sich seine Hand um die Stablampe im Inneren des Notpakets. Ächzend zog er sie heraus.
    Er richtete sie senkrecht nach oben: Der Lichtstrahl traf seinen straff gespannten Fallschirm. Gut zehn Meter über Smythe hatte er sich in bizarren Eis Stalagmiten verhakt. Wie Stacheln ragten sie auf allen vier Seiten der vereisten Felsspalte nach oben. Teilweise mannshoch.
    »Bullshit, verfluchter…!« Prof. Dr. Smythe ließ den Lichtkegel rechts und links über den Sitz wandern. Die linke Kopfschale der Sitzlehne hatte sich im Eis verkeilt. Die rechte Sitzflächenkante saß auf einem Eisvorsprung auf.
    Der Druck des Schleudersitzes würde das Eis schmelzen. Vielleicht innerhalb einer Stunde, vielleicht auch später. Und dann würde er nur noch an ein paar Seilen in diesem verdammten Schacht hängen.
    Smythe richtete den Lichtkegel nach unten. »Wo zum Teufel bin ich hier…«
    Der Fluch blieb ihm Hals stecken: Unter ihm wimmelte ein nestartiges Chaos aus Federn, Fellfetzen, Knochen und Dreck. Darin schlanke kurzhaarige Tiere mit stumpfen Schnauzen und kurzen spitzen Ohren. Sie standen auf den Hinterläufen. Die Vorderpfoten vor der Brust angewinkelt, blinzelten sie neugierig zu Smythe hinauf.
    »Bei allen Teufeln was ist das…?« flüsterte Smythe.
    Erst zählte er sechs, sieben, acht Tiere. Doch je gründlicher er das gut zwanzig Meter breite Nest ausleuchtete, desto mehr wurden es. Sie sahen eigentlich ganz niedlich aus. Wenn man davon absah, dass diese Spezies völlig unbekannt war.
    Das schwarze Fell der Tiere war weiß gemasert. Quer verliefen die Maserungen über Kopf, Brust und
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