Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
von einem Mann und der Williams-Tochter, die Callighan als Schutzschild benutzt hatte. Der Mann mußte ihr Vater sein.
    Ganz sachte legte ich die Hände an den Laden und zog daran. Er gab ein wenig nach, ließ sich jedoch nicht öffnen.
    Gewöhnlich sind die Fenster solcher Hütten mit einem Fallriegel verschlossen. Ich holte aus der Tasche den flachen Autoschlüssel unseres Wagens und führte ihn in den Spalt zwischen den beiden Ladenhälften. Ich bewegte ihn von unten nach oben, und als ich Widerstand fühlte, hielt ich erst einmal inne. Ich arbeitete im Zeitlupentempo. Ganz langsam drückte ich den Schlüssel weiter hoch. Der Fallriegel durfte nicht zurückfallen, sobald ich ihn aus dem Verschluß gehoben hatte. Ich führte den Schlüssel mit der linken Hand und zog mit der rechten sanft an dem Laden. Er gab nach; als der Riegel aus dem Verschluß rutschte, quietschte er ein wenig. Ich stoppte sofort. Sehr sanft ließ ich den Schlüssel ein wenig nach unten gleiten, so daß der Riegel ihm folgte und ohne Lärm in die Ruhelage glitt. Dann zog ich den Laden ein wenig weiter auf.
    Es war immer nur noch ein Spalt, durch den ich den Raum sehen konnte, aber jetzt hatte ich einen ganz guten Überblick, und ich konnte mich orientieren.
    Der Raum, in den ich blickte, mochte dem Hüttenbesitzer als Aufenthaltszimmer dienen, denn er war relativ gut eingerichtet, wenn auch nur mit deftigen Holzmöbeln. Auf einem Stuhl saß Thomas Wed mit offenen Augen und hielt sehr ruhig den Revolver in seiner Hand auf einen Mann, eine Frau und zwei Mädchen gerichtet, die mitten im Zimmer saßen. Die Gangster hatten sie einfach mit dem Rücken gegeneinandergesetzt und mit einem Seil umwickelt. Dem Mann war der Kopf auf die Brust gesunken, und die Mädchen schienen zu schlafen, so gut es in der unbequemen Haltung eben gehen mochte. Die Frau aber hatte die Augen geöffnet und weinte lautlos vor sich hin.
    Ich stieß Phil, der zu meinen Füßen hockte, an. Er richtete sich auf und legte sein Ohr gegen meinen Mund.
    »Wed allein«, hauchte ich, »und die Williams. Ich erledige ihn jetzt, gehe hinein und hole die Williams. Du nimmst sie in Empfang und haust ab, Richtung Stabbersud. Ich decke den Rückzug.«
    Ich fühlte, wie er nickte. Ich griff in die Brusttasche, holte den Revolver heraus, erweiterte den Spalt noch ein wenig, schob den Lauf der Waffe durch und legte auf Wed an.
    Es gibt Dinge, die man einfach nicht tun kann. Ich habe noch nie einen Mann von hinten erschossen. Ich bekam es auch jetzt nicht fertig. Es ist mehr als nur der äußerliche Unterschied zwischen uns G-men und den Gangstern. Wir schonen ein Leben, solange es nur geht. Wir sind ja keine Richter, und schon gar nicht sind wir Henker.
    Normalerweise brauche ich mir über so etwas keine Gedanken zu machen, denn das steckt in mir einfach drin, so gut wie in Phil und jedem anderen meiner Kollegen, aber hier machte ich mir Gedanken. Wenn ich Wed verfehlte, mochte der Teufel wissen, was passierte, vor allem, was mit den Williams passierte. Ich richtete den Lauf auf seinen Kopf, aber dann zielte ich doch auf seine Hand. Man kann eben aus seiner Haut nicht heraus.
    Es war so ziemlich der scheußlichste Schuß, den ich in meinem Leben anzubringen hatte, aber ich verstehe was vom Schießen. Ich nahm absichtlich seine Hand und nicht seine Schulter. Ein Mann, der in die Schulter getroffen wird, kann unter Umständen seine Waffe halten, obwohl das selten ist. Ein Mann, dem man die Hand zerschießt, verliert die Waffe.
    Ich holte noch einmal tief Luft und zog durch.
    Es passierte alles gleichzeitig, der Knall, das Zerklirren der Fensterscheiben, Weds dummes Gesicht, als sein Revolver plötzlich durch die Gegend flog, und das erschreckte Hochfahren der Gefangenen.
    Wed hatte noch nicht geschrien, als ich schon die Läden aufriß und mich mit meinem vollen Gewicht gegen das niedrige Fenster warf. Ich prasselte mit dem ganzen Rahmen in den Raum, landete zwischen den Glas- und Holzsplittern und nahm mir nicht einmal die Zeit, Wed, der immer noch völlig fassungslos auf seine Hand starrte, die jetzt rot wurde, eins über den Kopf zu ziehen. Ich trat gegen einen schweren Tisch, so daß er gegen die Tür im Hintergrund flog, die dieses Zimmer von den anderen trennte, und war schon bei den Williams. Ich zerrte an dem Seil, mit dem sie aneinandergebunden waren, aber es ließ sich nicht lösen. Ich grub mit einer Hand in meinen Taschen nach dem Taschenmesser, fand es, riß es heraus. Unterdessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher