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Zwölf tödliche Gaben 4: Vier singende Vögel

Zwölf tödliche Gaben 4: Vier singende Vögel

Titel: Zwölf tödliche Gaben 4: Vier singende Vögel
Autoren: Stuart MacBride
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Service-Qualität, wenn Sie anrufen, um sich einen runterzuholen. Sie …«
    »He!« Agnes bohrte ihm den Finger in die Brust. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Kamuzu Aziz, dieses arme Mädchen kann genauso gut versaut daherreden wie alle anderen hier. Und sie braucht das Geld!«
    »Aber …«
    »Nichts aber! Wenn Sie glauben …« Sie blickt zur Kabine – der Sexy-Sadie-Anschluss klingelt. »Na los, Tracy, gehen Sie nur hin. Zeigen Sie ihm, was Sie draufhaben!«
    Und das tut sie. Sie legt einen »Striptease« hin und befummelt sich, was das Zeug hält, und der Mann am anderen Ende stöhnt und ächzt und keucht volle fünfzehn Minuten und neunundvierzig Sekunden lang. Mit Abstand Tracys längstes Gespräch an diesem Abend. Sie legt auf und strahlt. Agnes applaudiert ihr.
    Mr Aziz zuckt mit den Schultern. »Okay, okay. Sie können den Rest der Nacht Sexy Sadie machen. Aber Sie müssen ein bisschen mehr stöhnen. Die Kunden lieben das.« Dann schlurft er wieder zu seiner Wettzeitung zurück.
    Tracy blinzelt die Tränen weg. »Danke, Agnes.«
    »Gern geschehen. So, und jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen, ich muss noch ein paar zweifelhafte Isolierverglasungen verkaufen.«
    Jetzt, da sie die Zauberformel kennt, ist sie nicht mehr zu bremsen. Der nächste Anruf dauert zwanzig Minuten, und der danach volle fünfundzwanzig. Wenn sie das jeden Abend machen könnte, wäre sie ihre Geldsorgen los. Na ja, vielleicht nicht ganz, aber sie könnten die Beerdigung bezahlen.
    Vielleicht würde Mr Aziz sie ja Vollzeit arbeiten lassen? Sie könnte »Spanking Susan« oder »Horny Helen« oder »Lusty Laura« sein, mit ihren eigenen sexy Werbekärtchen in sämtlichen Telefonzellen von Oldcastle. Natürlich würde sie sich nicht selbst dafür fotografieren lassen – es wird Monate dauern, ehe sie nach der Schwangerschaft wieder auf ihrem Normalgewicht ist, und sie darf sich auch nichts vormachen: Direkt schlank war sie noch nie. Nein, sie würde es so machen wie alle anderen Frauen und Mr Aziz eine seiner »Nichten« aussuchen lassen, die dann für sie in Stringtanga und Stilettos posiert.
    Der nächste Anruf ist irgendwie komisch. Aber nicht komisch im Sinne von witzig. Eine Frau mit einer knurrenden, wütenden Stimme. » Ich weiß, was du bist! Ich weiß, was du bist! « Eine Spinnerin, die nur anruft, um Stress zu machen, und zu blöd ist, um zu kapieren, dass sie für jede Sekunde, die der Anruf dauert, bezahlen muss, genau wie die Männer, die anrufen, weil sie wollen, dass jemand ihnen Schweinereien ins Ohr sagt. » Und ich weiß, wo du bist! «
    Das macht Tracy stutzig. »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden. Ich habe einen Bekannten bei der Polizei. Die haben die Nummer zurückverfolgt. Ich weiß, wo du bist! Du Hure! Du bist ein beschissener Schandfleck für die Menschheit! Hast du verstanden, du HURE ?« Es kommt noch mehr, aber Tracy hört nicht hin, legt einfach auf und lehnt sich zitternd zurück.
    Das Telefon klingelt wieder, und sie fährt zusammen, stößt unwillkürlich einen kleinen Schrei aus, doch niemand stört sich daran – Schreien und Stöhnen sind hier schließlich an der Tagesordnung.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung, und dann: » Ist dort Sadie? « Ein Mann, nicht die durchgeknallte Furie von vorhin. Gott sei Dank.
    Vielleicht sollte sie ihre neue Rolle ausprobieren: Dirty Debbie?
    Nein, besser, sie wartet, bis sie ihre eigenen sexy Postkarten hat. Und sich ihren eigenen Kundenstamm aufbauen kann.
    »Das kannst du mir ruhig glauben .« Sie versucht mit tiefer, erotischer Stimme zu sprechen, aber es klingt eher ein bisschen verschnupft. »Magst du versaute Mädchen?«
    » Du klingst nicht wie Sadie … Ich will mit Sadie reden. « Irgendetwas an der Stimme kommt ihr bekannt vor, aber sie weiß nicht genau, was.
    »Ich hab doch gesagt, ich bin Sadie. Wenn du so ungezogen bist, muss ich dir den Hintern versohlen !«
    » Ich … « Wieder eine Pause; offenbar denkt er darüber nach. Er muss einer von Agnes’ Stammkunden sein, sonst wüsste er nicht, wie die echte Sadie klingen muss. » Tja, ich war wohl tatsächlich ungezogen «, sagt er schließlich.
    » Hmmm, na ja, ich denke, da müssen wir wohl irgendetwas tun, findest du nicht?« Sie spult ihre Striptease-Nummer ab, während er am anderen Ende der Leitung wimmert und stöhnt.
    Woher kennt sie bloß diese Stimme? Sie klingt so verdammt vertraut …
    Und dann sagt er: » Böse! Ich bin böse! Schlag mich! « , und plötzlich
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