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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen
Autoren: Cornelia Funke
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nachdenklich an ihrem Ohrläppchen herum.
    »Wisst ihr was?«, sagte sie schließlich. »Ich bin zwar keine gute Goldmacherin. Und Kröten können andere auch viel besser beschimpfen. Aber etwas anderes kann ich erstklassig. Absolut erstklassig. Kenn keine Bessere.«
    »Und was wäre das?«, fragte Lilli.
    »Ist ein ziemlicher Aufwand«, sagte Elfriede. »Deshalb mach ich es selten. Außerdem pfusch ich nicht gern darin rum. Bring die Welt nicht durcheinander. Alte Hexenweisheit. Versteht ihr?«
    »Was ist es?«, fragte Rosanna ungeduldig. »Nun rück schon raus damit.«
    »Na, das Wetter«, sagte Elfriede. »Ich kann das Wetter ändern. Kann den Regen abdrehen wie andere den Wasserhahn. So bezahle ich. Einverstanden?«

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Hexenflug
    Erst dachte Rosanna, ein Traum habe sie geweckt. Irgendein böser Traum. Sie öffnete die Augen und hörte etwas gegen ihr Fenster klopfen, laut und ungeduldig. Rosannas Fenster lag fünf Meter über dem Erdboden, direkt unter dem Dach. Erschrocken guckte sie in die Nacht hinaus. Eine Nase drückte sich gegen die Scheibe, ein paar Hände fuchtelten in der Dunkelheit.
    Rosanna bekam einen so furchtbaren Schreck, dass sie einfach die Decke über den Kopf zog. Ramses war längst unter dem Bett verschwunden.
    »He, was soll das?«, rief Elfriede. »Mach endlich das Fenster auf. Oder willst du bei meinem wunderbaren Wetterzauber nicht dabei sein?«
    Ungläubig zog Rosanna die Decke vom Gesicht. Es war wirklich Elfriede. Rosanna lief zum Fenster und öffnete es hastig. Ramses kam unter dem Bett hervor und sprang aufs Fensterbrett.
    Wie an unsichtbaren Fäden hing die Hexe in der Nacht. Mit wehendem Rock auf einem riesigen struppigen Besen.

    »Was sagt ihr zu dem Prachtexemplar?«, rief sie und flog einen eleganten kleinen Bogen.
    Rosanna sagte erst mal gar nichts. Das Ganze sah einfach zu verrückt aus.
    Elfriede flog ganz nah ans Haus heran und setzte lässig eine Stiefelspitze aufs Fensterbrett. »Weißt du, wo ich den gefunden habe? Bei euren Nachbarn.«
    »Ja, die fegen den ganzen Tag den Gehsteig«, sagte Rosanna. »Und unseren gleich mit, weil er ihnen zu unordentlich aussieht. Wegen der Eislöffel und so, weißt du?«
    »Na, nun ist erst mal Schluss mit Fegen!«, sagte Elfriede. Kichernd stieß die Hexe sich ab. »Juhuuuuuh!«, schrie sie. »Juhuhuhuhuuuuuuh!« Mit flatterndem Haar drehte sie ein paar Loopings, bei denen Rosanna schon vom Zusehen schwindlig wurde. Dann flog sie rückwärts aufs Fenster zu, bis der Besen in Rosannas Zimmer ragte. Fauchend schlug Ramses mit der Pfote danach.
    »Steig auf!«, rief Elfriede. »Sonst wird die Nacht zu alt für unsren Zauber.«
    »Da drauf?« Erschrocken machte Rosanna einen Schritt zurück in ihr sicheres Zimmer. »Das kann ich nicht.«
    »Ach, komm schon!« Ungeduldig streckte Elfriede ihr die Hand entgegen. »Du kannst dich doch an mir festhalten. Ist leichter als Laufen.«
    »Und Lilli?«
    »Die holen wir auch noch ab.«
    Rosanna biss auf ihren Lippen herum. Dann zog sie sich eine Wolljacke übers Nachthemd, schlüpfte in ihre Schuhe und stieg mit butterweichen Beinen auf den Besen. Ängstlich klammerte sie sich an das Kleid der Hexe. Und die Augen kniff sie zu.
    »Los geht’s!« Mit einem kräftigen Tritt stieß Elfriede sich vom Fensterbrett ab und sie schossen in die Nacht hinaus. Feiner Regen trieb Rosanna ins Gesicht. Sie drückte ihre Nase in Elfriedes Kleid.
    »Ist das nicht wunderbar?«, rief die Hexe.
    »Ja!«, hauchte Rosanna. Einen klitzekleinen Spalt weit öffnete sie die Augen. Über ihnen, neben ihnen war nichts als der schwarze Himmel. In dieser Nacht gab es weder Mond noch Sterne, so dicht waren die Wolken. Aber unter Rosannas Füßen glitzerten tausend Lichter, schlängelten sich schimmernde Schlangen durch die Dunkelheit. Schnell kniff sie die Augen wieder zu.
    »Wir fliegen, wir fliegen, bis sich die Besen biegen«, sang Elfriede – nicht schön, aber laut. Plötzlich bremste sie. »Oh, vorbeigeflogen«, murmelte sie. »Macht nichts.« In weitem Bogen sauste sie zurück. Rosannas Magen fühlte sich furchtbar an, aber die Augen machte sie trotzdem noch mal auf. Tiefer und tiefer flogen sie, bis Elfriedes Stiefelabsätze die Bäume streiften.
    »Wo ist Lillis Fenster?«, rief die Hexe. Das Haus war schon in Sicht. »Deins hab ich eine Ewigkeit suchen müssen.«
    »Unten!«, rief Rosanna zurück. »Auf der Gartenseite ganz rechts.«
    »Gut, Landeanflug!« Elfriede streckte die Beine nach vorn und ließ den
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