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Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
Autoren: Sandra Braun
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seinen eigenen Pilgerweg, der allerdings schon in Deutschland direkt vor seiner Haustür begann, detailliert geschildert. Karola lauscht dem Text und ich frage dann und wann nach, ob sie noch wach ist. Nach dem Vorlesen hat sich Karola ein Nickerchen verdient. Ich selbst versuche auch ein wenig zur Ruhe zu kommen. Ich bin der Wecker, nach einer Stunde soll Schluss sein, aber meistens ist es so schön, dass wir überziehen. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht. Mit Verspätung geht es weiter und es lohnt sich, den Weg weiter zu erobern. Durch wunderbare, ständig wechselnde Landschaften führt uns der Weg. In einem dichten Wäldchen stehen zwei wilde Pferde im Gebüsch und fressen. Von uns lassen sie sich gar nicht stören, wir dürfen sie sogar anfassen. Ich bin versucht, den Pferden von dem Zucker, den mir Karola in jeder Bar zuschiebt, zu geben, aber Karola warnt, die Tiere könnten aufdringlich werden.
    Interessierte Zuschauer
    Also ziehen wir mit diesen schönen Eindrücken weiter. Irgendwann am Nachmittag erreichen wir Huarte, einen Vorort von Pamplona. Hier kaufen wir kurz vor Beginn der Siesta noch schnell unseren Proviant für morgen ein. Wir haben nun Kaffeedurst und steuern eine kleines Straßenkaffee an.
Hier stoßen wir auf ein älteres Ehepaar aus Deutschland. Wir spüren eine ungute Spannung zwischen den Eheleuten und verabschieden uns nach dem üblichen Pilgerfloskel bald von ihnen. Wir laufen weiter in Richtung Pamplona. Der Weg ist zäh und unsere Kräfte schwinden allmählich. Die schlechte Ausschilderung demotiviert uns zusätzlich. Wir haben uns die Herberge „Paderborn“ rausgesucht, aber wenig Hoffnung hier unterzukommen, da die Herberge einen sehr guten Ruf hat und sicher ausgebucht ist.
Wir kommen ziemlich fertig dort an, wir sind seit 9 Stunden unterwegs und wollen nur noch ein Bett. Wir werden erhört und bekommen unsere gewünschte Herberge.
Ein Ehepaar, das für 3 Wochen die Leitung der Herberge inne hat, empfängt uns. Die Frau nervt zu Anfang etwas, wir sind noch nicht einmal richtig über die Schwelle, da heißt es schon: „Die Schuhe kommen in das Regal, stellt eure Stöcke an diese Wand und die Rucksäcke sind doch viel zu schwer, wenn ihr wollt, könnt ihr die hier gleich wiegen“ und sie zeigt allen Ernstes auf eine Fischwaage, die an der Wand hängt. Also sie schüttet uns mit ihren Infos zu und wir fühlen uns in dem Moment total überfordert. Diese Situation ist ihrem Ehemann sicher nicht neu und er übernimmt die Führung. Er ist die Ruhe in Person und erledigt mit uns in aller Ruhe die Formalitäten. Wir werden nebenbei mit O-Saft und Keksen versorgt und fühlen uns wohl und gut aufgehoben.
Mit uns im Zimmer wohnt ein Pärchen, das wir in der Stadt getroffen haben. Wir waren mit ihnen über den Weg uneinig und sie haben schließlich einen anderen Weg gewählt. Zum Ziel führt dieser Weg wohl nicht, denn sie haben letztendlich einen Bus genommen und sind deshalb auch vor uns angekommen. Wir werden uns in den kommenden Tagen immer mal wieder sehen.
Als wir wieder frisch und gehfähig sind, lassen wir uns den Weg, zu einem Restaurant, das ein Pilgermenü anbietet, erklären und ziehen in die Stadt. Alles ist hier sehr laut und der Kontrast von der Ruhe in der Natur und dem Lärm in der großen Stadt ist enorm. Aber wir fühlen uns wohl. Nach einigem Suchen finden wir schließlich die Bar. Wir nehmen an einem Tisch vor der Bar Platz und staunen nicht schlecht, wer da schon sitzt. Das schlecht gelaunte Ehepaar aus dem PamplonaVorort. Sie wirken schon wieder gestresst. Sie begrüßen uns und fragen ob, wir auch bei den Deutschen wohnen. Sie meinen tatsächlich die Pilgerherberge in der wir auch wohnen. Na so was, eigentlich wollten sie doch im Vorort bleiben, wo wir sie trafen und vor uns waren sie auch noch da.
Sie sind mit dem Bus gefahren. Na jedenfalls stand Leni (so heißt sie, haben wir später erfahren) plötzlich mit den Worten auf: "Ich halte das nicht aus! Dieser Lärm hier!“ und verschwand. Ihr Gatte trank noch in aller Seelenruhe seinen Vino tinto aus und folgte mit einigem Zeitabstand. Wir genießen unser Pilgermenü und die gemütliche Atmosphäre in der Bar. 22.00 Uhr werden in der Herberge Paderborn die Lichter ausgeknipst und wir bekommen unseren wohlverdienten Schlaf.
    07. Oktober 2011, Pamplona - Uterga, 17,5km, Nieselregen, 22°C
    22.00 Uhr gingen die Lichter aus und früh 6.15 Uhr werden wir mit Mönchsgesängen geweckt.
07. Oktober - Tag der Republik,
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