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Zurueck auf Glueck

Zurueck auf Glueck

Titel: Zurueck auf Glueck
Autoren: Patricia Marx
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in Ägypten. Ehrlich gesagt, mochte sie Schnecken.
24.
    Gwen, die aus dem Labor ausgezogen war, in dem sie mit Wally zusammengearbeitet hatte, seit sie sich kannten, würde demnächst ein paar Türen weiter im Labor für Insektenverhalten anfangen. »Aber nicht deinetwegen«, sagte sie, als sie sich im Park trafen, um über das Schicksal ihrer Gartenmöbel zu entscheiden.
    »Eine unbegrenzte Anzahl von Versuchstieren ganz für mich allein, die ich nach Lust und Laune verstümmeln kann«, sagte sie. »So eine Gelegenheit kann man sich doch nicht entgehen lassen.«
    Wally wusste genau, was sie meinte. Gwen und er führten schließlich schon seit der Promotion physiologische Experimente an Tieren durch. So hatten sie beispielsweise Katzen gezwungen, sich so lange die Pilgerreise in einer szenischen Lesung von Ernest Borgnine anzuhören, bis sie nicht mehr lebensfähig waren. Katzenfreunde lehnten diese Forschung ab, und Katzenfreunde haben sehr viel Macht, wenn es darum geht, die Lieferungen von Katzennachschub zu verhindern (ganz zu schweigen von ihrem Einfluss darauf, welche Bücher in den meisten Buchhandlungen an der Kasse ausliegen).
    »Du kannst die Möbel haben«, sagte Wally.
    »Nimm du sie doch«, sagte Gwen. »Ich habe ja kein Haus.«
    »Ich auch nicht«, sagte Wally. Das Haus, das sie beide nicht hatten, war dasselbe. Sie hatten es jüngst an einen Mann verkauft, der eine Familie gründen wollte, sobald er eine Frau gefunden hatte, die er dafür erwärmen konnte.
    »Ich muss dir etwas sagen«, sagte Gwen.
    »Ist es besser, wenn wir uns hinsetzen?« Wally ließ sich vorsichtshalber schon mal auf einer Bank nieder.
    »Ich bin schwanger.« Gwen blieb stehen.
    »Ist das möglich?«, sagte Wally. »Natürlich, eine tolle Nachricht und so. Aber du weißt schon, was ich meine.« Er stand auf, weil es sich so für ihn geziemte. Wenn er schon Vater werden sollte, dann in seiner vollen Größe.
    Gwen setzte sich hin.
    »Es ist nicht nur möglich«, sagte sie. »Es ist sogar doppelt möglich.« Sie bemerkte Wallys Verwirrtheit – oder lag da noch etwas anderes in seinem Blick? »Ich hatte was mit Leonard laufen.«
    »Leonard aus dem Labor?«, fragte Wally.
25.
    Wally wunderte sich, dass er es so viele Jahre mit dieser Frau ausgehalten hatte. Und dass er durchaus nicht ungern noch weitere Jahre mit ihr zusammengeblieben wäre, wenn sie ihm nicht den Laufpass gegeben hätte. Oder er ihr? Wenn er es nicht weiß, woher sollen wir es dann wissen?
26.
    Gwen war erst schwanger, dann auf einmal nicht mehr. Wie es zu dem einen wie dem anderen Zustand kommen konnte, wurde nie geklärt.
27.
    Imogene war erst jung, dann auf einmal alt. Sie konnte sich nicht erklären, wie es dazu hatte kommen können, wurde aber das dumpfe Gefühl nicht los, dass sie womöglich selbst schuld daran war. Hätte sie all die Jahre eine Nachtcreme benutzen sollen? Mehr Lachs essen? Ihr Leben dem Yoga verschreiben? Nein, dafür, dass sie keine Yogajüngerin geworden war, konnte sie nichts. Hatte man denn Yoga überhaupt schon erfunden, als sie noch ein junger Hüpfer gewesen war? Hätten vielleicht diese Leinsamenkapseln etwas genützt, auf die ihre Freundin Joie Finkelstein schwört? Nein, auch damit wäre sie nicht jung geblieben: Man brauchte sich Joie Finkelstein doch bloß mal aus der Nähe anzusehen. Vielleicht hätte sie öfter Radio hören sollen, Sender für die Jugend – ob dann ein bisschen Jugendlichkeit auf sie abgefärbt hätte? Imogene bereute es, dass sie nicht strenger darauf geachtet hatte, genügend Schlaf zu bekommen, und es machte ihr Sorgen, dass sie sich immer viel zu viele Sorgen gemacht hatte.
    Ob sie womöglich mit Mitte zwanzig einen Brief bekommen hatte mit der Aufforderung, Zutreffendes bitte anzukreuzen,wenn sie für immer jung bleiben wolle? Das hätte ihr mal wieder ähnlich gesehen, ein solches Schreiben aus lauter Vergesslichkeit gar nicht erst aufzumachen.
    Meistens kam Imogene sich nicht alt vor. Ihre Knochen fühlten sich an wie eh und je – falls die Erinnerung sie nicht trog. Sie trug weder Dirndlkleider noch Nicki-Kasacks oder Schlabberhosen mit elastischem Bund (höchstens abends). Nein, sie trug sogar Neckholder-Tops und hatte eine Strähne im Haar. Noch konnte sie jedem halb so alten jungen Ding den Rang ablaufen – und zwar in Schuhen ohne orthopädische Einlagen, aber dafür mit schwindelerregend hohen Absätzen. Und wenn sie in den Spiegel sah, überkam sie nur ganz selten einmal das dringende Bedürfnis,
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