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zuadraht

zuadraht

Titel: zuadraht
Autoren: Werner Kopacka
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kompakten Four-in-Hand) durch perfekte Dreiecksform abhebt, wohingegen der gemeine klassische American gerade mal gleichmäßig und der Free American überhaupt nur fest ist (wie der Kreuzknoten auch), aber das nun wirklich nur ganz nebenbei. . . „es ist schon merkwürdig: Jedes Mal, wenn Sie da sind, ist er tagelang fast nicht zu bändigen und schreit sich die Seele aus dem Leib. Da helfen nur Zwangsjacke und volle Medikation. Wir hatten ja schon allerlei Größen hier bei uns, sogar einen Hitler und einen Bonaparte. Aber noch nie einen, der behauptet, er sei ein Fünffachmörder, den keiner bestrafen will. Und kaum hat er sich halbwegs beruhigt, verlangt er immer wieder nur nach Ihnen. Sonst spricht er mit keinem von außerhalb. Verstehen Sie das?“
    „Ja“, sagte ich, „das verstehe ich. Weil es tatsächlich da Hofa woa. “ Nur die Sache mit dem Buch wollte mir seit geraumer Zeit nicht eingehen: Warum einer den Namen der Rose aus der Anstaltsbibliothek borgt und anstatt zu lesen in tausend Stücke reißt. Ja, ja, in tausend Stücke. Wie der Kurze die Erklärung auch in tausend Stücke zerrissen hat, dachte ich, eine Kopie meiner von Hand geschriebenen Erklärung, die ich ihm damals unter die Nase geschoben habe, im Innenhof des Paulustors, als ich ihn vor seinem Auto abgepasst und die Sache mit der Suspendierung nochmals aufs Tapet gebracht habe. Wer nichts zu verlieren hat, Herr Direktor, nicht einmal ein so hässliches Gesicht, hatte ich mit wechselndem Blick auf die Papierfetzen und seine Visage gesagt, dachte ich nun, ist auf der Straße der Sieger. Der steht mit dem Rücken zur Wand und kann getrost nach vorne blicken, wohin denn sonst?, Herr Direktor, hatte ich gesagt, in die nahe Zukunft blicken und dort womöglich böse dräuende Wolken sich auftürmen sehen. Dräuende Wolken – dass etwa wichtige Teile der Ermittlungsakte einmal zu oft kopiert worden sein könnten. Sie wissen doch, Herr Direktor, hatte ich gesagt, überlegte ich weiter, die Sache mit der Indiskretion im Hause haben wir noch immer nicht in den Griff gekriegt. Wichtige Akten also seien einmal zu oft kopiert worden, welche die Unschuld des Martin Hanser eindeutig belegen. Eindeutig belegt haben. Schon damals, als ich es ihm und dem still lächelnden Herrn Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit in unserem Sechs-Ohren-Gespräch mitzuteilen versucht hatte. Und dass nun alles daran gesetzt werden müsse, diese Akten nicht außer Haus und schon gar nicht in falsche Hände gelangen zu lassen, weiß Gott in jene des von ihm, dem Herrn Direktor, sonst so geschätzten Herrn Hochauer von der Guten . Und dass neben dem kleinen Oberst-Leimböck-Kopf auch der eine oder andere größere Kopf ins Rollen geraten könne, man wisse ja nie. Und dass sich ein Oberst Leimböck durchaus dafür einsetzen könne, die Akten zurückzuhalten. Ein Oberst im Dienst, wohlgemerkt. Entschuldigung? Nein, nein, das sei nicht nötig. Eine kleine öffentliche Erklärung genüge, den Text hatte ich vorsorglich in Ablichtung ein zweites Mal mitgebracht, ein paar schlichte Worte an die Presse, dass er, der Herr Direktor, unter dem öffentlichen Druck beugsam geworden sei und ein wenig vorschnell gehandelt habe und dass ich, Oberst Leimböck, doch gar nicht habe wissen können, dass der Hanser unschuldig sei. Zum damaligen Zeitpunkt der Ermittlungen. Kein Grund zur Besorgnis also, weil doch so gut wie niemand davon wisse (ausgenommen Michelin und Bela, hatte ich gedacht, aber die behielt ich mir in der Hinterhand, man weiß ja nie) – niemand also gewusst habe von diesen Ungereimtheiten bei den Ermittlungen, und das auch so bleiben könne, solange nur, ja solange nur die Akten im Paulustor blieben. Ja, und dass seine (des Herrn Polizeidirektors, Anm. Ferri Leimböck) Angst durch und durch unbegründet sei, unser Mörder laufe noch frei herum und könne womöglich wieder zuschlagen. Es sei davon auszugehen, dass unser Mörder keinerlei Anstalten mehr mache und der Akt geschlossen werden könne. Vielmehr sei es nun ein Akt der geschlossenen Anstalt. Das hat dich dann, mein lieber Kurzer, doch reichlich verwirrt zurückgelassen. Prinzipiell weiß man ja nie, Herr Direktor, habe ich zum Schluss noch gesagt, dachte ich nun, aber manchmal weiß man eben doch.
    Ich lächelte, befühlte die Dienstmarke in meiner Hemdbrusttasche, stemmte die schwere Schwingtüre der Nervenheilanstalt in die steife Spätwinterbrise, schlang die Jacke eng um mich, ließ den Ring des
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