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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters
Autoren: Thomas F. Monteleone
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Eingeordnetes Chaos, das vor der Festung klirrte und ratterte und sich nicht mehr um den ewigen Ablauf von Morgengrauen und Dämmerung kümmerte.
    Schweigend zeichnete sich die Zitadelle vor dem blutroten Himmel ab und betrachtete diese Begegnung, als wäre sie ein Tourist auf der Durchreise. Aber hinter ihren Mauern wurden Taktiken ausgetüftelt, Schwachstellen mit Stützen versehen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen erstellt. Nach dem fünften Tag unternahm der Wächter die ersten Versuche, die Truppen im Norden zu erreichen. Ohne Verstärkung würde der Verteidigungsring zusammenbrechen und die Zitadelle genommen werden. Die Atmosphäre über dem Schlachtfeld hatte sich in einen Mahlstrom von elektromagnetischer Raserei verwandelt. Kein Funksignal würde je ein solches Gewirr durchdringen können, und auch die Himmelsspione, die Satelliten, waren sämtlich vom Himmel über diesem Teil des Kontinents entschwunden. Man hatte die Zitadelle so vollständig isoliert und von der Umwelt entfremdet, als wäre ein Leichentuch über ihre Gipfel geworfen worden. So blieben allein die kleinen Stoßtrupps, in der Hoffnung ausgesandt, ein paar von ihnen könnten das Chaos durchstoßen und bis zu den anderen Truppen im Norden vordringen.
    Die Zeit verging, und noch immer waren keine Verstärkungen eingetroffen. Die Riken-Truppen schienen zu spüren, daß die Nachschubquellen der Verteidiger sich erschöpften, und verstärkten ihren Druck noch. Heftiger wurden die Energieschirme in Bedrängnis gebracht und in ganzen Abschnitten die Menschen ausgelöscht, aber die Genon-Soldaten blieben standhaft. Es blieb ihnen auch keine andere Wahl, denn die Riken nahmen keine Gefangenen, ließen niemals Gnade walten und erwarteten solches auch nicht von der Gegenseite.
    Dieser Krieg war wahrhaftig eine Endzeitschlacht. Alle, die hinter den Kulissen die Fäden zogen, wußten das – auf beiden Seiten. Keinem würde Pardon gegeben, kein Kompromiß geschlossen werden. Fast schien es, als schwämmen alle Köpfe von allen Stämmen dieser Welt auf der gleichen Welle und hätten sich hier versammelt, um den Ultimaten Konflikt auszutragen. Der Höhepunkt der Destruktivität stand unweigerlich bevor, bereit, die Menschheit in tiefste Dunkelheit zu stürzen, ganz gleich, welche Seite den Sieg erringen würde. Jede Schlacht, die bislang in der langen Geschichte menschlicher Auseinandersetzungen geschlagen worden war, war nur ein Vorspiel auf dieses letzte Treffen hin gewesen, nur eine matte Probe zum jetzigen Auftritt.
    Die Riken führten einen Zermürbungskrieg, opferten bedenkenlos Menschenmassen, um Gebiete in ihre Hand zu bringen – bis zu diesem Tag, da sie vor den Mauern der Zitadelle standen. Von diesem Moment an schien es nur noch eine Frage der Zeit und des umsichtigen Einsatzes der Kriegstechnologie zu sein, bis die Befestigungen gestürmt und der Wächter bezwungen werden konnte.
    Der Zeitpunkt rückte immer näher, da der Wächter vor der Frage stehen würde, alles auf eine Karte zu setzen, die „äußerste“ Strategie anzuwenden, um den Riken die Thorium-Lager zu versperren.
    In den fünfeckigen Zimmern der Zitadelle kauerten sich die Überlebenden von Haagendaz zusammen. Sie bevölkerten die Wohnebenen wie Bienen ihren Stock. Meist waren es nur Frauen, Kinder und Alte, die dort den Ausgang der Schlacht abwarteten.
    Schließlich war die Verteidigungsmacht aus dem Weg geräumt. Der Wächter saß hilflos in den unteren Etagen, als die Riken-Horden in die Zitadelle hineinströmten und alles vernichteten, was ihnen vor das Gewehr kam: das Personal der Zitadelle, die untergeordneten kybernetischen Angestellten, die Techniker, die Kyborgs und sogar die Roboter. Der Wächter konnte nichts tun – nur warten.
    Als dann endlich der Moment kam, als die Zitadelle voll von den dunklen Riken-Uniformen war, aktivierte der Wächter den letzten Plan. Die Riken-Generalität wußte das und beorderte deshalb ihre besten Techniker und Wissenschaftler in diesen Raum. Dort sollten sie versuchen, den Irrgarten der Geheimcodes zu knacken, um die Verteidigungsanlagen der Thorium-Minen zu deaktivieren. Aber keine Sonden und keine Verhandlungen schienen zu einem Erfolg zu führen. Der Wächter stand unter einem Primärbefehl, der nicht mehr aufgehoben werden konnte. Da die Riken nicht über das erforderliche Know-how verfügten, um die KI lahmzulegen und den Vernichtungscode zu deaktivieren, waren sie in eine Sackgasse geraten. Vor den Konsolen des Wächters
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