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Zerrissen - Thriller

Zerrissen - Thriller

Titel: Zerrissen - Thriller
Autoren: Natalie Schauer
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zogen Paul und sein Vater aus. Paul wollte das nicht, doch er war auch erleichtert , seine Mutt er nicht mehr in diesem Elend sehen zu müssen . Er wusste, dass sie ins Gefängnis kam und er wusste auch, dass sie einen Freund hat te, den er sogar kannte. Er hieß Raoul und spielte oft mit Niklas und ihm. Er schenkte ihnen sogar ein tolles Taschenmesser – mit dem Logo der Drei Musketiere. Paul nahm den Schlüssel, der unter einem Blumentopf lag und betrat das Haus, das modrig und feucht roch. Er streifte durch die Zimmer, in denen teilweise noch ihre alten Möbel stan den und setzte sich dann auf den Balkon , um eine Zigarette zu rauchen. Er wusste, dass alles in ihrem Leben aus den Fugen geraten war und sein Vater versuchte alles , um ihm das zu verheimlichen. Sein Bruder war verschwunden, die Mutter war im Gefängnis und das Leben seines Vaters war eine einzige Lüge. Er beobachte ihn heimlich , wenn er sich alte Familienfotos ansah und darüber weinte. Es brach Paul das Herz. Er gab aber seiner Mutter keine Schuld. Schuld war nur Raoul, das glaubte er seiner Mutter.
     
    *
     
    Als ich aufwachte , wusste ich nicht genau , was passiert war. Ich benötigte einige Sekunden, bevor i ch mich richtig orientieren konnte . Ich war nicht mehr im Haus von Raoul, ich war im Krankenha us. Als ich zum Fenster sah, erkannte ich Ian. Schnell setzte ich mich auf. Ich war so überrascht , ihn zu sehen, dass ich nichts sagen konnte . Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und weinte. Weinte um meinen Niklas, u m meine kaputte Ehe, um Paul, wegen mein es eigenen Versagen s . Ian setzte sich zu mir aufs Bett und zog mich an sich. Ich war so froh darüber. Ich hatte mich so sehr danach ges ehnt! Die letzten vier Jahre hatt e ich mich nicht mehr so geliebt, behütet und geborg en gefühlt wie in diesem Moment! Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich an. Er hatte sich verändert. In seinem Gesicht sah ich Sorgen, Angst und sehr große Trauer. Wir sag ten lange Zeit nichts . Keiner wollte diese Vertrautheit brechen. Keiner wollte über die schreckliche Gegenwart sprechen , die uns umgab. Doch dann brach Ian das Schweigen.
    „Charlotte, wir müssen reden.“
    Ich nickte. Ja, das wusste ich. Wir mussten reden, das erste Mal seit vier Jahren.
    Er nahm meine Hand in die seine. Er versuchte , die richtigen Worte zu finden. Er atmete tief durch. Doch dann begann ich, zu reden.
    „Ian, wo ist Paul?“
    „Er ist zuhause in Frankfurt. Ich habe ihm nichts gesagt. Ich wollte ihn nicht noch mehr belasten.“
    Wieder nickte ich.
    „Charlotte, es tut mir leid , was da passiert ist! “
    Ich nickte. W as hätte ich auch sagen sollen?
    „Hast du mit der Polizei gesprochen?“, fragte ich , ohne ihn anzusehen.
    „Ja, sie haben seine Häuser durchsucht und sind auch bei seiner Frau gewesen, doch bisher haben sie nichts gefunden.“
    Ich ballte die Hände zu Fäusten. Wie konnte das möglich sein?
    „Aber di e müssen doch irgendetwas haben! Er hat mir gesagt, dass er es war.“
    Ian sah zu Boden.
    „Glaubst du mir denn immer noch nicht?“, schrie ich. „Was muss noch alles passieren, dass mir jemand glaubt?“
    „Ich glaube, dass du viel mitgemacht hast. Doch es sieht so aus, als wollte er nur dich.“
    „Das ist doch totaler Schwachsinn. Er hat unseren Niklas entführt. Er war es und die finden nichts! “
    Ian stand auf und ging zum Fenster.
    „Auch wenn es stimmt, wo sollte er dann sein ?“
    Ich war so erschüttert über Ian s Reaktion .
    „Wann hast du dich und deinen Sohn aufgegeben?“, fragte ich ihn.
    „Das fragst ausgerechnet du ? Du hast uns im Stich gelassen! Du hattest eine Affäre! Du hast das alles ausgelöst! “
    Seine Stimme blieb ruhig, doch die Worte stachen tief in meine Seele.
    „Bitte geh jetzt. Ich will, dass du gehst! “
    Ohne Worte verließ er das Zimmer. Wie sehr hatte ich mir gewünscht, unser erstes Treffen würde ande rs verlaufen. Dann ging die Tür wieder auf. Ich hoffte, er hätte es sich überlegt und wäre zurückgekommen, doch stattdessen trat Isabella herein. Im ersten Moment war ich enttäuscht , freute ich mich aber dann, wenigstens sie zu sehen. Sie hatte mir das Leben gerettet und mir geglaubt! Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier.
     
    *
     
    Paul war schon wieder auf dem Weg , das Haus zu verlassen , als er am Postkasten vorbei ging. Noch nie hatte er einen Blick hineingeworfen. Er fuhr mit den Fingern über die goldene Schrift, Familie Stuart – Ian – Charlotte – Paul – Niklas,
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