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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
Autoren: Robin Hobb
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ihrer nächtlichen Phantasien?
    Eine Hand zog die Vorhänge zur Seite. Althea lehnte auf dem Fensterbrett.
    »Sa sei Dank, du bist in Sicherheit!«
    Ronica rollte sich hastig vom Bett, aber als sie aufstand, wich Althea vom Fenster zurück. »Wenn du Kyle rufst, werde ich nie wieder hierherkommen«, warnte sie ihre Mutter mit rauer Stimme.
    Ronica trat ans Fenster. »Ich hatte nicht die Absicht, Kyle zu rufen«, sagte sie leise. »Komm zurück. Wir müssen uns unterhalten. Alles geht schief. Nichts entwickelt sich so, wie es eigentlich geplant war.«
    »Das ist wohl kaum eine Neuigkeit«, entgegnete Althea finster. Sie rückte wieder näher ans Fenster. Ronica erwiderte ihren Blick, und einen Moment lang nahm sie den blanken Schmerz darin wahr. Dann sah Althea weg. »Mutter, ich bin vielleicht verrückt, dass ich dich das frage, aber es muss sein; ich muss es wissen, bevor ich anfange. Erinnerst du dich noch daran, was Kyle gesagt hat, als… beim letzten Mal, als wir zusammen waren?«
    Ronica seufzte tief. Die Stimme ihrer Tochter klang merkwürdig drängend. »Kyle hat eine Menge Dinge gesagt. Das meiste davon würde ich gern vergessen, aber es scheint in meine Erinnerung eingebrannt zu sein. Was genau meinst du?«
    »Er hat bei Sa geschworen, dass er mir das Schiff zurückgeben würde, wenn auch nur ein respektabler Kapitän für meine Kompetenz bürgen würde. Erinnerst du dich daran?«
    »Ja«, gab Ronica zu. »Aber ich bezweifle, dass er es auch so gemeint hat. Es ist einfach seine Art, solche Reden zu schwingen, wenn er wütend ist.«
    »Aber du erinnerst dich, dass er es gesagt hat?«, wiederholte Althea.
    »Ja. Ich erinnere mich daran, dass er es gesagt hat. Althea, wir haben viel wichtigere Dinge zu besprechen. Bitte, komm herein. Komm zurück nach Hause. Wir müssen…«
    »Nein. Nichts ist wichtiger als das, was ich dich gerade gefragt habe! Mutter, ich habe noch nie erlebt, dass du gelogen hast. Jedenfalls nicht, wenn es wichtig war. Es wird die Zeit kommen, wenn ich darauf zähle, dass du die Wahrheit sagst.«
    Ronica konnte kaum glauben, dass ihre Tochter wegging, die letzten Worte über die Schulter sagte. Einen beängstigenden Augenblick sah sie ihrem Vater so ähnlich, als er noch ein junger Mann gewesen war. Sie trug ein gestreiftes Hemd und die schwarze Hose eines Seemanns. Sie ging sogar wie er, hatte diesen rollenden Gang und den langen schwarzen Zopf auf ihrem Rücken.
    »Warte!«, rief ihr Ronica nach und setzte sich auf das Fensterbrett. »Althea, warte!«, wiederholte sie und sprang in den Garten hinunter. Sie landete ungelenk, und ihre nackten Füße schmerzten, als sie den steinigen Boden unter ihrem Fenster berührten. Sie wäre beinahe gestürzt, schaffte es jedoch, die Balance zu halten. Dann hastete sie über eine Grünfläche zu der dichten Lorbeerhecke, die sie eingrenzte. Doch als sie dort ankam, war Althea bereits verschwunden. Ronica legte ihre Hände auf die dichte, blättrige Barriere und versuchte sich hindurchzudrängen. Sie gab nach, aber nur ein kleines bisschen. Außerdem war sie sehr stachlig. Die Blätter waren feucht vom Tau.
    Ronica trat von der Hecke zurück und sah sich in dem nächtlichen Garten um. Ringsum herrschten Schweigen und Stille. Ihre Tochter war wieder verschwunden. Wenn sie überhaupt dagewesen war.

    Sessurea war derjenige aus dem Knäuel, der sich Maulkin entgegenstellte. Es ärgerte Shreeva und verletzte sie gleichzeitig, dass sie so offensichtlich untereinander Ränke geschmiedet hatten. Wenn einer zweifelte, warum sprach er dann nicht selbst mit Maulkin, statt diese giftigen Ideen mit den anderen zu bereden? Jetzt waren sie alle verrückt, als hätten sie gemeinsam vergiftetes Fleisch gefressen. Die Narrheit war jedoch in Sessurea am stärksten, denn als er sich in die richtige Position peitschte, um Maulkin zu stellen, war seine orange Mähne bereits aufgerichtet und giftig.
    »Du hast uns in die Irre geführt!«, trompetete er. »Täglich wird die Fülle seichter und wärmer, und die Salze werden immer fremdartiger. Du führst uns irgendwohin, wo die Beute knapp wird, und dann lässt du uns auch kaum Zeit zu fressen. Ich kann keine anderen Knäuel wittern, weil keine anderen hierhergekommen sind. Du führst uns nicht zur Wiedergeburt, sondern in den Tod.«
    Shreeva schüttelte ihre Mähne und bog den Hals, um ihre Gifte freizusetzen. Falls Maulkin von den anderen angegriffen wurde, schwor sie, würde er nicht alleine kämpfen müssen.
    Aber Maulkin
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