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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer
Autoren: BRONWYN SCOTT
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Einsatz gewesen war. Der Brief war am vergangenen Tag eingegangen, als Antwort auf Valerians Anfrage. Valerian wusste, er konnte nicht auf der Insel bleiben und zusehen, wie sich Philippas neues Leben entwickelte. Stattdessen wollte er abreisen, England gegen alle möglichen Bedrohungen verteidigen und versuchen, die Erinnerung an Philippa Stratten aus seinem Herzen zu verbannen.

1. KAPITEL
    30. Dezember 1829
    Ein eisiger Wind pfiff beständig durch die undichten Fugen der Postkutsche, sodass die beiden Insassen trotz ihrer dick gefütterten Kapuzenumhänge und der heißen Ziegelsteine, die sie sich im Gasthaus an der Kutschenstation hatten geben lassen, froren. Aber mehr ließ sich gegen die Kälte nicht unternehmen; der Westen des Landes war nicht gerade für Luxus berühmt. Dem kürzlich zurückgekehrten Viscount St. Just machte das nichts aus. Er hatte sich in den letzten neun Jahren in weitaus ungemütlicheren Situationen befunden und war einfach froh, wieder zu Hause zu sein.
    „Worüber lächelst du?“, fragte Beldon Stratten, der junge Lord Pendennys, missmutig und stampfte mit den Füßen auf den Boden, in dem vergeblichen Versuch, sich etwas aufzuwärmen.
    „Lächele ich?“, fragte Valerian. „Ich war mir dessen gar nicht bewusst.“
    „Allerdings, schon seit dem Gasthaus in St. Austell. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum.“
    Beldon hatte recht. Es gab wenig Grund zum Lächeln. Ihre Reise hatte sich als eine einzige Aneinanderreihung von Fehlschlägen erwiesen. Nichts war so verlaufen wie geplant, seit sie nicht mehr in London waren, wo sie die Weihnachtsfeiertage verbracht hatten. Sie waren davon ausgegangen, mit dem Schiff die Küste von Cornwall entlang bis St.-Just-in-Roseland, Valerians Zuhause auf der Halbinsel, segeln und somit die Straßen meiden zu können. Unwetter über dem Ärmelkanal erstickten diesen Plan im Keim. Also hatten sie sich zu Pferd auf den Weg gemacht, weil sie glaubten, so schneller voranzukommen als mit einer schwerfälligen Kutsche. Valerian wollte unbedingt bis Neujahr wieder zu Hause sein. Doch wieder hatte ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, und schließlich war es zu kalt geworden zum Weiterreiten. Sie hatten die Pferde in St. Austell zurückgelassen und die einzige verfügbare Postkutsche gemietet.
    Ohne dass sie darüber reden mussten, war ihnen klar, dass sie an diesem Tag nicht weiter als bis Truro kommen würden. Auch wenn sie bis Neujahr St.-Just-in-Roseland erreichen wollten, so musste dennoch mit der Weiterfahrt bis zum morgigen Tag gewartet werden.
    „Glaubst du eigentlich an Vorhersehung, Val?“, fragte Beldon und versuchte, seine langen Beine in dem beengten Raum zwischen den Sitzbänken auszustrecken.
    Valerian sah ihn zweifelnd an. „Ich bin mir nicht ganz sicher, was du meinst.“
    „Nun, wenn plötzlich etwas passiert, womit man nicht gerechnet hat, was aber in dem Moment genau das Richtige ist.“
    „Ach, Zufall“, verbesserte Valerian. „Du glaubst, es war nur ein glücklicher Zufall, dass wir uns in London getroffen haben.“
    „Glücklich auf jeden Fall, da du vorher kein Wort über deine Rückkehr verlauten ließest.“ Ein leicht tadelnder Unterton schwang in Beldons Stimme mit, der Valerian nicht entging. Er hatte sich nicht richtig von Beldon verabschiedet, als er London vor all den Jahren so plötzlich verlassen hatte, und er hatte ihm auch nie geschrieben, mit Ausnahme eines kurzen Briefs ganz zu Beginn. Es sprach für die Tiefe ihrer Freundschaft, dass Beldon ihn schmerzlich vermisst hatte und so schnell bereit war, ihm zu verzeihen.
    „Vielleicht wirst du mir eines Tages erklären, warum du von einem Tag auf den anderen zu deinem Onkel entschwunden bist. Ich bin dein Freund, ich werde deine Gründe verstehen, welcher Art sie auch sind. Du hast uns allen gefehlt, selbst Philippa. Ich glaube, sie hat dich insgeheim immer bewundert.“
    Valerian horchte auf. Hatte Philippa in den vergangenen Jahren ihr Geheimnis für sich behalten? Er war eher davon ausgegangen, dass sie sich anderen anvertraut hatte. In seiner Vorstellung hatte sie sich in jener letzten Nacht im Garten an Beldons Schulter ausgeweint und geklagt, dass dieser Schuft von einem besten Freund ihres Bruders ihr das Herz gebrochen hätte.
    Ihm war klar, dass dieser Augenblick unweigerlich kommen würde. Das Nennen ihres Namens war nur der erste vieler solcher Momente. Tief im Herzen wusste er, dass das der Grund war, warum er Beldon nicht
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