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X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht
Autoren: Stefan Wolf
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genannt.“
    Katzmeier grinste. „Gott sei Dank! Utes
Streicheleinheiten haben deinem Gehirn nicht geschadet. Und ob mir das
aufgefallen ist! Dazu die Art und Weise, wie er lachte. Und die Gestalt. Und
die idiotische Angewohnheit, anderen Blumen anzustecken. Das hat er schon
damals gemacht, als er noch bei uns in der Firma war.“
    „Benno Tippel?“
    „Darauf wette ich!“ nickte Katzmeier.
„Und es kommt noch eins hinzu, was die Sache gewiß macht. Vor einem halben Jahr
etwa habe ich Benno gesehen. Zufällig, ohne daß er mich bemerkte. Ist mächtig
abgerutscht, der Junge. Läuft rum wie ein Penner und war mit einem Typ
zusammen, der Krähen in Panik versetzt, wenn du ihn als Vogelscheuche
aufstellst. Dieser Typ — mit Wieselgesicht, hängendem Lid und schiefen Zähnen —
war bei Ute. Sie sind zu dritt. Der andere hat einen Kopf wie eine Birne und
fuchtelt mit ‘nem langen Messer rum.“
    „Penner!“ murmelte Gerlach verächtlich.
    „Immerhin haben sie das Geld.“
    „Wann holen wir’s zurück?“ Gerlach
drückte vorsichtig auf das Heftpflaster, mit dem seine Beule abgedeckt war.
    Ähnliche Verpflasterung hatte man
Katzmeier aufs Haupt geklebt.
    „Heute nacht, natürlich!“ Katzmeier
ging zur Küche, ließ die Tür offen und nahm zwei Flaschen Bier aus dem
Eisschrank. „Je eher, desto besser. Erstens rechnen die nicht damit, daß wir
ihnen so rasch auf die Spur kommen. Zweitens ist zu befürchten, daß sie den
Coup feiern, mit dem Zaster prassen und — auffallen. Drittens könnte es sein, daß
sich jeder mit seinem Anteil unterm Hemd sonstwohin absetzt.“
    „Sie sind zu dritt“, wandte Gerlach
ein.
    „Kneifst du schon wieder? Wir nehmen
Ute mit. Bei Nacht und Nebel sieht uns keiner. Wenigstens den Wagen — meinen —
soll sie fahren. Das müssen wir riskieren. Im übrigen habe ich noch die beiden
alten Pistolen. Die halten wir Tippel und Konsorten unter die Nase. Sollst
sehen: denen flattert das Hemd.“
    Sie hatten die Bierflaschen geöffnet,
verzichteten auf Gläser und prosteten sich zu.
    „Und jetzt rufe ich Ute an!“ sagte
Katzmeier. „Um elf soll sie hier sein. Dann ist es schön dunkel.“

14. Die Geiselnahme
     
    Schön dunkel war es schon um zehn.
    Leise kam Karl aus dem Flur zurück.
    „Sie schlafen“, flüsterte er. Gemeint
waren seine Eltern. „Soll ich die Taschenlampe mitnehmen?“
    „Kann nie schaden“, sagte Tarzan leise.
    „Du hast wenigstens deine Lampe“,
jammerte Klößchen. „Aber ich habe keine einzige Tafel Schokolade. Und das, wo
es jetzt in die Schlacht geht. Soll ich dem Feind mit knurrendem Magen
entgegentreten?“
    „Dann hält er dich für einen Tiger und
reißt aus“, lachte Tarzan. „Also los, Leute!“
    Auf Zehenspitzen schlichen sie zur
Hintertür hinunter. Die alte Villa roch anheimelnd nach Holz und frischer
Farbe. Ab und zu knackte es im Gebälk.
    Karl schloß die Hintertür ab und schob
den Schlüssel in die Tasche.
    Die Räder standen hinter der Garage.
Dort waren sie weit genug vom Haus entfernt, um ungedämpft reden zu können. Und
gleich fing Klößchen wieder von seinem Proviantmangel an. Aber Karl tröstete.
    „Wir kommen an einem Geschäft mit
Automaten vorbei. Da kannst du dich versorgen.“
    Sie fuhren los. Die Gegend, in der
Katzmeier wohnte, kannten sie flüchtig. Das Viertel lag am Stadtrand: ein
unansehnliches Gemisch aus kleinen Häusern und Wohnblöcken.
    Die Nacht war dunkel. Wolken hatten
sich aus westlicher Richtung herangeschoben. Mond und Sterne versteckten sich,
und die Luft roch nach Regen.
    Die Jungs kamen zu dem
Lebensmittelgeschäft, wo neben dem Eingang erleuchtete Automaten waren: etwa 20
Fächer, aber die Hälfte bereits leer.
    Klößchen ließ sein Rad fallen, rannte
hin und prüfte das Angebot. Wütend hämmerte er dann mit der Faust an die
Hauswand.
    „Heringsbrötchen. Käsesemmeln!
Pfefferminz, Joghurt, Damenstrumpfhosen und Bier! Aber keine Schokolade! Karl,
das ist eine Gemeinheit.“
    „Tut mir leid!“ Karl unterdrückte ein
Lachen. „Aber meine Schuld ist das nicht!“
    „Du hast es gewußt!“
    „Bestimmt nicht.“
    „Also, dann ein Heringsbrötchen! Mein
Gott! In der Not frißt man wirklich alles.“
    Den nächsten Schock erlitt er, als er
in seinem Portemonnaie wühlte und keine Markstücke fand.
    „Nein, ich habe auch keins!“ antwortete
Tarzan auf seine verzweifelte Frage. „Karl besitzt nur ein Fünfmarkstück. Und
im übrigen langt’s jetzt! Wegen deiner Freßgier verpassen wir noch
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