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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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einem Waffenschmied.“
„Oh ja, dass er mit Klingen umgehen kann, ist allgemein bekannt!“
    Jetzt wurde er auch noch sarkastisch!
Sie holte tief Luft, um der Unterhaltung ein Ende zu bereiten. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Nenn mich ruhig einfältig, aber ich glaube daran, dass Menschen sich ändern können. Und dass ein guter Kern in ihm steckt.“
    „Ich bete zu Gott, dass du dich da nicht täuschst.” Der Blick ihres Vaters sah nicht besonders überzeugt aus, aber er ließ es auf sich beruhen.

Susannah goss Wasser in eine Schüssel und wusch sich die Hände. Dann ging sie in ihr Zimmer und zog ihr Nachtgewand an.
    Eadric lag im Bett und starrte an die Zimmerdecke.
    Sie wusste, dass es ihm nicht gut ging. Dass die Selbstzweifel an ihm nagten, die Reue ihn auffraß und natürlich auch oft genug die Angst vor der ungewissen Zukunft über ihn hereinbrach, auch wenn er das nie zugeben würde.
    Susannah schlüpfte zu ihm unter die warme Decke. Sie hätte diese Melancholie, die so oft wie eine schwere, finstere Wolke über ihm hing, am liebsten weggeküsst. Ihn in die Arme genommen, damit sie ihn trösten konnte, und ihm mit ihren Zärtlichkeiten neuen Lebensmut geschenkt. Doch er ließ es nicht zu, dass sie ihn mehr als nur oberflächlich berührte. Zu schmerzhaft war für ihn der Gedanke an die Zeit vor der Verletzung, als er noch vollends gesund gewesen war.
    Sie beugte sie sich über seinen Oberkörper und ließ ihren Zeigefinger langsam über sein Gesicht wandern. Die Narbe auf seinem Kinn war kaum noch tastbar. An die kurzen Haare hatte sie sich schnell gewöhnt, sie fühlten sich voll und weich zwischen ihren Fingern an. Damals im Castle hatte er genießerisch die Augen geschlossen, wenn sie ihn zärtlich berührt hatte. Doch heute sah er sie mit einem dunklen Blick an, als sie durch seinen Schopf fuhr.
„Vor ein paar Monaten hattest du noch einen ganzen Kerl neben dir liegen”, sagte er. Sie vernahm die dumpfe Verzweiflung in seiner Stimme.
„Die abgeschnittenen Haare machen dich noch lange nicht zum Schwächling.“
Mit festem Griff packte er ihre Hand und drückte sie gegen das weiche Fleisch seines Unterleibs.
    „Aber die fehlende Manneskraft an dieser Stelle!“, stieß er hervor.
Susannah wusste, wie sehr ihm dieser Verlust zu schaffen machte, und es tat ihr in der Seele weh, ihn so leiden zu sehen. Dabei war das beileibe nichts Ungewöhnliches nach einer so schweren Verletzung.
    Sie versuchte, ihn zu beruhigen. „Du musst erst vollständig zu Kräften kommen, dann wird das schon wieder.“
Ihre Hand wanderte von seiner Körpermitte weiter in Richtung Bauch, seine feinen Haare kribbelten unter ihren Fingern.
    Er gebot ihrer Hand Einhalt, indem er sie am Gelenk festhielt, und drehte Susannah den Kopf zu.
    „Was willst du denn mit einem Mann, der dich nicht einmal gebührend beglücken kann?“, fragte er leise.
Wütend setzte sie sich im Bett auf. „Jetzt hör endlich auf mit diesem Unsinn. Meinst du wirklich, darauf kommt es an? Glaubst du im Ernst, ich fühle mich nur deswegen zu dir hingezogen? Wegen deiner Fähigkeiten als Liebhaber?“
    Er blieb stumm. Was sie erst recht aus der Haut fahren ließ. Warum glaubte er nicht endlich, dass sie ihn als Mensch respektierte!
    „Was ist mit mir?”, fuhr sie fort, um ihn aufzurütteln. „Ist es nur mein Körper, den du begehrst? Macht das meinen Wert aus?”
    Er drehte seinen Kopf langsam hin und her. „Susannah, ich habe meine Mutter, oder die Frau, die ich dafür hielt, umgebracht, um dein Leben zu retten. Und ich würde es sofort wieder tun. Selbst wenn mir Locksley erneut sein Schwert in den Rücken rammen würde.”
Sanft strich er ihr eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, dann sprach er weiter, dunkel und weich.
    „Aber ich will nicht, dass du dein Leben mit einem Nichtsnutz vergeudest, der sich verstecken muss. Du hast etwas Besseres verdient. Lass mir einfach ein scharfes Messer hier liegen, dann sind alle deine und deines Vaters Probleme gelöst. Du kannst hier bleiben, in deiner gewohnten Umgebung, und ohne Angst leben.”
    Susannah schnappte nach Luft. Wie konnte jemand nur so verbohrt sein!
    „Mir ist bekannt, dass du stur und überheblich sein kannst“, fauchte sie. „Aber jetzt bist du auch noch ein Feigling? Traust du es dir nicht zu, ein ganz normales Leben zu führen, so wie jeder andere Mann hier in England, du…du…feiges Eichhörnchen!”
    Was Besseres fiel ihr nicht ein.
    „Eichhörnchen?” Seine
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