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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Autoren: Lori Handeland
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was wollte meine Urgroßmutter mir noch sagen?
    Sie warf den Kopf zurück und ließ ein langes, lautes, einsames Heulen hören, und ich verstand sie so deutlich, als hätte sie mit Worten gesprochen. Es war besser, ein bisschen Zeit mit Ian zu haben als gar keine. Ganz gleich, was geschah, niemand konnte uns unsere Liebe nehmen. Heute Nacht wären wir beinahe beide ums Leben gekommen, darum …
    „Nutze den Tag.“
    „Wie bitte?“
    „Ich liebe dich.“
    „Ich liebe dich auch. Aber wo kam das jetzt her?“
    Ich schaute zu der Wölfin hinüber, doch sie war verschwunden. Offensichtlich hatte ich ihre Botschaft dieses Mal richtig verstanden.
    Ich drehte mich wieder zu Ian um. „Schwer zu sagen.“
    Er zog eine Braue hoch, bestand aber nicht auf einer genaueren Erklärung.
    „ Carpe diem , hm?“ Ian strich mir ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht und lächelte. „Nutze den Tag?“ Ich nickte, und er streichelte mit dem Daumen über meine Lippen. „Wie wäre es zusätzlich mit carpe noctem ?“
    Ich nahm die Kuppe seines Daumens zwischen meinen Zähnen gefangen, dann saugte ich an ihr, bis seine braunen Augen topasfarben schimmerten. „Heißt das womöglich ‚nutze die Nacht‘?“
    „Ja“, bestätigte er und fing an, meine Uniform aufzuknöpfen. „Sei nur ein bisschen vorsichtig mit meiner Lippe.“

37
    Ich sollte recht behalten damit, dass Claire die Marines verständigt hatte.
    Genauer gesagt einen Marine – Cal, der jeden Polizisten in der Stadt mobilisiert hatte. Gott sei Dank konnten sie mir im Fährtenlesen nicht das Wasser reichen, sodass Ian und ich, als sie uns schließlich aufspürten, bereits vollständig bekleidet auf dem Rückweg den Berg hinunter waren.
    Wir hatten unsere Geschichten aufeinander abgestimmt – ein wirres Melodram um Eifersucht und Besessenheit, mit Adsila in der Hauptrolle. Sie hatte Ian gewollt und ihn sich geschnappt; ich hatte ihn mir zurückgeholt, und sie war getürmt. Cal würde tagelang mit der Suche nach ihr beschäftigt sein. Wenn er dann schließlich einsähe, dass er sie nicht finden würde, gäbe es längst andere Probleme.
    Quaties Verschwinden schoben wir gleichfalls Adsila in die Schuhe. Sie hatte sich das Land ihrer Ururgroßmutter unter den Nagel reißen wollen und ihre Leiche irgendwo im Wald verscharrt. Natürlich würde auch Quatie niemals gefunden werden. Nur Ian und ich – außerdem noch Claire, Mal und Doc Bill – würden den Grund kennen.
    Der Doc erwartete uns bei den Autos. „Alles okay?“, fragte er mich und sah mir forschend in die Augen.
    „Könnte nicht besser sein“, antwortete ich, was er mit einem verständnisvollen Nicken quittierte. Sein Blick verriet mir, dass er einen vollständigen Bericht erwartete, sobald wir allein wären. Den Gefallen würde ich ihm gern tun.
    „Claire möchte, dass du auf direktem Weg zu ihr nach Hause kommst“, informierte Cal mich, nachdem der Doc Ian so gut wie möglich verarztet hatte.
    Ian lehnte es ab, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen. „Ich habe in meiner Praxis Arzneien, von denen eine Klinik nur träumen kann.“
    Ich dachte an mein blaues Auge und wie schnell es verheilt war, gab schulterzuckend nach und fuhr ihn heim.
    „Ich schaue nur schnell noch bei Claire vorbei, um ihr Bericht zu erstatten.“
    „Komm bald zurück.“ Er küsste mich – vorsichtig, wegen seiner Lippe.
    „Schmier dir etwas von dem schleimigen Zeug darauf“, rief ich ihm nach, als er ins Haus ging.
    Ich war kaum in ihre Auffahrt eingebogen, als Claire auch schon auf die Veranda geeilt kam. Sie wartete nicht, bis ich bei ihr war, sondern stürmte die Treppe herunter und warf sich mir entgegen.
    „He, die Leute werden noch glauben, dass wir verliebt sind“, witzelte ich, als sie mich so fest drückte, dass ich kaum Luft bekam.
    Claire ließ mich los. „Tu mir das nie wieder an.“
    „Versprochen“, antwortete ich, wohl wissend, dass ich exakt das Gleiche wieder tun würde, sollte es erforderlich sein. Falls wir je wieder Probleme mit übernatürlichen Wesen bekämen – und nach unserer bisherigen Erfolgsbilanz hielt ich das durchaus für möglich – , würde ich tun, was nötig war, um die Menschen, die ich liebte, zu beschützen.
    Ich folgte Claire nach drinnen. Im Haus war alles still; nur wir zwei waren hier.
    Sie warf mir ein Bier zu; ich trank es in einem Zug zur Hälfte leer. Anschließend erzählte ich ihr alles, was sich ereignet hatte.
    „Du kannst deine Augen in die eines Panthers
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