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Woelfe der Macht

Woelfe der Macht

Titel: Woelfe der Macht
Autoren: Darleen Alexander
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öffnen. Sie war eine der wenigen Schwestern, mit der sie sich auch über private Sachen austauschen konnte. Die anderen Schwestern kamen nur schnell ins Zimmer, machten ihre Arbeit mit einer grimmigen Miene und konnten nicht schnell genug wieder hinaus sein. Zwischendrin erfolgten nur ein paar Anweisungen und das war es. Kein nettes »wie geht es ihnen« oder »haben sie irgendein Problem«.
    »Schwester Melanie verteilt heute das Abendessen und danach ist ihre Schicht beendet. Wenn sie wollen, können wir gegen zehn einen kleinen Spaziergang machen.« Cassandras Herz schlug einen Moment höher und sie dankte dem Himmel, dass diese Frau hier im Krankenhaus arbeitete. Frische Luft! Bewegung! Es war regelrecht erschreckend, wie sehr sie sich über etwas Abwechslung freute.
    »Vielen Dank. Ich bekomm hier drin langsam Depressionen.« Schwester Beatrix lächelte verständnisvoll und verließ dann wieder das Zimmer. Cass hingegen lehnte sich in die Kissen zurück und sah sich im Zimmer um. Er war weiß und steril, aber immerhin freundlicher als die Intensivstation. Hier standen überall Blumen herum und Luftballons wogen sanft im Luftzug des offenen Fensters hin und her.
    Vor zwei Wochen war sie von der Intensiv-Station auf die normale Station verlegt worden und hatte sich schon auf ihre Entlassung gefreut. Doch nun lag sie schon eine gefühlte Ewigkeit hier und blies Trübsal. Sie hatte sogar schon mehrmals den Fernseher angehabt, wobei sie sich nicht richtig auf die gezeigten Filme konzentrieren konnte.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine braun gebrannte Annika stand mit einem riesigen Teddy vor ihr. Mit ihr hatte Cassandra gar nicht gerechnet. Aber richtig. Ihr Urlaub war vorbei. Zwei Wochen. Vor zwei Wochen hatte Cass ihr Kind bekommen und es nur einmal kurz bei der Geburt gesehen, wobei sie sich schon gar nicht mehr daran erinnern konnte.
    »Hallo Süße! Glückwunsch zur Geburt!« Cass schossen sofort die Tränen in die Augen und Ann ließ den Teddy fallen. Sie lief augenblicklich zu ihrer besten Freundin und nahm sie liebevoll in den Arm. »Was ist denn Schatz? Stimmt was nicht mit dem Baby?« Cass schüttelte den Kopf.
    Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, sagte sie leise: »Das ist wohl der Wochenbettblues.« Dann lächelte sie Ann an und fügte hinzu: »schön dich zu sehen. Ich hab dich vermisst.« Annika zwinkerte ihr zu.
    »Das nächste Mal kommst du mit nach Belize. Ich sage dir: Strand, Meer und Party!« Cass nickte, sagte aber nichts. »Warum bist du eigentlich noch im Krankenhaus? Amanda hat mir erzählt, dass das Baby schon vor zwei Wochen geschlüpft ist.« Ihr Lächeln bröckelte etwas und sie fühlte, wie schon wieder ein Schluchzer in ihrem Hals hochstieg.
    »Es gab ein paar Komplikationen bei der Entbindung. Ich wäre wohl fast verblutet.« Ann riss Cass noch einmal in eine enge Umarmung und erwiderte mit etwas zittriger Stimme: »Diese Stümper! Ich wünschte, ich wäre hier gewesen.« Cass wusste, dass Annika es ernst meinte.
    Sie war auch damals sofort ins Krankenhaus gekommen, als Cass ihr erstes Kind verloren hatte. Sie war ihr nicht von der Seite gewichen und hatte mit ihr zusammen getrauert. Außerdem hatte sie ihr die Nachricht vom Unfall ihrer Adoptiveltern überbracht. Sie waren für Ann eine Art Ersatz-Eltern, deswegen traf sie deren Tod besonders. Egal welche Probleme Annika gehabt hatte, sie war immer bei den Weedmans willkommen gewesen.
     
    Nach zwei Stunden hatte es sich Annika auf Cassandras Bett bequem gemacht und sah zusammen mit ihr fern. Es war fast wie früher, als Annika mehr als eine Nacht bei Cass geschlafen hatte. Ein Mädchenabend. Die Filme und Serien waren noch genauso seicht wie damals, aber Annika konnte mit ihren unangebrachten Kommentaren immer etwas Witz in die stupiden Handlungen bringen.
    »Wie lange musst du eigentlich noch hier bleiben?« Wenn Cass das nur wüsste. Als Antwort zuckte sie mit den Schultern und sah wieder zum Fernseher.
    »Ich fühl mich gut.« Sie presste ihre Lippen zusammen. »Ich fühl mich schon seit Tagen gut, aber der Arzt vertröstet mich immer wieder.« Ann strich ihr sanft mit dem Kopf über die Schulter und legte ihn dort ab. Obwohl sie kurze Haare hatte, fühlten sie sich sehr weich an, als sie Cassandras Hals berührten. Und sie duftete wie immer nach Sonne. Wehmütig sah Cass wieder aus dem Fenster und verfolgte die untergehende Sonne.
    »Die Ärzte werden schon wissen, was sie machen. Schon dich noch etwas, bevor du
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