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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller
Autoren: PeP eBooks
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nicht. Er hatte kein Interesse daran, auf der Suche nach außergewöhnlichem Kunsthandwerk durch Kleinstädte zu streifen.
    Was er offensichtlich sehr gerne tat, war rauchen. Da er im Restaurant nicht rauchen durfte, hielt er sich an seiner Zigarettenschachtel fest, spielte mit dem Feuerzeug, beschwerte sich über die puritanischen Sitten Amerikas und schwelgte sehnsüchtig in Erinnerungen an eine Vergangenheit im guten alten Bratislava oder in irgendeiner anderen Stadt irgendwo, wo man sich überall eine Zigarette anstecken konnte. Er gab sich Mühe, Kat mit Geschichten aus seiner Kindheit zu amüsieren. Er war als Junge rübergekommen, vor dem Ende des Kalten Krieges.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie zur Tür starrte und darüber nachsann, ob Leigh wohl in diesem Restaurant aß und wie sie inzwischen wohl aussah. Sie musterte die Gäste, die kamen und gingen, und hielt Ausschau nach einem bekannten Gesicht, einer bekannten Person, die hereinkam und sich neben sie setzte, bereit für einen Showdown. Jacki hatte sie tatsächlich angesteckt.
    Als der Kaffee serviert wurde, nahm er ihre Hand, blickte ihr treuherzig in die Augen und sagte: »Ich liiiiebe amerikanische Frauen.« Inzwischen joggten seine amerikanischen Frauen - blond, sportlich, unbekümmert - in Hollywood im Sonnenuntergang die Strandpromenade entlang, mit glühender Mannequinhaut, nicht lauter Flausen im Kopf wie sie, Kat, die plötzlich voller Gefühle für eine alte Freundin zu sein schien und auf ewig verstrickt mit ihr. Und sie war fünfunddreißig Jahre
alt, doppelt so alt wie einige der Frauen, von denen er die Augen nicht abwenden konnte.
    Egal. Er wirkte hinreichend interessiert. Abgesehen von dem kalten Rauch in seinen Klamotten roch er gut. Das war mit einem anständigen Aftershave leicht zu beheben; Kat hatte sonst nichts laufen und freute sich auf ein wenig Auszeit von den nagenden Erinnerungen. Froh, dass sie am Morgen ihre Fingernägel rot lackiert hatte, froh, dass ihre Hände von der vielen Lotion immer noch weich waren, rieb Kat seine Hand und dachte: Hey, ich könnte mich zufrieden geben mit einer Nacht mit ihm. Er hält mich, küsst mich, berührt mich. Ich werde mich nicht einsam fühlen. Ich werde weder über Tom nachdenken noch über Leigh noch darüber, wie das alles den Bach runtergehen konnte.
    Sie entschuldigte sich und ging zur Toilette, wo zwei Frauen, erheblich jünger als sie, sich besorgt über ihre Falten austauschten, während sie sich schön machten. Sie wusch sich die Hände mit der billigen rosafarbenen Seife, rieb sie mit dem rauen Papier trocken und beschloss, es darauf anzulegen. Wenn er wollte, konnte er sie haben, rückwärts, vorwärts, verkehrt herum.
    Sie kehrte an den Tisch zurück, bot ihm an, die Rechnung zu teilen, stand auf und sagte: »Zeit zu gehen.«
    Überrascht stand er ebenfalls auf, zuckte mit den Achseln und hauchte ihr ein Küsschen auf die Wange. Der Todeskuss. »Das geht auf meine Rechnung«, sagte er. »War nett, dich kennen zu lernen.«
    Als Kat das Café verließ, sah sie, warum Nik so gleichgültig ihr gegenüber war. Er hatte eine elegante Kehrtwende gemacht und seine Aufmerksamkeit der großen schlanken Kellnerin zugewandt, die ihm beim Aufnehmen der Bestellung zugezwinkert hatte. Er hielt seine Kreditkarte neckend außerhalb ihrer
Reichweite. Sie beugte sich mit einem breiten Lächeln über ihn und tat so, als schnappe sie danach.
    Kat ließ ihn im Strahlen der bemerkenswert weißen Zähne der Kellnerin zurück. Sie war nicht beleidigt, nicht unbedingt. Sich mit Männern zu treffen war für sie eine ganz pragmatische Angelegenheit. Sie konnte damit umgehen, die Nacht ohne ihn oder einem anderen Mann zu verbringen. Auch gut.
    Auf dem Nachhauseweg kaufte sie Wein, mehrere Flaschen. Sie fuhr an ein paar Lieblingskneipen vorbei, doch da das Gespräch mit ihrer Schwester ihr immer noch im Kopf herumspukte, fuhr sie nach Hause, statt sich einen coolen Barhocker zu suchen, auf dem sie sich die Kante geben konnte.
     
    Sie lebte seit fast achtzehn Monaten am Candour Court in Hermosa Beach. Das strenge Reglement der Wohnungsbaugesellschaft gefiel ihr nicht, besonders, dass Haustiere nicht erlaubt waren und dass das Parken auf der Straße verboten war, doch ihre roten Geranien auf dem Balkon im ersten Stock, sanft beleuchtet von dem Lampion, den sie im Wohnbereich stets brennen ließ, gaben ihr ein Gefühl von Willkommensein. Sie hätschelte ein paar neue Blätter und sagte ihnen Hallo, doch die
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