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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt
Autoren: Carin Hjulstroem
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eine von außen übernommene Reportage, so wie ich das verstehe. Starkes Material und gute Bilder. Ich kann also bloß das Layout beurteilen. Und was haben Sie daraus gemacht?«
    Örjan machte eine übertriebene Bewegung, die darauf hindeuten sollte, dass er das Layout einer besonderen Begutachtung unterzog, und hielt die Zeitung dann erneut in die Höhe.
    »› Nazi steht auf Schweinchen Dick.‹ Verzeihen Sie bitte, aber was zum Teufel hat sich der Verantwortliche dabei gedacht? Und was dachte der Redaktionsleiter, der das hier durchgehen ließ? Es reduziert die ganze Problematik auf einen Scherz. Zu Ihrem Glück weiß man nicht, wer hier was gemacht hat.«
    Frida bemerkte, dass Cilla knallrot wurde, und flüsterte: » Warst du das?«
    » Ja, verdammt«, zischte Cilla. » Der Text war so langweilig, dass ich dachte, man müsse ihn ein wenig auflockern. Und auf einem der Bilder sieht man, dass Puh der Bär und Schweinchen Dick auf dem Bett liegen.«
    » Aber er ist ein Neonazi. Das kann man doch nicht auflockern.«
    Cilla blickte diskret umher, um festzustellen, wie viele der Klassenkollegen sich daran erinnern konnten, wer das Layout für genau diesen Artikel gemacht hatte. Lediglich Torkel blickte mit überlegenem Grinsen in ihre Richtung. Cilla beugte sich wieder zu Frida.
    » Das wirklich Interessante war, dass der Typ einen Minikrematoriumsofen in seinem Zimmer hatte. Ist das zu fassen? Einen Minikrematoriumsofen! Aber das passte nicht in die Überschrift, und MKO ist auch nicht gerade ein passender Begriff.«
    » MKO?«
    » MKO… Minikrematoriumsofen in Kurzform.«
    » Natürlich«, erwiderte Frida, während sie versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. MKO wäre wirklich glasklar gewesen.
    Örjan bedachte jede einzelne Idee mit Stellungnahmen und Kritik. Längere Zeit hielt er sich mit Peters Artikel auf, der auf der ersten Seite eingeleitet wurde und sich dann über die ganze Seite vier fortsetzte.
    » Als ich damals hier eine Zeitung gemacht habe, hatten wir das Glück, dass der holländische Filmemacher Theo van Gogh ermordet wurde. Das war wirklich ein Glücksfall. So etwas war Ihnen zwar hier nicht beschieden, aber es war dennoch eine gute Idee, eine aktuelle Nachricht aufzugreifen, auch wenn es sich nur um einen Dummy handelt. Die Sache ist aktuell, äußerst relevant und verfügt über eine lokale journalistische Perspektive, die im Übrigen gut dazu passt, dass die Zeitung Westfront heißt. Wer das hier geschrieben hat, könnte es heute wohl jeder beliebigen Zeitung verkaufen.«
    Peter grinste zufrieden in den Klassenraum. Die hinteren Banknachbarn klopften ihm auf den Rücken. Frida versuchte, seinen Blick aufzufangen, was ihr schließlich gelang. Sie lächelte. Siegesgewiss erwiderte er ihr Lächeln und ballte triumphierend die Faust.
    » Allerdings«, fuhr Örjan fort, » was mir an diesem Dummy am besten gefällt, ist ein kleiner Artikel auf Seite neun. Keine große Nachricht, doch der Text über diese Popsängerin, die ihre eigene Firma gegründet hat, ist in einem sehr schönen Ton und mit großer Präsenz geschrieben. Zwar versetzt er nicht in großes Erstaunen, aber im Nachhinein bleibt der Artikel im Gedächtnis hängen. Und nun wünsche ich viel Glück mit den Praktikumsplätzen. Vielen Dank.«
    Frida spürte, wie sich Wärme in ihrer Brust ausbreitete. Das war völlig unerwartet gewesen. Ihr Text war wirklich nichts Besonderes. Sie hatte es kaum geschafft, Atem zu holen, als Kerstin Regnell das Wort ergriff.
    » Obwohl Sie diesen Beruf gewählt haben, scheint mir, als ob viele von Ihnen überhaupt kein Interesse daran haben, einen guten Stil zu entwickeln. Das erstaunt mich. Man muss ja nicht immer sklavisch allen Regeln folgen, doch man sollte verständlich schreiben. Bei diesem Job hier geht es ja zum großen Teil um Kommunikation und Verdeutlichung. Wie Örjan gefällt auch mir der kleine Text auf Seite neun. Vielleicht ist er sprachlich nicht völlig perfekt, aber er verfügt über die richtige Ansprache und weckt das Interesse der Leser. Machen Sie so weiter.«
    Cilla stieß Frida aufmunternd an. »Da siehst du es. Du kannst es doch.«
    » Er hat aber auch gesagt, dass es keine große Nachricht ist.«
    » Jetzt hör aber auf. Genieß doch mal deinen Erfolg«, entgegnete Cilla.
    Kerstin unterzog jeden Text einer detaillierten Kritik und stellte fest, dass der Artikel über den heimlich filmenden Kommunalpolitiker gut funktionierte.
    » Der Verfasser hat sich einer typischen
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