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Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Titel: Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
Autoren: Romana Grimm
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fertig zu werden. Nun war er froh darüber, dass seine Mutter ihm beim Auszug dazu genötigt hatte, auszumisten. Bestimmt die Hälfte seines alten Plunders war an seine Freunde, irgendwelche Hilfsorganisationen oder die Müllabfuhr gegangen. Nur seine Action-Figuren hatte er eifersüchtig bewacht, Action-Figuren, die gerade einen Ringelreigen über seinem Schreibtisch tanzten.
    „Hey!“, rief er entgeistert, als er es bemerkte. „Das gibt’s doch nicht!“ Er rieb sich die Augen, aber nichts änderte sich. Es schwebten immer noch Dinge in der Luft. „Alter, was soll das?“
    Das Deckenlicht flackerte wie wild und die Figuren trudelten gefährlich auf den großen Gummibaum in der Ecke zu, den Hailey ihm ungefragt angedreht hatte.
    „Bist du angepisst, weil ich nicht quatschen will?“, fragte Seth wütend.
    Das Licht ging ein Mal an und wieder aus.
    „Das ist total kindisch. Und nein, ich fühle mich überhaupt nicht bekloppt, weil ich mit Nichts spreche!“
    Der gerade laufende Metal-Song brach mitten im Gitarrensolo mit einem hässlichen Kreischen ab und Wonder Woman rauschte filmreif in die Blätter des Gummibaums.
    „Vorsicht! Hau ab, wenn du nur Stress machen willst!“, rief Seth wütend. Nach einer angespannten, ungläubigen Pause fügte er hinzu: „Und lass die Pfoten von meinen Figuren! Die haben Sammlerwert!“
    He-Man und Spiderman, die bis eben träge über seinem Schreibtisch geschwebt waren, sackten herab und landete punktgenau auf einer durchlöcherten Socke.
    „Danke!“ Seth sprang auf und sammelte die Figuren wieder ein. Wonder Womans Karton war unrettbar zerbeult, aber die anderen Helden hatten ihren ungeplanten Ausflug gut überstanden. „Ich schwöre dir, wenn du das noch einmal anfasst, frage ich Hailey, wie man Geister fernhält. Dann kannst du sehen, wo du rumspukst, denn ich lass dich nicht mehr in dieses Zimmer! Glaub nicht, dass ich es nicht tue!“
    Das Lichtflackern erstarb und Seth atmete erleichtert auf. Der Triumph währte jedoch nur wenige Augenblicke, denn sein Vater klopfte an die Tür, rüttelte sogar an der Klinke, und fragte, ob alles in Ordnung war.
    „Ja, alles super, Dad!“, rief Seth.
    „Bist du sicher? “
    Seth knirschte mit den Zähnen. „Hundertprozentig. Ich vertreibe mir nur die Zeit beim Aufräumen. “
    „Na schön, aber sei dabei bitte etwas leiser “, bat Dave. „Milla von nebenan hat schon komisch geguckt.“
    Das Licht ging wieder an und Seth kniff warnend die Augen zusammen. „Alles klar, Dad. Ich mach e jetzt weiter.“
    „Okay. Hailey und deine Mom kommen in etwa einer Stunde zurück, dann kümmern wir uns ums Abendessen. “ Er ließ die Klinke los.
    Seth lauschte seinen schweren Schritten und fühlte sich mit einem Mal ziemlich schäbig.
    „Sorry, Alter. Du bist kein Nichts“, murmelte er. „Aber ich kann dich nicht sehen, und ehrlich gesagt komme ich überhaupt nicht damit klar, dass ich tatsächlich mit einem Geist rede. Ich meine, wie abgefahren ist das?“
    Das Licht flackerte ein paar Mal, beinahe beleidigt, und Seth seufzte.
    „Wir quatschen später, wenn ich hier fertig bin, okay? Und sei um Himmels willen nicht so auffällig, sonst kapieren die noch, was los ist und flippen total aus. Oder schlimmer noch, überspringen den Hausarrest und weisen mich direkt in der Klapse ein. Deal?“
    Die Lampe ging ein letztes Mal an und wieder aus, und dann verflüchtigte sich dieser Hauch von Kälte, der Clydes Präsenz markierte.
    Seth machte sich daran, seine Bandposter und Konzertsouvenirs aufzuhängen und stellte seine alten Schulblöcke und Bücher in das Regal neben dem Schreibtisch. Er war nicht gerade ein Ausnahmeschüler und nutzte für viele Recherchen sowieso das Internet, aber die Geste würde seine Eltern beruhigen, das wusste er.
    Kaum war er fertig und der letzte Karton zusammengefaltet in der Garage verstaut, schaltete er sein Telefon wieder ein, schoss ein paar Bilder und antwortete endlich auf die Mails seiner Freunde. Er erzählte davon, wie klein Blackwood Springs im Vergleich zu New York war, dass er drei Tage Hausarrest hinter sich und deshalb noch nicht viel von der Umgebung gesehen hatte, und dass Hailey wie üblich tierisch nervte. Von Clyde erzählte er nichts, es reichte schon, dass sein Vater ihn für mental angeschlagen hielt.
    Das Auto seiner Mutter rauschte unten in die Auffahrt und Seth hetzte fluchend durch den letzten Absatz seiner Rundmail.
    „Seth! “, rief Karen von unten herauf. „Wo steckst
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