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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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absurderweise wie ein Kind. Vielleicht hatte ihr Verstand tatsächlich gelitten. »Wohin bringt Ihr mich?« Wenigstens das sollte er ihr erklären.
    Dragon trug sie bereits den Strand entlang. Endlich befand sie sich da, wo sie hingehörte – auf seinen Armen. Ganz vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um unnötige Erschütterungen zu vermeiden. Zunächst versuchte sie, den Kopf hochzuhalten. Aber sie lehnte ihn bald an seine Schulter. »Zu einer Hütte, nicht weit entfernt.«
    »Gehört sie Euch?«
    »Einem Freund. Aber sie steht mir zur Verfügung. Dort könnt Ihr Euch erholen.«
    »Also stammt Ihr aus dieser Gegend.«

    Lächelnd schaute er in ihr Gesicht hinab. »Habe ich das behauptet?« Sie stöhnte leise, offenbar zu geschwächt, um sich auf ein Geplänkel einzulassen.
    Sofort bereute Dragon seine Worte. »Schluss mit dem Geschwätz! Ruht Euch aus!«
    Eine Zeit lang schwieg sie, dann ging ihr eine neue Frage durch den Sinn. Er hatte verkündet, die Hütte sei nicht weit entfernt. Aber nun hatte er bereits eine halbe Meile zurückgelegt und hielt sie immer noch auf seinen Armen, ohne zu ermüden... Nein, seine Kraft durfte sie nicht beeindrucken. Und so lenkte sie ihre Gedanken in eine andere Richtung. »Warum habt Ihr kein Pferd?«
    Vorwurfsvoll runzelte er die Stirn. Aber er beantwortete die Frage trotzdem. »Ich habe ein Pferd.«
    »Wo ist es?«
    »Bei der Hütte. Seid jetzt still, Ihr braucht Eure Ruhe.«
    Nur weil ihr nichts anderes übrig blieb, gehorchte sie. Erst jetzt wurde ihr voll und ganz bewusst, was geschehen war, und diese Erkenntnis schwächte sie noch zusätzlich. Erschöpft schloss sie die Augen. Nur für ein paar Minuten, nahm sie sich vor. Wenig später schlief sie ein.
     
    Während sie schlummerte, entspannten sich ihre Züge. Offenbar spürte sie keine Schmerzen mehr. Gut so, dachte Dragon. Hoffentlich würde sie schlafen, bis sie die Hütte erreichten. Dann würde sie sich vielleicht besser fühlen, wenn sie erwachte. Da er die junge Frau nicht stören wollte, wagte er keine großen Schritte. Deshalb würde er sein Ziel erst in einer Stunde erreichen. Das machte ihm nichts aus. Viele Meilen weit könnte er sie tragen, und er fand es sogar angenehm, sie in seinen Armen zu halten, trotz der Umstände. Natürlich würde er die Situation noch erfreulicher finden, wäre die junge Dame wach und in sinnlicher Stimmung... Nein, daran durfte er nicht denken.

    Stattdessen fragte er sich, welches Geheimnis sie hüten mochte. Offenbar hatte sie einen ganz bestimmten Ort angesteuert, vermutlich Hawkforte. Was wollte sie dort, ganz allein – eine junge Dame, die allem Anschein nach einer guten Familie entstammte? Hatte sie ein Unrecht erlitten und sich entschlossen, Hawk um Hilfe zu bitten? Möglich – aber wenn das zutraf, warum weigerte sie sich, darüber zu sprechen? Oder hatte sie tatsächlich ihr Gedächtnis verloren? Wohl kaum, dafür hatten die honigbraunen Augen viel zu klar geglänzt. Inzwischen glaubte er an die Existenz ihres Bruders. Hoffte sie ihn in Hawkforte zu treffen? Wenn ja, warum hatte sie das verschwiegen? Suchte sie die Identität ihres Bruders aus irgendwelchen Gründen zu verheimlichen, ebenso wie ihre eigene?
    In seinem letzten Brief hatte Hawk von der Revolte eines mercischen Lords berichtet, die niedergeschlagen worden sei. Mercia war mit Wessex verbündet, von Alfred dem Großen regiert, der sein Reich auch noch in andere Richtungen ausgedehnt hatte, Essex eingeschlossen, wo vernünftige Männer wie Hawk ihn nur zu gern als König anerkannten. Für Mercia galt das ebenso. Aber dort lebten offensichtlich einige Leute, die sich gegen die englische Herrschaft sträubten. War die Familie des Mädchens in solche Bestrebungen verwickelt?
    Die Stirn gerunzelt, überdachte Hawk diese Möglichkeit. Schon mehrmals hatte er Essex besucht, seit sein Bruder Wolf mit Hawks Schwester verheiratet war. Diese Gegend kannte er inzwischen sehr gut, das restliche England nur teilweise. Wenn er sich recht entsann, gab es in Mercia keinen Zugang zum Meer. Wer aus diesem Land fliehen wollte, musste sich südwärts nach Wessex oder südostwärts nach Essex wenden. Alle anderen Wege führten durch Gebiete, die immer noch von den Dänen besetzt wurden.
    Seufzend betrachtete er das Gesicht der jungen Frau. Früher
oder später würde er herausfinden, in welche Schwierigkeiten sie geraten war, und vorher wollte er sie nicht gehen lassen.
    Diese Entscheidung, irgendwann im Lauf der
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