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Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Titel: Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)
Autoren: Maike Maja Nowak
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allem darum, dass sie mit der richtigen Energie angefüllt sind.
    Erwachsene souveräne Hunde verwenden häufig nicht einmal mehr Laute oder körperliche Gesten, sondern verständigen sich hauptsächlich mental, weswegen es auch häufig so schwierig für uns ist, ihre Feinheiten wahrzunehmen oder diese selbst zu kommunizieren.
    Neben einer wirkungsvollen Energie geht es weiterhin um angemessene Handlungen, wenn z. B. ein Hund ein Stoppsignal missachtet. Auch dabei spürt das andere Wesen, ob Sie rein mechanisch agieren oder mit einem passenden Ausdruck, den Ihnen Ihre Emotion verleiht. Unpassend bei Korrekturen sind Ungeduld, Hysterie, Ängstlichkeit, Anspannung, Ärgerlichkeit, angemessen jedoch deutliche Präsenz, Ruhe und Friedfertigkeit. Sie wollen ja keinen Kampf oder Krieg, und Sie haben auch nichts gegen den Hund, Sie wollen nur gerade sein Verhalten unterbrechen.

Wer bin ich, wer ist mein Hund?
    Wir Menschen tun inzwischen so viele Dinge und müssen so viele Fähigkeiten entwickeln , um zu überleben, dass es fast unmöglich scheint wahrzunehmen, welche besondere individuelle Fähigkeit wir haben . Viele Menschen zweifeln inzwischen schon daran, dass sie überhaupt eine persönliche Fähigkeit besitzen. Durch unsere Lebensform ist es häufig gar nicht mehr möglich, sie zu entdecken. Junge Menschen müssen sich schon bei der Berufswahl dem Bedarf an Arbeitskräften anpassen. Die Industrie hat die meisten Handwerke übernommen, viele Menschen arbeiten in Berufen, in denen es weniger um Kompetenz und mehr darum geht, seine Mitmenschen zu beeindrucken. Andere arbeiten in Berufen, die gar keinen echten Bedarf an benötigten Dingen mehr decken, sondern diesen erst erzeugen sollen, um etwas an sich Unnötiges zu verkaufen. Das Zuviel um uns herum erzeugt ein Zuwenig in uns.
    Die eigenen Kräfte zu entdecken hat viel damit zu tun, die eigenen Fähigkeiten zu kennen. Das Privileg, genau das zu tun, was uns entspricht, und dafür Anerkennung zu bekommen, ist leider nur noch wenigen Menschen vorbehalten.
    Trotz anderer gegenteiliger Beispiele kenne ich weitaus mehr Menschen, die jeden Tag einer Arbeit nachgehen, zu der sie sich überwinden müssen, und die von ihnen Fähigkeiten erfordert, die nicht ihrer Natur entsprechen. Um jeden Tag Dinge zu tun, für die man keine natürliche Kompetenz besitzt und die an den eigenen Kompetenzen und Bedürfnissen vorbeigehen, braucht es häufig einen inneren und äußeren Schutz. Viele Menschen legen sich instinktiv eine gewisse Gefühllosigkeit zu, weil sie das Leben gegen ihre eigene Natur sonst nicht aushalten könnten. Wie aber soll man eine besondere Fähigkeit an sich entdecken, wenn man sich nicht mehr spüren kann? Und wie soll man der Natur eines fremden Wesens wie dem Hund nachspüren, wenn man sich von der eigenen Natur schon so weit entfernt hat?
    Während wir davon ausgehen, dass sich die Bedürfnisse eines Hundes auf Nahrung, Spiel, Spaziergänge und die ihm entgegengebrachte Liebe beschränken, befindet sich der Hund neben uns häufig in genau derselben Situation wie wir selbst. Er trägt von Geburt an eine individuelle Fähigkeit in sich, die Gruppe, in der er lebt, zu ergänzen und zu stärken. Durch das Herausgerissensein aus diesen natürlichen Verbünden, verschwinden viele unserer Haushunde mit ihren Fähigkeiten und Kompetenzen hinter Störungen, die sie wie Masken vor sich hertragen. So werden Hunde, die zwar keine Entscheidungsträger in einem Rudel wären, aber die Fähigkeit zu handlungsfähigen Verteidigungs- und Wachposten haben, neben uns zu Dauerkläffern, Angstbeißern und Wesen mit keinem oder übersteigertem Selbstbewusstsein, weil sie auf das verzichten müssen, was ihnen in einem Rudel Schutz und Geborgenheit gibt: eine Führung durch einen Leithund.
    Leithunde
    Leithunde besitzen in vollendeter, positiver Form, was in der Hundeerziehung lange als negative Eigenschaft angesehen wurde: Dominanz. Dabei gibt es Leithunde, die die Kompetenz besitzen, das Rudel nach vorn zu schützen, sowie Leithunde, die die Gruppe nach hinten absichern. Und es gibt die Sozialkompetenz in Hundeperson – den Leithund, der alle »innerbetrieblichen« Angelegenheiten einer Hundegruppe regelt und mit dem der vordere und der hintere Leithund (falls in der Gruppe vorhanden) Entscheidungen abstimmen. 3 Der Leithund meines russischen Rudels, Wanja, war ein solcher sozialkompetenter Leithund, der die mittlere Position einnahm, wenn sich die Gruppe draußen bewegte. An der
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