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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte
Autoren: Michaela Grünig
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schwache Weib, zu beschützen! Aber nicht mit ihr! Nicole überholte den überrascht dreinblickenden Max, zückte regelkonform ihre Dienstwaffe – potenzielle Tatorte von Gewaltverbrechen wurden laut Polizeihandbuch Artikel 145 grundsätzlich mit verteidigungsbereiter Waffe untersucht – und drückte langsam die Türklinke hinunter. Ob ihr smarter Kollege öfter die Vorschriften missachtete? Wie grob fahrlässig! Schließlich konnte sich der Täter ja noch immer heimlich in der Wohnung aufhalten.
    Schwere, blickdichte Vorhänge dunkelten die breite Fensterfront vollkommen ab. Nur das warme, indirekte Licht einiger weniger Lampen beleuchtete den Raum. Sie standen in einem Schlafzimmer, wenn man es denn so nennen wollte. Aber das Wort »schlafen« fiel dem aufmerksamen Betrachter im Zusammenhang mit dieser Einrichtung wahrscheinlich nicht sofort ein. Zwar dominierte ein riesiges Doppelbett den geschmackvoll in Gold- und Schwarztönen eingerichteten Raum, doch dann gab es da noch diverse andere »dekorative Elemente«: So war die gesamte Decke verspiegelt, weiter hinten baumelte eine nicht gerade keusch wirkende Lederschaukel, und in den geöffneten Schränken konnte man allerhand Sexspielzeug bewundern.
    Nicole verkniff sich ein vielsagendes Pfeifen. Hagedorn war bestimmt so eine Art Gigolo. Denn bei diesem Anblick drängte sich wahrscheinlich selbst dem unbeteiligten Beobachter die Frage auf, ob wirklich nur Frau Mehlmann-Larsen in den Genuss dieses Sündenpfuhls gekommen war, dachte Nicole, während sie den unappetitlichen Raum einer genaueren Betrachtung unterzog.
    »Da!« Mehlmann-Larsen war ihnen ungefragt gefolgt und zeigte nun auf den seidig-goldenen Bezug des ungemachten Betts. Tatsächlich! Man konnte ganz deutlich mehrere große dunkle Spritzer ausmachen. War das wirklich Blut?
    »Hat man ihn umgebracht? So sagen Sie mir doch, was um Himmelswillen mit ihm passiert ist!« Mehlmann-Larsen klammerte sich hysterisch an Max, der sie fürsorglich aus dem Schlafzimmer wieder in den Flur führte, auf einen Sessel setzte und darum bat, das Ende der Durchsuchung in Ruhe abzuwarten. Dann machte er sich nützlich, indem er sich – während Nicole ihm Deckung gab – mal genauer unter dem Bett, in den Schränken und im angrenzenden Badezimmer umsah.
    »Hier sind Schleifspuren.« Er zückte seine Kamera und fotografierte den blutig verschmierten Teppichboden. Die breitflächige Spur führte direkt ins schwarz-weiß gekachelte Badezimmer und endete vor dem Waschbecken. Man konnte selbst mit bloßem Auge erkennen, dass auch die goldenen Armaturen getrocknete, rostig-rote Flecken aufwiesen.
    »Und hier!« Auf der anderen Seite des Betts war eine richtige Blutlache. Hatte man dem Opfer die Kehle durchtrennt? So viel Blut gab es eigentlich nur bei Verletzungen der Hauptschlagader. Aber wo war die Leiche? Kein Mensch überlebte so einen Blutverlust. Wie hatte man den Leichnam unbemerkt aus der Wohnung geschafft?
    Während sie effizient und schnell den Rest der Wohnung untersuchten, nahmen sie auf die Gefühle der recht mitgenommenen Mehlmann-Larsen Rücksicht – natürlich flennte sie schon wieder – und stellten keinerlei Mutmaßungen über das wahrscheinlich unrühmliche Ende von Frank Hagedorn an. Außer den erheblichen Blutspuren in Schlaf- und Badezimmer fanden sie auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Nur wertvolle antike Möbel, einen mit Prada-Anzügen gut gefüllten Kleiderschrank und eine Küche, die mit allem, was gut und teuer war, ausgestattet zu sein schien … leider auch mit tragisch scharfen, original japanischen Fleischermessern. Von denen allerdings kein einziges fehlte.
    »Frau Mehlmann-Larsen, würden Sie bitte noch kurz auf die Wache mitkommen? Sie haben sicherlich einen Schock erlitten und sollten in diesem Zustand sowieso nicht alleine Auto fahren.« Max hielt ihr galant die Tür auf, und Frau Mehlmann-Larsen wankte in Richtung Treppe.
    »Ich rufe dann mal die Spurensicherung an. Soll ich hier warten, bis die Kollegen da sind?«, fragte Nicole.
    Aber Max schüttelte den Kopf. »Nee, ist besser, wenn du mitkommst und dabei bist, wenn wir die Zeugin befragen. Könnte mir vorstellen, dass Petersen dir den Fall überträgt.«
    Nicole nickte und schloss hinter sich die Tür ab. Sie hatte in weiser Voraussicht der etwas außer Gefecht gesetzten Mehlmann-Larsen den Schlüssel zu dem neu eingesetzten Schloss abgeluchst. Innerlich jubilierte sie. Würde ihr Petersen, ihr Vorgesetzter, tatsächlich
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