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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Autoren: Nicholas Sparks
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Bibliothek geliehen hatte. Einen Fernseher besaß Katie nicht, auch kein Radio, kein Handy, keine Mikrowelle. Und erst recht kein Auto. Ihre gesamten Besitztümer passten in einen einzigen Koffer. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt. Freunde hatte sie nicht. Sie sparte die Hälfte ihres Trinkgelds, jeden Abend steckte sie die Geldscheine zusammengefaltet in eine Kaffeedose, die sie in einem Hohlraum unter der Veranda versteckte. Dieses Geld war ihre Reserve für Notsituationen. Sie würde lieber hungern, als es anzurühren. Die Ersparnisse empfand sie als beruhigend, sie ließen sie besser schlafen. Trotzdem: Die Vergangenheit war immer da und konnte sie jederzeit einholen. Die Vergangenheit suchte überall auf der Welt nach ihr und wurde mit jedem Tag wütender. Das wusste Katie.
    »Guten Morgen!« Eine Stimme holte sie aus ihren Grübeleien. »Du musst Katie sein.«
    Sie schaute sich um. Auf der schiefen Veranda des anderen Cottages stand eine Frau mit langen, widerspenstigen Haaren. Sie war etwa Mitte dreißig und trug Jeans und eine Bluse, deren Ärmel sie bis über die Ellbogen aufgerollt hatte. Die Sonnenbrille hatte sie in ihre zerzausten Locken hochgeschoben, und in der Hand hielt sie einen kleinen Teppich. Anscheinend überlegte sie sich, ob sie ihn ausschütteln sollte oder nicht, doch dann legte sie ihn einfach beiseite und kam auf Katie zu. Sie bewegte sich schnell und harmonisch, wie jemand, der regelmäßig Sport treibt.
    »Irv Benson hat mir schon erzählt, dass wir Nachbarn sind.«
    Irv war der Hausbesitzer. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass drüben jemand eingezogen ist.«
    »Er konnte es auch gar nicht fassen, als ich gesagt habe, ich nehme das Haus. Er ist beinahe aus den Latschen gekippt.« Die neue Nachbarin streckte Katie die Hand hin. »Meine Freunde nennen mich Jo«, sagte sie.
    »Hi«, sagte Katie und schüttelte ihre Hand.
    »Ist das Wetter nicht super? Man glaubt es kaum, oder?«
    »Ja, ein wunderschöner Morgen«, stimmte Katie zu und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. »Wann bist du eingezogen?«
    »Gestern Nachmittag. Und dann habe ich zu meiner großen Freude fast die ganze Nacht damit verbracht, pausenlos zu niesen. Ich glaube, Benson hat allen Staub gesammelt, den er finden konnte, und ihn dann in mein Cottage gebracht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie’s da aussieht.«
    Mit dem Kopf wies Katie auf ihr eigenes Häuschen. »Bei mir war’s genauso.«
    »Davon merkt man aber nichts mehr. Nimm’s mir nicht übel, aber ich konnte es mir nicht verkneifen, von meiner Küche einen Blick in dein Fenster zu werfen. Deine Wohnung wirkt so hell und freundlich, während ich in einem dunklen Verlies mit lauter Spinnen hause.«
    »Mr Benson hat mir erlaubt, alles neu zu streichen.«
    »Das glaube ich sofort. Wenn er’s nicht selbst erledigen muss, wäre das bei mir sicher auch kein Problem. Ich mache die ganze Arbeit, und er hat anschließend ein schönes, sauberes Cottage.« Sie grinste vergnügt. »Wie lange wohnst du schon hier?«
    Katie verschränkte die Arme. Langsam wurde ihr die Morgensonne fast zu warm auf dem Gesicht. »Ziemlich genau zwei Monate.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es so lange aushalte. Wenn ich dauernd so niesen muss wie letzte Nacht, fällt mir vorher der Kopf vom Hals.« Jo nahm ihre Sonnenbrille aus den Haaren und begann, mit dem Zipfel ihrer Bluse die Gläser zu reinigen. »Wie gefällt es dir in Southport? Hier ist es anders als im Rest der Welt, findest du nicht auch?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du klingst nicht so, als kämst du aus unserer Gegend. Ich würde mal raten, du kommst aus dem Norden.«
    Nach einem kurzen, fast unmerklichen Zögern nickte Katie.
    »Hab ich mir’s doch gedacht«, fuhr Jo fort. »An South port muss man sich erstmal gewöhnen, sag ich dir. Ich finde es herrlich hier, aber schließlich habe ich auch eine Vorliebe für kleine Städte.«
    »Bist du von hier?«
    »Ich bin hier aufgewachsen, dann bin ich weggegangen – und wieder zurückgekommen. So ist das immer, stimmt’s? Außerdem findet man sonst nirgends auf der Welt so erstklassig verstaubte Wohnungen.«
    Katie grinste, und dann schwiegen sie für eine Weile. Jo schien darauf zu warten, dass ihre Nachbarin den nächsten Schritt machte. Katie trank einen Schluck Kaffee und schaute hinüber zum Wald. Erst dann fiel ihr ein, was die Regeln des Anstands verlangten.
    »Möchtest du vielleicht auch eine Tasse Kaffee? Ich habe gerade eine frische Kanne gemacht.«
    Jo schob ihre
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