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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss
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ab stolziert. Die hübscheren der Frauen hatte er mit gestohlenem Essen, frischem
    Regenwasser und anderen Notwendigkeiten in Versuchung geführt, bis einige in ihrer Verzweiflung
    seinen perversen Forderungen nachgegeben hatten. Diese Unglücklichen hatten ihre Schmach und
    Demütigung auf qualvolle Weise mit ihren Zellengefährtinnen geteilt, denn es konnte niemandem
    entgehen, wozu der Schuft seine Opfer zwang. Jenen, die sich angewidert abgewandt hatten, hatte der
    in seinen lüsternen Forderungen überaus wortgewandte Potts

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    ein obszönes Bild seiner Gelüste gemalt, das sogar die weniger Zartbesaiteten stets verfolgt hatte.
    Die verstohlenen Besuche dieses niedrigen Matrosen hatten schließlich dazu geführt, daß die Frauen
    ihm mit tiefster Feindseligkeit begegneten - alle bis auf Morrisa Hatcher, die ihn in ein Netz böser
    Ränke einspann. Während die anderen Frauen Potts, so gut es ging, ignorierten, hatte die Hure ihre
    eigenen Zwecke verfolgt, indem sie seine abartigen Erwartungen noch übertraf und ihn mit ihren
    Listen an sich kettete, bis sie den Spieß umdrehen konnte. Mit einem Mal war es Potts, der sprang,
    wenn Morrisa pfiff.
    Und die entschlossenste Gegenspielerin seiner Hure gnadenlos verfolgte, überlegte Shemaine voller Ingrimm. Dann warf sie alle Vorsicht über Bord und wagte es, den Mann herauszufordern. »Wenn Mrs. Fitch nur wüßte, was Ihre Belohnung für die Lügen war, die Sie über mich erzählt haben...«
    Das war zuviel für Potts. Das kleine Miststück würde ihm diese alte Hexe sicher mit größtem
    Vergnügen auf den Hals hetzen! »Du wirst nicht wagen, es ihr zu erzählen, du erbärmliches
    Frauenzimmer! Oder du bekommst 'ne Sonderration von dem hier!«
    Potts holte mit einem seiner mächtigen Arme weit aus und schlug zu. Er traf Shemaine, die noch
    versuchte, sich zu ducken, an der Schulter, so daß sie unbeholfen über ihre Ketten stürzte. Seine
    Rachegelüste waren jedoch noch lange nicht gestillt. Er wollte sie in tiefster Furcht vor sich im Staub kriechen sehen. Gehässig angelte er nach ihrer Beinkette und zog ihr mit einem Ruck die Füße unter dem Leib weg.
    Mit einem empörten, halb unterdrückten Schmerzensschrei schlug Shemaine rückwärts der Länge
    nach auf die Decksplanken. In Wirklichkeit schaukelte das Schiff nur eben spürbar in seinen
    Festmachern, aber für die benommene und geschwächte Shemaine schien sich das Quietschen der
    Planken an der Kaimauer im selben Maße zu steigern, wie der Wind auffrischte. Es war, als sei das
    Deck mit der schwellenden Dünung, die den Schiffsrumpf rhythmisch hob und senkte, lebendig
    geworden. Sie warf einen vorsichtigen Blick nach oben, wo die Masten und Rahen in einem
    schwindelerregenden Nebel vor dem wechselhaften Hintergrund eines düster brütenden Himmels
    herumwirbelten. Ein Schaudern durchlief sie, und ihr Magen zog sich bei den einander seltsam
    zuwiderlaufenden Bewegungen zusammen. Um nicht das wenige, das sie gegessen hatte, zu
    erbrechen, rollte sie sich zur Seite und preßte ihre schweißnasse Stirn in die Beuge ihres Arms,
    während sie darauf wartete, daß die Übelkeit abebbte.
    Der Bootsmann hatte sich von seiner Musterung der männlichen Sträflinge gerade abgewandt und den
    Zwischenfall beobachtet. Jetzt eilte er, nachdem er sich einen Stock geschnappt hatte, gereizt auf das Geschehen zu. »Halt, Potts!« blaffte er den Matrosen an. »Laß das Frauenzimmer in Ruhe!«
    »Aber Mista 'arper!« protestierte Potts. »Ich hab' doch bloß versucht, mich zu wehren, bevor diese
    Natter hier ihre Giftzähne in mein armes Fleisch bohren konnte.«
    James Harper stieß ein lautes, angeekeltes Schnauben aus. »Jawohl, Mr. Potts! Und die Sonne geht im
    Osten unter!«
    »Ich hab' Zeugen, ja!« Potts sah sich nach Morrisa um, damit diese sein Lügenmärchen bestätigte.
    »Ich habe keine Lust mehr, mich von dir oder deiner kriecherischen Hure für dumm verkaufen zu
    lassen!« knurrte Harper. Dann hob er, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, mit drohender
    Gebärde seinen Stock. Als Symbol seiner Autorität hatte er den Stock während der Fahrt viele Male
    dazu benutzt, Dummköpfe und Faulpelze Mores zu lehren. »Jetzt hör mir mal gut zu, du nichtsnutziger
    Tölpel! Ich habe die Nase voll von deinen erbärmlichen Streichen! Wenn der Kapitän für diese
    Gefangene nicht den vollen Wert erzielt, schwöre ich dir, daß du diesen Stock zu schmecken
    bekommen wirst. Und jetzt hilf ihr auf, du Mistkerl, und zwar
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